Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
sterben!“
„Nein!“, wiederholte Dave schlicht. „Das werde ich nicht zulassen.“ „Aber Dave ...“
Russells Stimme war lauter geworden und er beherrschte sich nur mühsam, senkte sie hastig wieder. „Du gefährdest uns alle, wenn er am Leben bleibt. Ist dir das klar? Er ist nur ein kümmerlicher Mensch, verdammt!“ Russell war versucht, nach Dave zu greifen, ihn zu schütteln, unterließ es jedoch wohlweislich. „Er ist vor allem ein Mirjahn! Wenn sein Erbe erwacht, wird er ein furchtbarer Gegner werden. Genügend Gründe, warum er sterben muss.“ Russell legte eine Pause ein, leckt sich nervös über die Lippen. Kalte Schauer schlichen sich auf Spinnenbeinen seinen Rücken hinab. „Wenn du es nicht kannst, werde ich es tun. Heute Nacht. Ich werde dich von ihm befreien!“, erklärte er entschlossen.
Die Menschen in dem Café schrien überrascht auf, als der große Mann in dem grauen Anzug urplötzlich den anderen angriff, ihn hochhob und mit einem Krachen an die Wand drückte, sodass ihr Tisch umfiel und das Geschirr klirrend zu Boden ging. Dave war so schnell gewesen, dass Russell kaum einatmen konnte. Beängstigend deutlich spürte er die scharfen Krallen an seinem Hals.
„Du wirst ihm nichts tun! Wenn du dich ihm näher solltest, werde ich dich töten, Russell“, zischte Dave und Russells menschliche Seite wimmerte vor Angst. Nie zuvor hatte er den alten Dämonen so erlebt. Er schluckte hart und konnte vor Anspannung kaum nicken, spürte, wie die langen Nägel seine Haut am Hals ritzten, die ersten Blutstropfen austraten. „Hast du das verstanden?“, fragte Dave leise und sehr drohend nach. Sie standen noch immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wie Russell mit hektischem Blick erkannte, dennoch hatte er keinen Zweifel daran, dass Dave ihn ungeachtet dessen genau hier töten würde.
„Ja!“, würgte er hervor. Sofort lockerte Dave den Griff und ließ ihn hinab gleiten. Mühsam rang Russell nach Luft, spürte die erschrockenen Blicke der Menschen auf sich ruhen. Rasch zog er seinen Kragen höher und verdeckte die feinen Verletzungen, die ihm Daves Krallen zugefügt hatten. Der wandte sich ab, trat an den Tresen heran und legte dem verblüfften Kellner fünfzig Euro hin. Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus, während ihm betroffene, ängstliche Blicke folgten. Russell zupfte verlegen seinen Anzug zurecht und bemühte sich, ebenso sicher wie Dave das Café zu verlassen, seine Beine fühlten sich jedoch überaus zitterig an.
Draußen empfing ihn der übliche Lärm der Stadt, doch Dave war bereits verschwunden, seine Präsenz nicht mehr wahrzunehmen. Russell holte tief Luft und schloss kurz die Augen.
Dave hatte ihn angegriffen, ihn bedroht. Das war nicht der Dämon, den er kannte. Er musste etwas unternehmen. Wenn Dave den Mirjahn nicht töten konnte oder wollte, würden die Anderen es tun müssen, die Gefahr war zu groß. Das Blut der Mirjahns machte ihn zu einer tickenden Zeitbombe, einer Gefahr für sie alle. Fast jeder aus dem Geschlecht war ein Jäger gewesen. Es lag ihnen im Blut. Manchmal übersprang es Generationen, nur um dann mächtiger wieder hervorzutreten. Wenn das Erbe einmal erwacht war, waren sie gnadenlose Jäger, die jeden Dämon aufspüren und töten konnten. Es war ihre Bestimmung und auch dieser junge Mensch würde nun schon bald zu einem Jäger werden.
Russell verfluchte sich, dass er nicht bereits vorher gehandelt hatte, als sich Dave zum ersten Mal so merkwürdig benommen hatte. Er hätte da schon etwas unternehmen müssen. Es war jetzt nur umso schwerer, den Mirjahn zu töten. Er würde Dave genau beobachten müssen, herausfinden, wo der Mensch wohnte, seinen vollständigen Namen in Erfahrung bringen müssen. Dann würde er sehen müssen, wie man an ihn herankam. Dave durfte nichts davon merken. Es war schließlich zu seinem Besten und zum Besten ihrer Art. Dieser junge Mann durfte nicht weiterleben. Russell wusste, dass er überaus vorsichtig sein musste, denn er hatte keinen Zweifel daran, dass Dave seine Drohung wahr machen würde, wenn er ihnen zu nahe kam.
Wütend hieb Russell gegen eine Straßenlaterne. Das konnte er nicht alleine schaffen, das war zu viel für einen Halbdämon. Russell konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, als ihm klar wurde, was er tun musste, sobald er alle Informationen hatte.
Die Anderen aufzusuchen, versetzte ihn in Furcht. Sie waren ihm durchaus nicht freundlich gesonnen, immerhin war er zur Hälfte ein Mensch. Die Gefahr
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