Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
ihn in meiner menschlichen Gestalt und am Anfang ist es ihm sogar gelungen, das Tor selbst wieder zu schließen. Erst als ich ihn in meiner Dämonengestalt genommen habe, hat er sich völlig fallen lassen, hat das Tor ganz weit geöffnet und mich all seine Energie erleben lassen.“ Ein feines, genießerisches Lächeln umspielte Daves Züge.
„Es war köstlich. So berauschend! Doch er ... er ...“ Dave brach ab, starrte Russell intensiv an, sodass diesem ein Schauer über den Rücken lief. „Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Ich habe ihn zurückgeholt, Russell!“ Daves Stimme war voll Leidenschaft und Russell fuhr bei seinen Worten abermals zusammen. Ein furchtbarer, völlig abwegiger Verdacht keimte in Russell auf, den er nicht auszusprechen wagte. Sie schwiegen. Wie eisiges Wasser wirkten Daves Worte auf Russell, hinterließen ein schmerzhaftes Prickeln auf der Haut, schnürten sein Herz zu einem wild pochenden Bündel aus Furcht zusammen. Das war so ungeheuerlich, dass er sich schwer tat, es überhaupt zu begreifen. Wenn es stimmte, was Dave da sagte, war er in höchster Gefahr. Sie alle waren in Gefahr, jeder Andere. Welcher Mensch hatte jemals soviel Macht über einen Dämon gehabt?
Kein Mirjahn hatte es je vermocht, einen Dämon zu verändern! Zu töten sicherlich, zu verstümmeln, aber so etwas?
„Du musst ihn töten“, flüsterte Russell bestimmt und fuhr beschwörend fort: „Er ist eine Gefahr für uns. Niemals hat ein Mensch einen Dämon verändert. Er ist gefährlich, Dave!“ Russells Stimme war lauter und schriller geworden und erneut zogen sie die Aufmerksamkeit einiger anderer Gäste auf sich. Leiser fügte er daher hinzu: „Er muss sterben. Wenn er soviel Macht hat, darf er nicht weiter leben, Dave. Du musst ihn töten.“ „Das kann ich nicht“, gab Dave zu und sah wahrhaftig zu Boden. Russell liefen weitere Schauer über den Rücken und diesmal nicht in seiner menschlichen Hälfte, sondern der Dämon kauerte sich wimmernd zusammen.
„Hast du es denn ernsthaft versucht?“, fragte Russell zögernd nach, während seine Gedanken sich überschlugen. Ein Mensch mit so viel Macht. Undenkbar!
„Nein“, erwiderte Dave und sein Blick bohrte sich in Russells Augen und er zuckte die Schultern. „Nicht wirklich.“ „Dann tue es“, sagte der Halbdämon bestimmt. „Beende es!“ „Ich meinte nicht, dass ich es nicht kann“, erwiderte Dave und seine Stimme wurde bestimmter, ein wenig drohender. „Ich will es nicht, Russell. Selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun. Da ist etwas, was mich daran hindert und das ist nicht sein Blut.“ Dave seufzte und wirkte plötzlich befremdlich verletzlich. Viel zu menschlich.
„Es ist, als ob er einen Bann über mich gesprochen hätte, aber da ist nichts, da sind keine machtvollen Worte, nichts davon. Ich verspüre merkwürdige ... Gefühle in mir. Hitze, Wärme, ein komisches Kribbeln, wenn ich ihn ansehe. Mein Herz krampft sich zusammen, als ob es von eisernen Bändern eingeengt werden würde, doch es gibt keinen Bannspruch, den ich erkennen könnte!“ Dave betrachtete Russell sichtlich verwirrt. „Als er mir in die Schwarze Leere glitt, da habe ich etwas Eigenartiges gespürt, Russell, das war ... Angst ... denke ich. Ich habe mich gefürchtet, dass er geht! Es erschien mir wie ein menschlicher Albtraum.“ Russell schnappte bestürzt nach Luft, blinzelte mehrfach, wollte nicht wirklich glauben, was Dave ihm da erzählte.
„Was für ein Bann ist das? Was kann so mächtig sein?“, fragte Dave verunsichert nach.
Russell lehnte sich langsam ausatmend zurück und überlegte fieberhaft, wie er es formulieren sollte. Dave starrte ihn weiterhin fragend an, ein verwirrter Dämon, für den solche Gefühle schier nicht existent waren. Russells Herz schlug schnell und hart, sein menschliches Erbe verstand viel schneller, was da vor sich ging als sein dämonischer Teil. Konnte es wirklich sein? Aber dies war Dave, einer der ältesten Dämonen überhaupt, wenn nicht sogar der Älteste. Konnte einer der Anderen überhaupt einem solchen Bann unterliegen? Ein Wesen, das keine Gefühle kannte? Alles, was Dave da gerade berichtete, war im Grunde ungeheuerlich! Russell holte tief Luft, beugte sich langsam vor und fing Daves erwartungsvollen Blick ein.
„Ich habe noch niemals davon gehört, dass diesem mächtigen Bann auch Dämonen unterliegen können“, begann Russell vorsichtig und traute seinen eigenen Worten kaum über den Weg. „Aber für
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