Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
Laden noch immer verschlossen und niemand reagierte auf Klopfzeichen oder die Klingel.
„Das ist wirklich seltsam“, wunderte sich Roger. „Sonst macht er schon um 9 Uhr auf.“ Er versuchte in den oberen Fenstern etwas zu erkennen, aber dunkle Vorhänge versperrten ihm die Sicht. „Das gefällt mir nicht“, äußerte Angelika und ihre Stirn legte sich in Falten. Es regnete ganz fein und sie zog ihren gelben Regenmantel, einen klassischen „Friesennerz“, enger um sich. „Irgendetwas beunruhigt mich hier, Roger. Es ist, als ob gerade etwas Böses passiert wäre, aber ich kann nicht ganz fassen, was.“
„Leider hat der Laden auch kein Telefon. Der Inhaber ist ein komischer Kauz. Er meint, dass die Telefone alle von Aliens abgehört werden und hat daher keins“, erklärte Roger nachdenklich. Auch er verspürte eine gewisse Unruhe. Seit einem Jahr kam er regelmäßig hierher, um gebrauchte Fantasybücher zu kaufen. Noch nie war der Laden geschlossen gewesen. Er wusste, dass Peter über dem Laden lebte, doch da war heute alles dunkel.
„Kannst du nicht irgendwo hoch klettern und durch die Fenster reinschauen?“, schlug Angelika vor. Bei dem schlechten Wetter trug sie ausnahmsweise gelbe Gummistiefel an den Füßen, die in einem krassen Kontrast zu dem lilafarbenen Rock standen, den sie heute mit einer rosaroten Bluse kombiniert hatte. Ihre roten Haare wurden zudem von einem grün karierten Kopftuch zurückgehalten.
Roger brummte etwas Unverständliches und starrte unentschlossen auf das Schloss der Hintertür. Schließlich gab er sich einen Ruck und griff in seine Tasche.
„Wenn ich nicht sicher wäre, dass etwas nicht stimmt, würde ich das hier bestimmt nicht machen“, entschuldigte er sich mit gesenkter Stimme und blickte sich verstohlen um. „Kannst du dich mal vor mich stellen, falls jemand vorbei kommt?“ Angelika sah ihn überrascht an und ihr Blick glitt zu dem, was er in der Hand hielt.
„Ist es das, was ich vermute?“, murmelte sie leise argwöhnisch. Roger verzog verlegen den Mund und zuckte mit den Schultern. „Ja. Das ist eine Art Dietrich. Schmiede sind vielfältig. Hey, als Schmied lernt man einiges, ja?“, gestand er hastig, als sich Angelikas Gesicht empört verzerrte.
„Auch einzubrechen?“ Sie schaute ihn ernst an. „Dir ist doch klar, was wir hier gerade tun, Roger? Das ist Einbruch. Wenn uns jemand dabei erwischt ...“
„Natürlich ist mir das klar“, zischte Roger leise und klang genervt, während er bereits mit dem Dietrich am Schloss arbeitete. „Ich würde auch gerne glauben, dass hier alles in Ordnung ist, aber ich habe da ein verdammt komisches Gefühl.“
„Okay, so kann dich keiner sehen. Beeile dich, um der Götter willen“, flüsterte ihm Angelika zu und stellte sich vor ihn, um ihn zu verdecken. „Das dauert etwas. Ist schon eine ganze Weile her, dass ich das gemacht habe“, flüsterte Roger zurück und konzentrierte sich ganz auf das Schloss. Wenn sie sich irrten ... nein, er schob den Gedanken weit weg.
Plötzlich machte es leise „Klick“ und Roger schluckte kurz vor Erleichterung. Das ging schnell. „Offen“, informierte er Angelika und drückte die Tür vorsichtig auf. „Schnell“, drängte sie, „worauf wartest du denn? Lass uns rasch hineingehen, bevor jemand Verdacht schöpft.“
„Ist ja okay, will ja nur sicher gehen, dass da niemand ...“ Roger schob sich in den Lagerraum dahinter. Der Raum hatte nur ein einziges Fenster und das Licht war daher nur spärlich. Angelika drängelte sich resolut hinter ihm herein, sodass er ebenfalls vollends hineintrat. Nahezu geräuschlos verschloss er die Tür hinter sich.
„Kannst du was erkennen?“, erkundigte sie sich flüsternd. „Nein. Hier ist alles dunkel. Pass auf, hier stehen jede Menge Kartons herum“, warnte Roger und trat zögernd einige weitere Schritte in den Raum hinein.
Ungeöffnete Kartons stapelten sich an einer Wand. In der Mitte war ein großer Tisch zu erkennen, der voller Bücherstapel war. Leere Kaffeetassen und ein halb aufgegessenes Brötchen lagen dazwischen. Um den Tisch herum stapelten sich Bücher und die beiden bewegten sich im Storchenschritt über die Stapel hinweg, bemüht, sie nicht umzustoßen und vor allem keinen Lärm zu machen.
„Da vorne beginnt der Verkaufsraum“, flüsterte Roger und Angelika hielt ihn kurz am Ärmel zurück. „Was, wenn ihm was passiert ist? Wir sollten vielleicht besser die Polizei rufen?“ Ängstlich sah sie sich um.
„Wir
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