Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
besorgt, dann stürzt du hier sehr theatralisch zu Boden und wirst erst gefunden, wenn dich jemand in der Uni vermisst. Falls dich überhaupt jemand vermisst.
Oder Dave findet dich, wenn er wiederkommt, säuselte seine innere Stimme und derzeit war das für Finn Argument genug.
Vorsichtig verlagerte er das Gewicht auf die Füße und schob sich an die Bettkante heran. Er holte tief Luft und stützte sich mit den Händen und Armen ab und versuchte sich auf die Füße zu stemmen und scheiterte kläglich. Seine Arme knickten sofort unter seinem Gewicht ein und er plumpste zurück aufs Bett. Sein Rücken quittierte das mit einem erneuten, schmerzhaften Brennen, Finn mit einem schmerzhaften Stöhnen.
Das war wohl ein Satz mit X; das war nix, bemerkte sein zynischer Verstand nüchtern und Finn verfluchte ihn mit einem nicht druckreifen Spruch. Verbissen stemmte er sich hoch und versuchte es erneut, abermals knickten ihm die Arme weg. Die Kraft kommt zurück, nur leider verdammt langsam. Warte einfach noch, riet ihm seine innere Stimme und klang dabei erstaunlicherweise eher nach Finns Verstand.
„Oh, Mann!“ Fluchend fiel Finn aufs Bett zurück und rollte sich seitwärts, um dem merkwürdigen Brennen auf seinem Rücken zu entgehen. Das darf doch echt nicht wahr sein. Wieso bin ich so schlaff?
Er hasste das. Als Läufer hatte er Kontrolle über seinen Körper, konnte ihn an die Grenzen der Belastbarkeit und sogar darüber hinaus treiben. Jetzt war er so schwach, dass er es nicht einmal schaffte, sich auf die eigenen Füße zu stellen.
Just in dem Moment fiel ihm ein, dass er es nicht einmal zum Telefon schaffen würde. Wo war bloß das Handy? Das steckte vermutlich noch in der Jacke vom Sonntag und die hing natürlich in der Garderobe vorne im Flur.
Na klasse, Finn. Du hängst hier fest und kannst einfach nur warten, bis dein Körper wieder mitspielt. Wütend über sich seine Schwäche, ballte Finn die Fäuste. Ah, immerhin, das geht!, frohlockte er.
Toll, du kannst die Fäuste ballen, aber du kannst sie nicht benutzen, selbst wenn dich jemand angreifen würde, denn du kannst damit nicht zuschlagen! Und, nebenbei bemerkt, nicht einmal auf deinen eigenen Füßen stehen. Klasse Finn. Wirklich klasse . Finn hasst seinen nüchtern analysierenden Verstand mitunter.
Stöhnend zog er sich höher aufs Bett und breitete die Decke über sich.
Womit habe ich ein solches Schicksal nur verdient? Verdammtes Drehbuch! Hoffentlich kommt Dave wieder vorbei, dachte er sehnsuchtsvoll und erntete ein begeistertes Nicken seiner inneren Stimme und ein missmutiges Kopfschütteln seines Verstandes. Finn war es egal. Er schloss ergeben die Augen und fiel bald in einen tiefen Schlaf.
Gut eine Stunde später traf Thomas mit zwei anderen Jägern bei Peters Buchladen in der Lüneburger Innenstadt ein und wurde im Innenhof von Roger und Angelika empfangen. Der Regen hatte endlich aufgehört, dafür wehte es heftiger.
Thomas stieg, sich sichernd umblickend, aus dem schwarzen Geländewagen, einem Nissan Pathfinder, wie Roger mit einem winzigen Anflug von Neid und Bewunderung registrierte. Der Schwarze Jäger trug seinen langen Ledermantel, die schwarzen Haare lagen ihm eng am Kopf. Sein Gesicht war sehr ernst, als er zu ihnen trat.
„Wo?“, fragte er nur knapp und Roger deutete mit dem Kopf zur Eingangstür hin.
„Oben. In der Wohnung. Wir sind hochgegangen und haben dort das Blut gesehen. Angelika hat etwas ... gespürt. Etwas Böses“, erläuterte Roger und schluckte seine Benommenheit hinunter.
„Dämonen?“ Thomas wandte sich an Angelika. Sie zuckte unbestimmt die Schultern, nickte jedoch zustimmend. „Deshalb habe ich dich angerufen. Da oben ist ...“, versuchte Roger und erneut drohte ihn die Übelkeit zu übermannen. „Da ist eine Blutlache“, brachte er hervor und beherrschte tapfer den Würgereiz.
„Kommt mit“, ordnete Thomas knapp an und nickte zu den anderen Jägern hinüber. Roger kannte sie beide vom Sehen: Hartmut und Keith. Hartmut war ein etwas gedrungen wirkender Mann mit einem geringen Ansatz zum Bauch. Sein Gesicht war von einem gepflegten, dunklen Bart bestimmt. Er war kräftig und muskulös gebaut. Auch er trug schwarze Kleidung, die ihm aber bei Weitem nicht so gut stand wie Thomas.
Keith hingegen war groß und schlank, mit langen, braunen Haaren, die er in einem Zopf nach hinten gebunden hatte. Ein gepflegter Spitzbart und ein schmaler Schnurrbart gaben seinem Gesicht etwas Ähnlichkeit mit
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