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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Autoren: Chris P. Rolls
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ein vages Gefühl von Wärme geblieben, so als ob er die Finger seines Freundes nur um wenige Millimeter verpasst hätte. Leer. Es war leer um ihn geworden, als Finn verschwunden war.
    Roger richtete sich ganz auf, lauschte in die Dunkelheit des Raumes, bemüht, seinen pochenden Herzschlag und seine rasselnde Atmung zu kontrollieren.
    Finn war fort.
    Er wusste es; das war das stärkstes Gefühl. Roger schwang die Beine aus dem Bett und vernahm das Geräusch, mit dem seine nackten Füße auf den Holzfußboden aufsetzen überdeutlich. Mehrere Minuten saß er nur reglos da, lauschte seinem Herzschlag und fühlte die zunehmende Verzweiflung in sich aufsteigen.
    Warum hatte er ihn nicht erreichen können? Warum hatte er seine Hand nicht ein winziges bisschen weiter ausgestreckt? Finn war da gewesen, direkt vor ihm und dennoch hatte er ihn verloren. Für immer. Roger fröstelte.
    Um das Haus wehte ein starker Wind. Hier und da klapperte es und Roger konnte unten im Garten seine Metallskulpturen leise quietschen hören. Er schloss die Augen, versuchte das furchtbare Gefühl von Verzweiflung und Schmerz zurückzudrängen.
    War etwas mit Finn passiert? Das erschien ihm nicht wie ein zufälliger Traum, dazu waren seine Gefühle zu stark.
    Draußen im Flur vernahm er plötzlich das Geräusch von Schritten, als jemand bemüht leise durch den Flur ging. Vielleicht Max, der heute bei ihnen übernachtete. Die Schritte entfernten sich nach unten. Da ging jemand nicht auf die Toilette, sondern womöglich hinunter in die Küche.
    Ob Max es auch gespürt hatte? Es war ganz anders, als zuvor, wenn Finn in Gefahr war. Diesmal schien er einfach irgendwie ... fort zu sein. Ganz fort.
    Roger stand entschlossen auf. Er machte kein Licht im Flur, um weder Angelika noch Robert in ihrem Zimmer am Ende des Flurs zu wecken. Wobei man Robert wohl nur mit einem Bulldozer, der direkt neben ihm seine Arbeit begann, ernsthaft im Schlaf stören konnte. Roger schmunzelte unwillkürlich.
    Durch den dunklen Flur ging er hinab in die Küche, in der ebenfalls kein Licht brannte. War Max überhaupt hier? Roger spähte in den dunklen Raum, fühlte sich unwillkürlich an die schwarzen Räume seines Traumes erinnert. Schließlich machte er jedoch eine Silhouette aus. Am Küchenfenster stand Max und starrte durch das Fenster hinaus in die Dunkelheit.
    Der Wind hatte deutlich abgenommen. Draußen wehten vereinzelte Blätter durch Rogers Skulpturengarten. Hier und da knirschte das Metall wie rostige Türscharniere, woraus sie zum Teil auch bestanden. Roger beobachtete einen Moment die reglose Gestalt am Fenster, dann machte er entschlossen das Licht an.
    „Max?“, fragte er. Seine Stimme klang heiser und verschlafen. „Alles okay? Ich habe dich runtergehen gehört.“ Seine Füße verursachten ein leises Geräusch auf den Fliesen, als er sich der bewegungslosen, untersetzten Gestalt des Barden näherte. „Max?“
    Langsam wandte dieser sich vom Fenster ab, drehte Roger sein Gesicht zu. Nein, nicht Max, erkannte der Schmied. Thomas' ernstes, besorgtes Gesicht sah ihn an.
    Plötzlich war sich Roger absolut sicher, dass sein Traum nicht nur eine Fantasie gewesen war. Offenbar hatte nicht nur er etwas gespürt.
    „Er hat es erneut getan.“ Thomas' Stimme klang weit entfernt. „Er hat den Weg abermals geöffnet.“
    Roger verspürte einen eisigen Hauch über seinen Rücken wehen. Just in dem Moment erklang hinter den beiden Männern plötzlich das Geräusch weiterer Füße. Angelika kam in die Küche. Sie schaute beide Männer abwechselnd überrascht an.
    „Was ist los? Warum schlaft ihr nicht?“ Sie rieb sich selbst den Schlaf aus den Augen. Ihre roten Haare standen wie eine Löwenmähne ab. Sie sah besorgt von einem zum anderen und nickte verstehend.
    „Ihr habt es also auch gefühlt“, stellte sie fest. Ihr Gesicht sah im künstlichen Licht faltiger aus, hatte tiefere Linien und Roger war sich nicht ganz sicher, ob sie ihnen nicht gerade ihr zweites Gesicht zeigte.
    „Er ist wirklich fort? Einfach gegangen?“, fragte sie in die Stille hinein. Sie sah Roger, der zweifelnd die Schultern zuckte, forschend an.
    Finn fort? So recht wollte der Gedanke bei ihm nicht Fuß fassen. Natürlich hatte er gefühlt, dass Finn gegangen war. Aber das würde dieser doch nicht tun. Er würde nicht einfach gehen und sie alleine lassen. Es war noch so viel zu tun. Roger erinnerte sich an Finns müdes Gesicht, die tiefen Spuren des Schmerzes darin. Es gab nichts, was Finn
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