Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Luft peitschen.
Wie hatte Russell nur so dumm sein können, ausgerechnet Thubal in diese Sache hineinzuziehen? Thubal! Kein anderer Dämon würde es wagen, sich mit einem der ganz Alten anzulegen.
Dave musste sich allerdings eingestehen, dass Russell höchstwahrscheinlich nichts von ihrem speziellen Verhältnis zueinander wusste, denn immerhin hatte er dem Halbdämon nie alles erzählt. Wozu auch? Das war eine Sache zwischen ihm und dem anderen Dämon. Eine uralte Rechnung, die zwischen ihnen noch immer offen war.
Dieses Mal würde Thubal bezahlen. Vorrangig für alles, was er Finn angetan hatte. Jeden Blutstropfen, den Daves geliebter Mensch vergossen hatte, würde Thubal bitter bereuen, schwor er sich.
Der alte Dämon zischte wütend, schlug mit dem Kopf nach Wolkenfetzen und stieß den Wasserdampf mit den Hörnern auseinander.
Er würde alle der Anderen dafür büßen lassen. Wie konnten sie es wagen, sich mit ihm anzulegen? Wie konnte Thubal es erneut wagen? Dave war der Älteste von ihnen; keiner war stärker, keiner mächtiger. Niemand rührte sein Eigentum an. Niemand stellte ihn infrage. Seit Jahrtausenden war ihm dergleichen noch nicht passiert. Sie hatten viel mehr getan, als nur einen Menschen in ihre Gewalt gebracht. Sie hatten ihn beleidigt, ihn herausgefordert. Und er würde diese Kampfansage annehmen, auch wenn er verletzt war.
Finns Schmerzen hatten ihn zwar mit zusätzlicher Stärke erfüllt, doch trotz seiner ungeheuren Wut spürte Dave seinen verletzten Flügel langsam ermüden.
Dieser verdammte Jäger. Wegen ihm würde er geschwächt in einen gefährlichen Kampf gehen müssen. Und es würde auf einen Kampf zumindest mit Thubal hinauslaufen, dessen war sich Dave nur zu sicher. Diese Auseinandersetzung war längst überfällig.
Thubals Eifersucht auf seine Machtposition im Gefüge der dämonischen Welt war nahezu krankhaft. Leider hatte der andere Dämon nun endlich etwas gefunden, mit dem er seinen alten Kontrahenten Dave wirklich treffen konnte. Wer hätte auch gedacht, dass ihm jemals ein schwacher Mensch wichtig sein würde? Dave knurrte ärgerlich.
Er hatte sich nie viel um die anderen Dämonen gekümmert, im Gegensatz zu Thubal, der schon früh versucht hatte, die Anderen zu vereinigen, ihre Kräfte zu bündeln. Dave war es nicht wichtig, wer sich für mächtiger oder wichtiger hielt. Thubal hingegen hatte Dave seit ihrer ersten Begegnung als Konkurrenz gesehen. Er neidete ihm seine natürliche Autorität, die Macht, die schlichtweg daraus resultierte, dass Dave der Älteste war und damit von allen respektiert wurde. Thubal konnte niemals sein, was er war und daran hatte der andere Dämon stets Anstoß genommen.
Dave schürzte verächtlich die Lippen. Dem anderen Dämon ging es bei Finns Entführung natürlich noch um mehr. Thubal selbst wollte derjenige sein, der den letzten der Mirjahns tötete, das würde ihn besonders machen, über alle anderen erheben. Zudem musste er sein Versagen kaschieren, denn schon einmal hatte er lautstark verkündet, den letzten des Jägergeschlechts eigenhändig getötet zu haben.
Thubal wollte absolute Macht. Viel mehr, als er seither über die anderen Dämonen besaß. Macht über alle Anderen; das war Thubals Ziel: die Weltherrschaft über die versteckt lebende Armee aus Dämonen. Nicht nur Dave war klar, dass er dieses Ziel nur mithilfe von Daves Macht und Einfluss erreichen konnte.
Grimmig knurrte er. Thubal war dumm, verblendet und machtbesessen wie ein Mensch. Deshalb jedoch auch extrem gefährlich: weil er alles tun würde, seine Pläne zu verwirklichen, um zu bekommen, was er so sehnlich begehrte.
Es war schließlich nicht das erste Mal, dass er es versuchte.
Dieses Mal hatte der andere Dämon allerdings einen entscheidenden Vorteil: Er hatte Finn. Einen unglaublich zerbrechlichen, leicht zu verletzenden Menschen. Und dieser Dummkopf hatte ihn mitten unter die anderen Dämonen gebracht.
Dave knirschte vor fassungslosem Zorn wütend mit den Zähnen. Er musste rasch handeln, wenn er Finn retten wollte. Auch wenn dieser aufgrund seines Erbes stärker als andere war, er war lediglich ein Mensch. Man konnte mehr an ihm zerbrechen als nur seinen Körper, ihm Wunden schlagen, die nicht verheilen würden. Dave wusste, er musste vorsichtig vorgehen, sonst würde er Finn verlieren.
Suchend glitt sein Blick über die Landschaft unter ihm. Erstaunlicherweise wirkten sich die Jahrhundertelangen Veränderungen aus der Vogelperspektive weniger aus als
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