Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)
Intensität zu.
Völlig egal, beschwichtigte ihn sein Verstand. Die Aussicht auf Hilfe ist ohnehin gleich null, denn niemand weiß, wo du bist.
Dennoch tauchte die Frage wieder und wieder auf und Finn gewann zunehmend den Eindruck, als ob sie nicht von ihm gestellt werden würde. Jemand anders schien sie in seinen Kopf zu pflanzen, wiederholte sie endlos, zunehmend fordernd.
Wo bist du?, echote es durch seinen Kopf und Finn öffnete verstohlen die Augen. Jemand rief nach ihm, doch nicht von hier, sondern weit entfernt.
Kalt, grauweiße Wände, unter der Erde. In einem Kerker, kam es ihm ungewollt in den Sinn, als ob jemand Fremdes diese Informationen aus seinem Geist abrufen würde.
Wo? Wo bist du?, wiederholte sich die Frage abermals in seinen Gedanken und er konzentrierte sich ganz darauf, diese Frage zu beantworten.Wenngleich er unsicher war, so zog ihn die fremde Präsenz doch an, hatte etwas Vertrautes an sich.
Sag mir, wo du bist?
Ja, wo bin ich hier eigentlich? Finn sah sich vorsichtig um. Die beiden Dämonen kauerten in einer Ecke, schienen ihn derzeit nicht zu beachten.
Die Wände sehen nach Felsen aus. Bin ich noch in Lüneburg? Wohin könnten sie mich verschleppt haben? Gibt es in Lüneburg Felsgestein? Kann es sein ...?
Finn kam plötzlich ein Gedanke. Inmitten der Stadt gab es ein Naturschutzgebiet. Den Kalkberg. Der war so etwas wie Felsgestein. Aus Kalk oder eher aus Gips. Zumindest so ähnlich. Finn grübelte. Auf dem Berg gab es allerdings keine Gebäude oder gar Zugänge, die in eine derartige Höhle führen konnten. Die Burg darauf war längst verschwunden und alles was an sie erinnerte, mit ihr.
Finn erinnerte sich an einen Text, den er gelesen hatte, als er neu nach Lüneburg gekommen war. Auf dem Kalkberg hatte die Burg der Billunger gestanden, Hluini, genannt, die Zuflucht. Aus diesem Namen war später der Name Lüneburg abgeleitet worden.
Konnte es sein, dass er sich in ihren ehemaligen Kerkern befand? Er fühlte, wie die fremde Präsenz dichter wurde, mehr Informationen von ihm wollte. Mehr konnte er jedoch nicht geben, er wusste nichts weiter.
Eine andere Gewissheit machte sich in ihm breit: Jemand suchte nach ihm. Jemand, den er kannte, dessen war er sich plötzlich sehr sicher.
Voller Sehnsucht dachte er an Dave. Wo war er nur geblieben? Wenn Finn sich auf ihn konzentrierte, vermeinte er ihn beinahe in seiner Nähe zu spüren. Als ob er ganz dicht bei ihm wäre. Als ob er kommen und ihn retten würde.
Dumme Träume. Finn seufzte in Gedanken. Leider wohl auch hörbar, denn plötzlich tauchte der Kynokephalos vor ihm auf. Misstrauisch sah er ihn an und Finn war versucht, rasch die Lider zu schließen, als die riesigen, gelbgrünen Augen seine fixierten. Der Dämon knurrte ihn an, bellte kurz und laut. Unter den anderen Dämonen, die Finn nicht sehen, sondern nur hören konnte, brach Unruhe aus.
„Magie!“ Der hundeköpfige Dämon wich zurück. Gleich darauf tauchte die grobschlächtige Gestalt von Thubal auf und Finn konnte sein Zittern nicht mehr unterdrücken. Kälte füllte sein Denken aus und die Stimme, die nach ihm rief, wurde leiser.
„Was ist los?“, knirschte Thubal und starrte Finn an, der sich weit, weit wegwünschte. „Wer verwendet Magie? Der Mirjahn hat keine, das hätte ich gespürt. Was hast du bemerkt?“, wandte sich Thubal an den anderen Dämon. Die Dogai blieb hinter dem Kynokephalos. Thubal wirkte aufgebracht und trat dichter an Finn heran. Sein warmer Atem strich über dessen Gesicht und bewirkte eine Gänsehaut. Dieser alte Dämon stank förmlich nach Gewalt und Brutalität. Finn spürte es mit jeder Faser seines Seins. Thubal war für ihn die Verkörperung alles Bösen.
„Was tust du, Mirjahn?“, zischte der Dämon misstrauisch. Finn schaute ihn bestürzt an.
Was sollst du denn schon anderes tun, als hier rumzuhängen?, maulte die innere Stimme leise, Was für eine dumme Frage. Aber Finn verbot es sich, etwas von seinen rebellischen, völlig unangebrachten Gedanken anmerken zu lassen.
Thubal blickte sich sichernd um, durchsuchte die Schatten, als ob er nach jemand Verborgenem suchen würde.
„Magie!“, stieß Thubal mit seiner eigentümlich knirschenden Stimme hervor und schnupperte argwöhnisch in der Luft. Ruckartig drehte er sich zu Finn um und stieß diesen grob und heftig an. Finn keuchte erschrocken auf und schwang haltlos in der Fesselung hin und her.
„Jemand sucht nach ihm“, knirschte der braune Dämon
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