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Die Angst spielt mit

Die Angst spielt mit

Titel: Die Angst spielt mit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elise Title
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einen Sekunde hielt Maggie den Atem an, sagte ihre Gebete, versicherte ihren Kindern stumm, dass sie sie liebte, und bat sie um Verzeihung, dass sie sie als Halbwaisen zurückließ. In der nächsten Sekunde fand sie sich benommen noch am Leben und unverletzt, als der Wagen knirschend im zwanzig Zentimeter tiefen Wasser eines Baches zum Stehen kam.
    “Kevin?” Ihre Stimme klang hoch und dünn vor Angst, er könnte nicht so viel Glück gehabt haben.
    Doch er drehte sich mit einem zitterigen Lächeln in seinem bleichen Gesicht um. “Wir haben es geschafft!”
    “Du siehst schrecklich aus.”
    Er nickte und sagte mit bemerkenswertem Elan: “Gehört alles zu einem normalen Tagewerk, Puppengesicht!”
    Kevins durchgeweichte Laufschuhe schmatzten, als er und Maggie zwischen den Tischen durchgingen und Ausschau nach Jeanne Squires hielten. Maggie, deren Schuhe erfreulich trocken waren, weil Kevin sie galant auf trockenen Boden getragen hatte, litt unter Blasen dank des meilenweiten Fußmarsches. Beide fühlten sich in ihrem gegenwärtigen Zustand fehl am Platz in dem romantischen Restaurant mit seinen verwitterten Holzwänden und den dicken Eichenbalken, die mit Farmerwerkzeug und Lampen geschmückt waren.
    “Ich hoffe, sie hat nicht … oh gut, da ist sie”, sagte Maggie erleichtert und deutete auf eine der gemütlichen Nischen an der Hinterwand.
    Jeanne Squires winkte nervös, als sie näher kamen.
    “Ach du meine Güte”, sagte sie. “Ich fürchtete schon, Sie hätten es vergessen.”
    “Ein kleines Problem mit dem Wagen”, sagte Maggie bewundernswert beiläufig.
    “Ach, das tut mir ja so leid”, sagte Jeanne, während Maggie heimlich Kevin auf Jeannes Seite der Sitzbank drängte.
    Anstatt sich zu ihnen zu setzen, blieb Maggie am Tisch stehen. “Unterhaltet euch einen Moment, und ich rufe den Automobilclub an und sorge dafür, dass der Wagen abgeschleppt wird.”
    “Lass mich das machen.” Kevin wollte aufstehen, wurde jedoch von Maggies Hand auf seiner Schulter zurückgedrückt.
    “Bin gleich wieder da”, sagte Maggie unbekümmert und eilte davon.
    Kevin wandte sich resigniert an Jeanne. Er lächelte befangen und konnte nicht übersehen, dass sich die Mittvierzigerin heute mit ihrem Aussehen große Mühe gegeben hatte. Sie trug eine neue grüne Bluse, die noch die Falten von der ursprünglichen Verpackung hatte, und ihr geblümter Rock mit den großen Hüfttaschen sah aus, als wäre er in einer Teen-Boutique gekauft worden. Jeanne trug ihr Haar sogar anstatt zu dem üblichen Knoten geschlungen offen und nur mit zwei grünen Spangen hinter den Ohren festgehalten.
    “Hübsches Wetter”, murmelte sie und nippte an ihrem Wasser.
    Kevin nahm einen Schluck von seinem eigenen Wasser. “Ja. Schön.”
    “Und … wie laufen … die Proben?”
    “Die Proben. Nun ja, sie laufen. Wir haben natürlich noch viel Arbeit vor uns.” Er legte die Hände an sein Wasserglas. “Es ist … schade, dass Sie … ausscheiden mussten.”
    Jeanne seufzte dramatisch. “Mein Vater.”
    Die Kellnerin brachte zwei zusätzliche Speisekarten.
    “Der Hähnchensalat ist ausgezeichnet”, sagte Jeanne. “Ich habe letzten Monat mit meiner Bridgerunde hier gegessen. Aber mein Vater verachtet Salate als Mittagessen. Er sagt, dieses ganze Grünzeug füllt nur den Teller, damit es so aussieht, als würde man eine Menge Essen bekommen, während man in Wirklichkeit nur …” Sie stockte, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Kevin hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Er entschied sich für “Ich mag Salate, besonders Hähnchensalat.”
    Sie fischte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch, fand keines und betupfte mit der Serviette ihre Augenwinkel. “Es ist mir ja so peinlich. Bitte entschuldigen Sie.”
    “Es ist schon in Ordnung, Miss Squires. Jeanne. Wirklich.”
    “Es geht um meinen Vater, wissen Sie.”
    Er wusste es nicht, aber er nickte.
    “Er hält sich für so unglaublich vernünftig.” Sie brachte ein trockenes Lachen zustande. “Er war ja nie aufgeschlossen, aber was das Stück angeht, benützt er so extreme Worte.”
    “Was für Worte?”, fragte Kevin leise.
    Sie strich ihre Serviette glatt. “Unanständig. Skandalös. Beschämend. Liederlich.”
    “Was glauben Sie, warum empfindet er so?”
    Anstelle einer Antwort brach Jeanne erneut in Tränen aus. Kevin reichte ihr seine eigene Serviette, die auf seinem Teller noch immer wie ein Fächer angeordnet war, und sie nahm sie dankbar.
    “Er hat sogar einen

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