Die Angst spielt mit
zusammen, wie sollte sie ihn da verlassen? Was hatten sie denn bis jetzt miteinander geteilt? Lediglich pure Fantasie. Und sehr reale Gefahr. Keines von beidem war die Basis für eine intime Beziehung, selbst wenn es zufällig zu Intimitäten kommen sollte.
Als Maggies jüngerer Sohn näher kam, entging Kevin nicht der abschätzige Blick, den ihm der Junge zuwarf. Er begann, sich bei Maggies Kindern wie ein Paria zu fühlen.
“Wie war das Training?”, fragte Maggie mit gezwungener Fröhlichkeit.
“In Ordnung. Hast du Mike bestraft?”, fragte Leif besorgt.
Maggie zerzauste ihm lächelnd die Haare. “Nein, aber wenn er noch einmal die Schule schwänzt …”
“Nein, ich meine, weil er Dad angerufen hat.”
Maggie verspannte sich. “Leif, es ist in Ordnung, wenn Michael und du euren Vater anruft. Ich habe euch das mindestens hundertmal gesagt.”
“Mike hat gesagt, dass du böse sein wirst. Er hat gesagt, dass du nicht wirklich willst, dass wir Dad anrufen.”
“Das ist nicht wahr. Hol jetzt deine Sachen, und dann gehen wir nach Hause.”
Leif warf Kevin einen vorsichtigen Blick zu. “Kommt er mit?”
“Leif, das ist eine unhöfliche Frage”, entgegnete Maggie scharf.
“Wirkt auf mich wie eine ziemlich vernünftige Frage”, sagte Kevin liebenswürdig und wollte sich nicht von einem Achtjährigen einschüchtern lassen. Was die Einschüchterung durch einen Dreizehnjährigen anging, nun ja, daran musste er noch arbeiten. “Ich wollte euch bis zur Abzweigung zu meiner Straße begleiten, aber vielleicht willst du mit deiner Mom allein sein.”
Maggie war von Kevins Takt beeindruckt. Und sie war überrascht von dem enttäuschten Blick ihres Sohnes. Was denn? Hatte Kevin tatsächlich Leif für sich gewonnen? Wäre das nicht nett gewesen! Doch dann machte Maggie sofort einen Rückzieher. Langsam, mahnte sie sich. Das Letzte auf der Welt, was du willst, ist, dass deine Kinder sich zu sehr an einen Mann hängen. Besonders wenn du nicht weißt, ob du dich wirklich zu ihm hingezogen fühlst oder ob du es überhaupt willst.
“Ist die Eisdiele vor Ihrer Abzweigung?”, fragte Leif und scharrte mit den Füßen auf der Erde.
Kevin und Maggie lächelten. “Allerdings”, antwortete Kevin. “Wie wäre es, wenn wir uns eine doppelte Portion mit Schokoladensoße gönnen?”
Leifs Gesicht hellte sich auf. “Klingt gut.”
“Da fällt mir ein”, sagte Maggie und lächelte Kevin an, “wir hatten kein Mittagessen. Ich würde sagen, wir gehen direkt zum Dessert über.”
Kevin grinste. Wer hätte vor zwei Stunden, als er Todesangst hatte, gedacht, dass er jemals wieder grinsen würde. Oder überhaupt atmen.
Nach der Eiscreme geriet Leif mit Kevin in ein ausführliches Gespräch über seine Baseballkartensammlung. Er war begeistert, dass Kevin nicht nur Karten als Kind gesammelt hatte, sondern sie noch irgendwo in einem Schrank aufbewahrte und sie gelegentlich suchen wollte.
“Mann, das wäre toll. Dann haben Sie ja die großen alten Stars.”
Kevin lächelte. “Ja, ziemlich alt.”
Bevor es einem von ihnen bewusst wurde, bogen sie um die Ecke von Maggies Straße.
Sie entdeckten gleichzeitig den Streifenwagen. Maggies Herz krampfte sich zusammen.
“Hey, vielleicht ist Großvater hier”, sagte Leif und lief voraus.
Es war tatsächlich Harvey Mead, der ihnen die Tür öffnete. Er drückte seinen Enkel an sich.
Michael kam an die Seite seines Großvaters. Maggie und Kevin beobachteten, wie das sonnige Lächeln des Jungen sofort verschwand, als er Kevin sah.
Kevin blieb stehen. Er hatte genug Konfrontationen für einen Tag gehabt. “Ich gehe nach Hause”, sagte er und wandte sich ab.
Doch Harvey Mead rief: “Ich möchte mit Ihnen sprechen, Kevin. Mit dir auch, Maggie.” Er wartete, bis Leif ins Haus gegangen war. “Burt Ehester an der Tankstelle hat euren Wagen untersucht”, sagte Harvey ernst. “Die Bremsen haben nicht versagt. Die Leitungen wurden durchgeschnitten.”
Weder Maggie noch Kevin sagten ein Wort.
“Ihr zwei hättet umkommen können.” Harveys Stimme wurde schärfer. “Parker Anderson wurde ermordet. Deine Großmutter wurde angegriffen. Und ich glaube keinen Moment, dass Norton Squires auf der Treppe ausgerutscht ist. Wir haben hier in Thornhill einen gewalttätigen mehrfachen Mörder.”
“Oder vielleicht mehr als einen”, sagte Maggie leise.
Bevor Harvey darauf eingehen konnte, flog die Haustür auf.
“Hey, Mom, Telefon!”, rief Michael.
“Wer ist es,
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