Die Angst spielt mit
wir jetzt aussteigen? Es geht hier um hilflose Menschen, die sich nicht selbst schützen können, Kevin. Wir können ihnen nicht den Rücken zuwenden.”
“Maggie, ich sage ja nicht, dass wir ihnen den Rücken zuwenden sollen”, erklärte Kevin langsam. “Ich spreche dabei nur von deinem Rücken.”
“Oh, verstehe.”
“Ich will nicht, dass dir etwas passiert, Maggie.”
“Zu spät, Kevin. Etwas ist schon passiert.”
“Maggie …”
“Wir sind ein Team. Und wir stecken zu tief drin, um uns abzuwenden. Wir müssen nur … wirklich vorsichtig sein.”
Kevin hatte das deutliche Gefühl, dass Maggie nicht nur von dem Schnüffelspiel sprach.
Sie gab ihm einen leichten Kuss und griff nach ihrem Hausmantel. “Ich habe mein Versprechen nicht vergessen, dir zu zeigen, was für eine großartige Köchin ich bin. Abgesehen davon kann ich mit vollem Magen besser denken.”
Sie bückte sich, um nach ihren Hausschuhen zu suchen, kam jedoch mit etwas anderem wieder hoch.
“Kevin, sieh dir das an!” Sie streckte ihm einen vergilbten Umschlag entgegen. “Der muss in dem Buch gesteckt haben und herausgefallen sein, als es auf den Boden fiel. Muss unter dem Einband gesteckt haben.”
Kevin blickte in den Umschlag. Er war leer. Und es gab keine Adresse darauf.
“Sieh dir den Absender an.” Maggie tippte auf die linke obere Ecke des Umschlags.
“Anderson und Regent, Privatdetektive, 307 Boylston Street, Boston, Massachusetts”, las er laut vor.
“Er hatte einen Partner, Kevin. Parker Anderson arbeitete mit jemandem namens Regent. Womöglich haben sie zusammen an dem Merrill-Fall gearbeitet. Wenn dieser Regent noch lebt, könnte er uns Hinweise geben.”
“Es dreht sich hier um vierundvierzig Jahre, Maggie.”
Doch sie hörte nicht hin. “Ich glaube”, sagte sie und nahm den Umschlag wieder an sich, “es ist höchste Zeit für einen kleinen Einkaufsbummel durch Boston.”
Kevin überprüfte seinen Wagen, bevor er am nächsten Morgen Maggie abholte. Sie kam nicht allein. Sie öffnete für Michael und Leif die hintere Tür und setzte sich dann nach vorn zu Kevin.
“Die Jungs kamen zeitig von ihrer Großmutter zurück, und als sie hörten, dass wir nach Boston fahren, wollten sie mit.”
“Aber sicher”, murmelte Kevin, drehte sich um und lächelte die beiden freundlich an.
Leif lächelte zurück. Michael sah ihn finster an.
Ob Michael schon das Fehlen des Kondoms entdeckt hatte? Und zwei und zwei zusammengezählt hatte? Oder eins und eins in diesem Fall?
“Wart ihr zwei schon mal im Museum der Wissenschaften?”, fragte Kevin bewusst beschwingt.
“Wissenschaften sind langweilig”, murmelte Michael.
Leif hatte aufgeregt gewirkt, bis Michael seinen Kommentar abgab. “Ja, Wissenschaften sind langweilig”, echote Leif jetzt.
Maggie schenkte Kevin ein mattes Lächeln. Die Jungs brauchten nur Zeit, sagte sie sich selbst. Dann würden sie ihn lieben.
Oh, woher kam denn auf einmal dieses heikle L-Wort? Sie konnte mit
lieb haben
fertig werden. Nach der letzten Nacht war auch
Lust
zu schaffen. Aber
Liebe
war etwas ganz anderes. Liebe überstieg im Moment eindeutig ihre Fähigkeiten.
“Na schön, wie wäre es mit dem Computer-Museum?”, schlug Kevin vor.
Selbst der mürrische Michael konnte nicht widerstehen. “Ja, das wäre nicht so schlecht.”
Mehr brauchte Leif nicht. “Irre”, rief er aufgeregt.
“Wie wäre es, wenn wir euch Jungs zwei Stunden durch das Museum streifen ließen, während Kevin und ich einkaufen gehen? Es sei denn, ihr wollt uns lieber beim Einkaufen begleiten …”
“Ausgeschlossen”, antworteten beide Jungen gleichzeitig.
Maggie lächelte und wandte sich an ihren älteren Sohn. “Du musst mir versprechen, deinen Bruder genau im Auge zu behalten, während ihr da seid.”
Michael zog eine Grimasse, aber Maggie wusste, dass er im Grunde seines Herzens ein sensibles und vertrauenswürdiges Kind war. Sie war sicher, dass er auf seinen Bruder aufpasste.
“Fahren wir zuerst zum Krankenhaus, wie du versprochen hast?”, fragte Leif. “Um Großvater zu besuchen?”
Maggie blickte zu Kevin.
“Sicher”, sagte er.
Während Maggie und die Kinder zu Harvey gingen, beschloss Kevin, nach Miss Sheridan zu sehen.
Eine flotte blonde Krankenschwester erklärte ihm, dass die Lehrerin noch immer unter starken Beruhigungsmitteln stand. Als Kevin sich gerade bei ihr bedankte und wieder gehen wollte, kam George Denk in Uniform aus dem Aufzug.
“Wollen Sie Miss Sheridan
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