Die Angst spielt mit
Leif die Zunge und sah dann finster aus dem Fenster. “Ich hasse Großstädte. Ich hasse Museen. Sie machen mich krank.”
Maggies Herz krampfte sich zusammen. Michael war nicht der Einzige, der sich krank fühlte.
“Ach, wie nett”, sagte die Schwester fröhlich. “Es ist Ewigkeiten her, dass Mr. Regent Besucher hatte, und jetzt drei an einem Tag. Das wird ihn freuen, besonders wenn Sie Schach spielen.”
Der Besucher lächelte. “Ich spiele viele Spiele.”
Die Schwester ging in den Aufenthaltsraum voran und sah zu, wie der Besucher zu dem alten Mann trat. Ein paar Worte wurden gewechselt, und dann fuhr der Besucher den Schachspieler aus dem Zimmer und durch die Terrassentüren in den Garten hinaus. Um fünf Uhr, der Zeit zum Abendessen im Auburn-Manor-Pflegeheim, machte Ron Pollard sich auf die Suche nach dem Schachspieler.
Er fand den Rollstuhl unter einem alten Apfelbaum.
Lawrence Regent, der Schachspieler, war mausetot.
11. KAPITEL
A m späten Samstagnachmittag betrat Maggie direkt nach ihrer Rückkehr aus Boston auf der Main Street Eva Fashions. Eine junge Verkäuferin bediente eine letzte Kundin, und Lydia Powell, die Besitzerin, arbeitete im Hintergrund des Ladens an den Büchern. Als sie Maggie entdeckte, eilte sie ins Hinterzimmer.
Maggie ignorierte die Verkäuferin, die sie ansprach, und verschwand hinter dem Vorhang. Lydia war nicht im Lager. Zuerst dachte Maggie, sie wäre durch die Hintertür entkommen, doch dann hörte sie ein leises Klicken aus dem Bad der Angestellten.
Maggie klopfte. “Bitte, Lydia, wir müssen miteinander reden.”
Keine Antwort.
“Ich weiß, dass Sie da drinnen sind, Lydia.”
Es entstand eine lange Pause. “Ich … fühle mich nicht gut”, erklang eine erstickte Stimme hinter der Tür. “Bitte … gehen Sie weg.”
“Lydia, ich weiß, was passiert ist. Ich weiß, dass Sie Angst haben.”
Eine lange Stille. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt. Lydia spähte heraus. Sie sah wirklich nicht gut aus. Krank vor Angst.
Maggie lächelte mitfühlend. “Haben Sie einen Anruf bekommen? Oder einen Brief?”
Tränen schimmerten in den Augen der Boutiquebesitzerin. “Ich weiß nicht, worum es geht, Maggie. Ich will es auch nicht wissen. Wenn Sie hier sind, um mich zu überreden, in dem Stück mitzuspielen … ich kann nicht. Bitte …”
“Ich will Sie zu nichts überreden, Lydia. Ich dachte nur, wenn Sie zufällig den Brief hätten …”
“Es war ein Anruf”, gestand sie schwach.
“Ein Mann oder eine Frau?”
“Maggie, ich möchte nicht darüber sprechen. Ich möchte in nichts verwickelt werden.”
“Lydia, zu viele Menschenleben stehen auf dem Spiel, als dass Sie nicht verwickelt sein könnten. Sagen Sie mir, war es ein Mann oder eine Frau?”
“Ich weiß es nicht. Die Stimme war … kratzig, rau. Erschreckend!”
“Was sagte die Stimme?”
Lydia öffnete die Badezimmertür etwas weiter und sah sich im Lagerraum mit Panik in den Augen um. “Sind Sie sicher, dass Ihnen niemand gefolgt ist?”
Maggie fühlte einen Druck in ihrer Brust. “Niemand ist mir in Ihren Laden gefolgt.” Wenigstens das konnte sie mit Sicherheit behaupten.
Lydia zerrte an den Knöpfen ihrer mauvefarbenen Seidenbluse. “Die Stimme sagte nur: ‘Hören Sie zu spielen auf … oder hören Sie zu leben auf.’“ Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als sie die Hand an den Mund presste. “Oh … mir wird schlecht.”
Lydia schlug die Badezimmertür zu.
Maggie hörte die arme Frau würgen, während sie das Hinterzimmer verließ.
“Oh … Kevin … ich habe Sie nicht erwartet”, sagte Jeanne Squires nervös, als sie in der halb offenen Tür stand.
“Ich habe heute Morgen angerufen, aber niemand war zu Hause.” Kevin stand auf der von Säulen getragenen Veranda des großen Ziegelhauses der Squires.
“Sie haben angerufen? Warum?”
“Um mich nach Ihrem Vater zu erkundigen. Und nach Ihnen. Sie waren so verstört, als Sie gestern aus dem Restaurant wegliefen …”
“Oh, das war unhöflich von mir. Sie dort festsitzen zu lassen. Ich war so durcheinander, dass ich völlig vergaß, dass Maggies Wagen zusammengebrochen war.”
“Nun, Stanley Hapgood war dort und hat uns nach Thornhill mitgenommen.”
“Oh, dann ist es ja gut.”
Jeanne bat Kevin nicht ins Haus.
“Und Ihr Vater?”
“Es geht ihm viel besser, danke.”
“Ist er zu Hause?”, hakte Kevin nach.
“Also … nein.”
“Oh.” Kevin war überrascht. “Dann muss er sich viel besser
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