Die Angst spielt mit
Anna mit offenem Mund hinterher, als die zornige Frau aus dem Raum floh. Oh nein, dachte Maggie. Ihr Verdacht, Anna könnte Julianna Merrill sein, kehrte auf einen Schlag zurück.
Maggie eilte hinter Anna aus der Garderobe. Der Korridor war von Schauspielern, Bühnenhelfern und Besuchern verstopft. Maggie entdeckte Kevin und wiederholte hastig Annas Worte.
“Ich habe sie soeben zur Hintertür hinausgehen gesehen”, sagte er.
“Hol meinen Vater. Er ist im Zuschauerraum und behält die anderen im Auge.”
Kevin packte sie. “Was geht hier vor sich?”
“Ich will nur sicherstellen, dass sie uns nicht durch die Lappen geht.”
Er hielt sie fest. “Maggie, keinen Unfug jetzt. Halte nur Ausschau, wo sie ist, und geh ihr aus dem Weg. Die Frau ist offenbar gestört.
Sie gab ihm einen raschen Kuss. “Ich werde vorsichtig sein.”
Es war ein heißer, schwüler Abend. Der Kontrast zwischen der voll klimatisierten Grange Hall und der Hitze im Freien machte Maggie schwindelig. Sie sah sich um. Es gab nur eine Lampe über der Tür, und sie warf nicht viel Licht. Dies war ein reiner Notausgang und führte nur ins Gebüsch. Der Parkplatz der Grange Hall lag auf der Südseite des Gebäudes.
Maggie konnte nicht weit sehen. Sie entdeckte kein Anzeichen von Anna. Sie lauschte auf Schritte. Nichts. Mit einer unheimlichen Vorahnung schob Maggie sich vorsichtig an der Hinterseite des Gebäudes entlang zum Parkplatz.
Ein Geräusch. Sie stockte. Erstarrte. War das Anna Blair alias Julianna Merrill, die in den Schatten lauerte?
Maggie war fast schon an der Ecke des Gebäudes, hatte jedoch Angst weiterzugehen. Wenn Anna nun gleich hinter der Ecke auf sie lauerte? Annas Worte wiederholten sich in Maggies Gedanken wie eine stecken gebliebene Schallplatte. Es gibt kein Zurück … kein Zurück … kein Zurück …
Maggie brach kalter Schweiß aus, als sie jetzt voll begriff, wie verrückt ihre Jagd war. Sie hätte auf ihren Vater und Kevin warten sollen.
Maggie wirbelte herum. Das einzig Vernünftige war, wieder hineinzugehen, ihren Vater und Kevin aufzuspüren und es ihnen zu überlassen, Anna zu finden.
Ihr wurde fast schwindelig vor Erleichterung, als sie es ohne Zwischenfall bis zu der Hintertür schaffte. Sie drehte den Knauf und entdeckte, dass die Tür verschlossen war. Natürlich, es war eine Feuertür!
Maggie schlug gegen die Metalltür. Hoffentlich hörte jemand auf dem Korridor ihr Klopfen und machte ihr auf. Sicher hatte Kevin mittlerweile ihren Vater gefunden. Ob die beiden aber auf diesem Weg herauskamen? Nein. Nicht, wenn ihr Vater in der Eingangshalle gewesen war.
Maggies Hämmern an der Tür brachte kein Ergebnis. Der dritte Akt musste bald beginnen, und alle würden auf die Bühne eilen, einschließlich Kevin. Zum Glück trat sie erst in den letzten zehn Minuten auf.
Verdammt! Sie musste um das Gebäude herumgehen und es durch den Vordereingang betreten. Um ihre Angst zu vertreiben, redete sie sich ein, dass Anna entweder schon entflohen oder gefangen worden war. Kein Grund zur Sorge.
In diesem Moment hörte sie das klar erkennbare Klicken, mit dem der Hahn eines Revolvers gespannt wurde. Im nächsten Moment fühlte sie, wie sich das kalte, harte Metall gegen ihren Kopf drückte.
“Vorwärts!”, befahl eine leise, schroffe, gedämpfte Stimme.
Maggie war zu benommen, um in der Stimme irgendetwas Vertrautes zu hören, und zu gelähmt vor Entsetzen, um den Befehl gleich zu befolgen. Nach einem unsanften Stoß versuchte sie, einen Schritt zu tun, stolperte jedoch. Eine raue Hand packte sie am Arm und stützte sie. Sie wollte instinktiv den Kopf drehen.
“Nein!”, warnte die Stimme. Die Waffe trieb sie von dem Gebäude weg in die Dunkelheit.
Oh nein, dachte Maggie wie versteinert. Sie sollte in den Wald geführt werden! Sie sollte getötet werden! Das war das Ende. Das Ende. Das Ende …
Oh nein, dachte sie, während Wut in ihr hochstieg. Das ist nicht das Ende, verdammt noch mal! Das ist nicht der letzte Vorhang! Ich kann das nicht zulassen!
“Vorwärts”, kam erneut das raue Kommando, gefolgt von einem weiteren kraftvollen Stoß mit dem Revolverknauf an ihrem Kopf. Sie stolperte wieder. Diesmal absichtlich.
Sie überraschte den Angreifer, zumindest für einen Moment. Dann jagte die hoch aufragende, schwarz gekleidete Gestalt mit einem Fauchen hinter Maggie her, als sie der Sicherheit des Vordereingangs der Grange Hall entgegenrannte.
Gerade als sie dachte, sie würde es schaffen, schlang sich
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