Die Angune (German Edition)
zusammen. Ihr Gesicht verformte sich zu einer hässlichen Fratze.
Und dann riss sie am Griff.
Ein schriller Schrei durchlief die Höhle!
Cornelia presste den verletzten Arm an den Bauch, legte sich nieder und krümmte sich zusammen. Minutenlang blieb sie so liegen, sehnsüchtig darauf wartend, dass der pochende Schmerz in ihrem Unterarm abnahm. Nach einer halben Ewigkeit - sie wusste nicht wie lange - richtete sie sich wieder langsam und sehr vorsichtig auf.
Zu ihrer Linken reflektierten die Felsen ganz schwach einen Lichtschein und suggerierten ihrem verzweifelt arbeitenden Verstand, dass es d ort entlang ins Freie ging.
Ich muss hier raus! Egal wie! Ich muss raus!
Cornelia stand auf und torkelte wie eine Betrunkene den Stollen entlang. Den großen dunklen Schatten rechts neben ihr bemerkte sie nicht. Er blieb regungslos liegen. Erst als Cornelia die vier gewaltigen Hörner neben sich erkannte, erinnerte sie sich wieder an die Vorkommnisse. Doch sie war zu erschöpft. Sie war zu erschöpft um zu schreien, zu erschöpft um zu weinen, zu erschöpft um wegzulaufen. Wenn der Teufel sie holen wollte, dann sollte er es jetzt tun. Hier und jetzt! Schnell und schmerzlos!
Doch der Teufel rührte sich nicht.
Cornelia konnte des Teufels Augen nicht in dem schwachen Licht erkennen, aber in ihr stieg die Gewissheit, dass er sie nicht mehr angreifen würde. Es war ein eigenartiges Gefühl das sich in ihr breit machte, so als würde ihr eine tiefe Verbundenheit vom Teufel entgegengebracht!
Cornelia zuckte erschrocken zusammen!
›Du hast Fieber und beginnst zu phantasieren! Schau, dass du hier raus kommst! ‹
Erst jetzt bemerkte sie den kräftigen Luftzug auf ihrer Wanne.
Luft und Licht! Die Elemente zeigten ihr den Weg zum Ausgang.
Gott sei Dank!
Sie beschleunigte die Schritte und stolperte weiter, den verletzten und schmerzenden Arm fest an sich pressend.
Der Gang wurde immer breiter und immer heller . Der große, blendendweiße Höhlenausgang traf sie wie ein Schlag.
Das Licht schmerzte in den Augen und zwang Cornelia stehen zu bleiben. Sie blinzelte wiederholt mit den Augen und wartete bis die Helligkeit erträglich wurde. Dann trat sie langsam durch den Höhlenausgang in die wärmende Morgensonne hinaus.
Das Unwetter war längst vorbei und hatte einem strahlen dblauen Himmel Platz gemacht. Sie legte sich auf eine kleine Steinplatte, schloss die Augen und genoss die wärmende Kraft der Sonne auf ihrem Gesicht.
Sie schlief sofort ein.
Kapitel 14
Auf der Suche nach der Angune
17. Tag im 3. Sternenhaus des 5289. Sonnenumlaufs
D ran'ja Do'ul Corón, die alte Maga, saß in ihrem bequemen Sessel aus Weidengeflecht und stützte den Kopf auf die linke Handfläche. Ihre Gefühle schwankten zwischen Ratlosigkeit und Enttäuschung. Sie verstand nicht was da geschehen war!
Oder vielmehr, sie wollte sich nicht abfinden mit dem was sie eben gesehen hatte!
Sie saß vor einem dicken Felsen der über und über mit goldgelbem Moos bewachsen war. Am Boden hatte sich totes, braunes Laub angesammelt , und in der Mitte der Felsens schlängelte sich eine Kletterpflanze empor, deren Ranken sich kunstvoll zu einem Oval verknotet hatten, und in dessen Mitte blitzblanker, grauer Fels zu sehen war.
W eder der graue Fels hatte die Weißelfe sprachlos werden lassen, noch das goldgelb leuchtende Moos, dessen Farbe bloß eine Farbverfälschung durch Reflexion war.
Der Grund ihrer Enttäuschung war das , was sie eben im Oval der Kletterpflanze gesehen hatte.
»Lass mich bitte noch einmal in deine Erinnerungen bl icken!«, sagte die alte Maga zum Rotfußraben, der neben der Kletterpflanze auf einem Felsvorsprung hockte, und sich die Federn mit dem mächtigen Schnabel glatt strich.
»Krook! «, antwortete der Vogel mit den roten Füssen.
Und gleich darauf begann im Oval der Kletterpflanze die glatte Oberfläche des Felsens zu flimmern. In das optische Durcheinander kam langsam Ordnung , und nach und nach bildete sich ein scharfes Bild.
Uri Dran'ja erkannte die Welt aus der Perspektive eines Vogels. Hohe Berge türmten sich links und rechts auf und bildeten die Seiten eines Tales. In der Talmitte zog ein Fluss durch einen lichten Mischwald, dessen gelblich-braunen Nadelbäume mit grünen Laubbäumen durchsetzt waren. Der Fluss und der Wald kämpften um die Vorherrschaft im Tal. Manchmal erhaschte der Wald die Oberhand und zwang den Fluss in ein schmales Bett zurück. Anderswo gewann der Fluss die Oberhand. Dann drängten öde
Weitere Kostenlose Bücher