Die Angune (German Edition)
höher und immer höher, und irgendwann konnte der Haken die Auslöseschlinge nicht mehr halten. Die Schlinge rutschte aus dem Haken, die Schleuder öffnete sich und gab den schweren Stein frei.
Kaum hatte der Stein die Schleuder verlassen, als er am Trageseil des Netzes zerrte und es mit voller Wucht spannte. Auf einer geraden Linie schossen am Boden explosionsartig Moos und Heidekrautgestrüpp in die Höhe, um den Weg für das versteckte Netz freizugeben.
Der erste Drachenreiter war auf sein Ziel fixiert und hatte von alledem nichts mitbekommen. Er bemerkte nicht einmal wie er starb.
Als sein Drache auf das in die Höhe schnellende Netz prallte, wurde ihm der Kopf abgerissen. Der Kopf und der Hals des Drachens rutschten durch eine Masche hindurch, bevor sich das Netz wie eine eiserne Faust um den Drachenkörper spannte. Seine großen Flügel waren dieser Belastung nicht gewachsen. Sie wurden brutal nach hinten umgebogen und brachen in den Schultergelenken. Der Drache zerriss das Netz, stürzte wie ein Mehlsack zu Boden, schlug noch zweimal auf der Erde auf, bevor sein dahin schlitternder Körper sich einen halben Schritt tief im Schlamm eingrub und zum Stehen kam. Er war quer durch das Lager geschlittert und hatte 37 Óroks mit in den Tod gerissen.
Der zweite Drachenreiter, der seitlich links versetzt folgte, hatte bemerkt, wie sein Kollege abstürzte, wusste aber nicht warum. Er hörte nicht wie Ganbold Gan'ka Zehnender ...
«Zwei!»
... brüllte. Er sah auch nicht die gebündelten Sonnenstrahlen, die die Sicherungsbolzen zweier Wurfmaschinen beleuchteten. Aber er sah etwas vor sich in die Höhe steigen. Instinktiv drückte er sich flach auf den Hals des Drachens - und starb mit diesem.
Der dritte Drachenreiter, der seitlich rechts versetzt folgte , hatte ein Moment mehr Zeit. Er sah wie der erste Drache sich in einem Netz verfing, das vom Boden hochgeschossen wurden, und legte seinen Drachen in eine scharfe Kurve um dem langen Netz auszuweichen. Der Drache reckte seinen linken Flügel hoch in die Luft und senkte den rechten zu Boden: er wurde vom zurückpendelnden Wurfarm der rechten Wurfmaschine von Netz Nummer drei getroffen. Der leichte, hohlräumige Knochen des Drachenflügels wurde glatt durchgehauen, und die lederne Haut des Flügels verfing sich am schaukelnden Wurfarm. Der Drache wurde seitlich herumgerissen, während die Wurfmaschine umstürzte und der lange Wurfarm beim Aufprall auf den Boden in drei Stücke zersplitterte. Dem Drachen ging es nicht besser. Er schlug seitlich auf dem Boden auf und vollbrachte sechs Überschläge ehe der Körper, der unterwegs 14 Zelte aufsammelte und einen ganzen Zug Krieger niederwalzte, zum Stehen kam. 94 Krieger starben, vom Körper des sterbenden Reptils erschlagen.
Dem vierten Drachenreiter, und allen folgenden Drache nreitern, blieb genügend Zeit, um ihre Tiere steil in die Höhe zu ziehen. Ein paar kurze und heftige Flügelschläge genügten, um eine sichere Flughöhe zu erreichen, damit sie sich schnell und zügig vom Schlachtfeld entfernen konnten.
Als Ganbold Gan'ka Zehnender bemerkte, wie die überl ebenden Drachenreiter ihre Tiere emporzogen, um sich in Sicherheit zu bringen, ballte er eine Faust und haute so fest auf seinen Sattel, dass sein nervös tänzelndes Schreckenshorn zusammenzuckte.
Aber davon nahm Zehnender keine Notiz. Sein Blick war auf den großen Drachen gerichtet , der die ganze Zeit in sicherer Höhe über dem Tal kreiste. Der Drache verließ seine luftige Warte, als die anderen Drachenreiter sich zurückzogen. Er flog aber nicht mit ihnen weg, sondern näherte sich Zehnenders Lager. Wie am Tag zuvor begann er über den Wurfmaschinen zu kreisen - nur etwas höher als am Vortag.
»Aha! Kleiner Respektsabstand, wie?« knurrte Ganbold Gan'ka Zehnender bissig, während seine zusammengekniff enen Augen den Drachen verfolgten.
»Habe ich dich überrascht, du arroganter Arsch?«
Eine ganze Weile inspizierte der Drachenreiter die Wurfmaschinen, um die es rundherum nur so wimmelte. Wie emsige Ameisen bemühten sich zahlreiche Krieger um einen zweiten Einsatz. Sie hatten sich während der ersten Angriffswelle in der Nähe der Maschinen unter Lederhäuten versteckt. Als die Drachenreiter sich zurückzogen, ertönte ein Cornuensignal und alle Krieger kamen aus ihren Verstecken herausgestürzt. Auf Pritschen wurden neue Wurfsteine herangeschleppt. Eine große Gruppe brachte Seilzüge an den senkrecht stehenden Wurfarmen an, um sie runter zu
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