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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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hob seinen Kopf in die Höhe , und blickte in ein Gesicht mit weiblichen Zügen.
    Die Augenlieder waren halb geschlossen und der leere Blick irgendwo ins Nichts gerichtet, so als ob die Lebensgeister noch nicht alle in den Körper zurückgekehrt wären.
    ›Sollten die Drachenreiter vielleicht Frauen sein? Sind die Drachenreiter ein Volk von kämpferischen Feinen?‹
    Zehnender schossen zahlreiche Fragen durch den Kopf. Er trat einen Schritt zurück und wandte sich an den Krieger, der ihn hergebracht hatte.
    »Was ist mit den anderen Drachenreitern?«
    »Alle tot, Herr.«
    »Mann oder Frau?«
    Der Krieger schaute verdutzt auf seinen Führer, dann auf die Gefangene.
    »Ich ... weiß es nicht, Herr!«
    »Dann finde es heraus! Sofort!«
    Der Krieger stürzte aus dem Zelt und lief davon.
    Zehnender blickte die Gefangene an, und bemerkte plötzlich wie die Müdigkeit wieder in seine Glieder zurückkehrte. Er zeigte mit dem Finger auf eine der beiden Wachen und sagte:
    »Du! Besorg mir einen Stuhl!«
    Kurze Zeit später war der Krieger mit einem Hocker zurück.
    ›Was für ein verdammter Tag!‹, dachte der Menelide und genoss den Moment sich hinsetzen zu dürfen, auch wenn es nur ein harter Holzhocker war. Er stützte sein Kinn auf die Hand und betrachtete die Gefangene. Ihr Gesicht war verdreckt, aber Zehnender konnte diesen beigegrauen Hautton erkennen, der für alle Grauelben so typisch war.
    Er wusste nicht viel über Grauelben, da nur wenige von ihnen außerhalb Wyvergard lebten. Das meiste kannte er vom Hörensagen und versuchte jetzt diese Informationen wieder abzurufen.
    Der Großteil aller Grauelben lebte zurückgezogen in den unzugänglichen Vulkanbergen der Zweisonnenwelt. Sie waren allgemein als hochnäsig und arrogant verschrien. Es war ein kriegerisches und unbeugsames Volk, das sich in sogenannten Häusern organisierte, wobei jedes Haus von einer Art Hohem Rat, einer Art Ältestenrat geleitet wurde. Gehorsam und absolute Loyalität gegenüber ihren Anführern waren fundamentale Wesenszüge aller Grauelben. Im alltäglichen Leben gehörte das Erlangen von Wissen und die Perfektionierung ihrer Fertigkeiten zu den übergeordneten Zielen.
    Grauelben hatten den gleichen schlanken Körperbau wie alle anderen El fenvölker auch, sowie die für alle Elfen typischen, spitzen Ohren. Äußerlich unterschieden sie sich nur durch die Farbe von anderen Elfenrassen: ihre Haute hatte einen grauen Schimmer.
    Zehnender stand auf, kniete sich neben die Gefangene und strich an einer Kopfseite ihr Haar zur Seite. Darunter kam das spitze Ohr zum Vorschein. Einen Moment lang war Ganbold Gan'ka Zehnender irritiert. Ihr Haar hatte sich so ungewöh nlich weich und geschmeidig angefühlt, dass Ganbold Gan'ka Zehnender auf seine Hand starrte und mit der Daumenspitze über die anderen Finger strich, so als müsste er überprüfen, dass es keine Sinnestäuschung gewesen war.
    Die Gefangene hob den Kopf und schaute Zehnender aus halbgeöffneten Augenlidern an.
    »Kannst du mich verstehen?«, fragte er.
    Doch sie antwortete nicht. Sie senkte den Kopf wieder und presste sich eine Hand an den Hinterkopf.
    Der Menelide setzte sich wieder auf seinen Hocker und beobachtete die Gefangene, als der Krieger zurückkehrte.
    »Herr?«
    »Nun?«
    »Alle anderen Drachenreiter waren Männer! Auch die T oten an der Front des Alsharku waren männlichen Geschlechts!«
    Die Drachenreiter waren also keine feinen Weiber. Aber was zum Teufel hatte diese junge Frau im Kreis der als mitleidslos geltenden Drachenreiter zu suchen?
    Zehnender bückte sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die Knie und begann sich instinktiv die Hände zu reiben, so wie ein Händler der ein gutes Geschäft in Aussicht hat. Bloß, dass Zehnender im Moment nichts mit seinem Fang anzufangen wusste.
    »Kannst du mich verstehen?«, hakte er nach.
    Die Gefangene hob den Kopf und schaute ihn an.
    »Wer bist du?«, fragte Zehnender noch einmal.
    Aber sie kniff nur beide Augen zu, von irgendeinem Schmerz halb betäubt.
    »Wache! Hol mir einen Arzt!«, befahl Zehnender. »Er soll ihre Wunden versorgen. Ich möchte, dass die Gefangene in einer Stunde vernehmungsfähig ist!«

    Der Menelide war in sein Zelt zurückgekehrt und hatte sich hingesetzt, um etwas zu essen. Aber als die Wache in sein Zelt eintrat mit der Mitteilung, dass die Gefangene vernehmungsfähig sei, zuckte er zusammen.
    Er war eingenickt!
    Trotzdem hatte ihm dieser kurze Schlaf gutgetan. Etwas frischer als vorher kehrte

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