Die Angune (German Edition)
Höhle, und das war keine Halluzination. Ihre Gänsehaut war ziemlich echt.
Eine Stunde Fußmarsch brachte sie zurück zu ihrem W agen. Als sie endlich wieder in Rath ankam, war es schon fast 14.00 Uhr. Cornelia war hungrig und beschloss schnell noch zum Pizzabäcker zu gehen. Sie hatte Lust auf Kalmare in scharfer Tomatensauce. Die fand sie besonders lecker. Sie hielt sich aber nicht lange auf. Nach dem Essen fuhr sie sofort nach Hause und stürzte sich ins Internet.
Über schädliche blaue Strahlen war nichts zu lesen. Corn elia fand eine Firma die sogenannte Personendosimeter, Strahlenmessgeräte bei Gammastrahlung, verkaufte. Auf einer anderen Web-Seite fand sie kleine handliche UV-Dosimeter, die vor UV-Strahlen warnten. Sie bezweifelte aber, dass es viel Sinne machen würde, sich solche Geräte zu zulegen.
Sie presste drei dicke Orangen aus und setzte sich mit e inem Glas frischen Saftes im Schneidersitz auf die Gartencouch auf der Terrasse. Sie wusste nicht, was sie machen sollte!
Ob sie überhaupt etwas machen sollte!
Und warum sie etwas machen sollte!
Erzählen konnte sie diese Geschichte, dieses Hirngespinst eh niemandem. Sie würde wahrscheinlich nicht in der Klap smühle landen wie die Riedhmeyer. Aber ihr Ruf als rational denkende Frau wäre ruiniert. Und Cornelia würde nie etwas tun, das ihre Stellung bei Benaria gefährden würde.
Gedankenverloren nippte sie immer wieder an ihrem Orangensaft.
Diese Riedhmeyer! Man hatte sie in der Schlucht gefunden und in eine Anstalt gesteckt. Vielleicht war sie gar nicht verrückt gewesen. Vielleicht hatte sie nur den Mund nicht halten können.
Und dieses Amulett?
War das ihre Erbschaft, ihr Testament gewesen?
Sie hatte Cornelia das Amulett in das Auto geworfen, und war kurz danach verstorben. Sie war wie eine Kerze, die ei nfach ausgegangen war, hatte der Mediziner gesagt. Wollte sie mit dem Amulett ihr Geheimnis weiterreichen?
»Herrgott noch mal! Du spinnst ja! «
Laut schallt Cornelia sich selbst. Sie wurde wütend als sie bemerkte, dass sie sich über diesen ganzen Unsinn auch noch Gedanken machte. Es wäre wohl am gescheitesten, nie mehr über diese Geschichte nachzudenken! Sollte diese Höhle doch zum Teufel gehen!
Sie schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn, sprang von ihrer Gartencouch auf und ging in das Wohnzimmer.
»Du brauchst Abwechslung! «, sprach sie zu sich selbst.
Sie ging wieder auf die Terrasse hinaus. Wie eine Raubkatze tigerte sie hin und her. Sie musste sich auf andere Gedanken bringen und diese Geschichte, die sie schon viel zu lange b eschäftigte, einfach vergessen. Polizeilich war die Sache abgeschlossen und niemand würde sie wieder mit diesem beinahe Unfall belästigen. Nur sie selbst hatte noch nicht damit abgeschlossen. Und das würde jetzt geschehen!
Tatsächlich gelang es Cornelia die ganze Geschichte in Vergessenheit zu bringen. Nach einer warmen Dusche hatte sie die langen, klitschnassen Haare fest in ein Handtuch gew ickelt und einen kurzen Hausmantel aus Naturseide angezogen. So saß sie mit angezogenen Beinen und einem Buch in der Hand auf ihrer Gartencouch. Sie las einen historischen Roman, eine farbenprächtige Geschichte um Krieg, Verrat und eine starke Frau. Es ging um den Mut der kleinen Leute und um Zivilcourage. Das Buch entführte den Leser ins Mittelalter, und erzählte die Geschichte einer Frau, die an der Verteidigung einer belagerten Stadt teilnahm. Es wurde zwar viel gekämpft, und Leid, Blut und Tränen gab es auch reichlich, doch das Buch war hervorragend recherchiert und überaus spannend geschrieben. Und die Liebe kam auch nicht zu kurz, auch wenn sie unerfüllt blieb. Kurzum, es war ein Buch wie Cornelia es liebte: spannend, informativ und romantisch.
Einige Zeit spielte sie mit dem Gedanken noch ins 'Opium' zu gehen, ein besserer Club in Rausingen, einem anderen Vorort von Rath.
Und äußerst stylisch!
Das Problem war nur, dass der Club bis 23.00 Uhr fast leer war, und die meisten Gäste erst nach Mitternacht kamen. Heute war Sonntag und morgen würde sich der Radiowecker um 06.30 Uhr einschalten. Das 'Opium' musste wohl oder übel bis nächsten Freitag warten.
So entschied Cornelia diesen Abend mit ihrem Buch auf der Terrasse zu verbringen.
Dieser Wolf, was wohl aus ihm geworden war? Im Nachhinein ergab sich in Cornelias Kopf ein faszinierendes Bild von dem Tier. Es hatte einen mächtigen, fast runden Kopf gehabt. Zumindest hinterließen die relativ kleinen, dreieckigen Ohren,
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