Die Angune (German Edition)
sowie ein dicker, dichter Pelz am Hals diesen Eindruck.
Und dann diese schwarzumrandeten gelben Augen mit der kleinen schwarzen Pupille, die sie unentwegt anstarrte. Dieser Wolf konnte keine Halluzination gewesen sein. Dafür war das Tier viel zu schön gewesen, viel zu mächtig.
Und viel zu real!
Cornelia ließ das Buch in ihren Händen sinken. Ihre G edanken kehrten zu diesem blauen Schein in der Höhle zurück.
Was zum Teufel war das?
Wieso konnte mitten in einem Berg eine blaue Lichtquelle leuchten?
Warum wurde ihr diese Lichtquelle gezeigt?
Eine Weile starrte sie gedankenverloren ins Nichts. Dann schüttelte sie den Kopf und versuchte diese unverständliche Geschichte wieder aus ihrem Kopf zu verbannen. Sie wollte in ihrem Roman weiterlesen.
Aber Gedanken sind frei und nicht leicht zu zähmen. I mmer wieder dachte sie daran: am Abend, in der Nacht und beim Frühstück. Und im Laufe des Morgens entschied sie, dass sie am kommenden Wochenende in die Ansenbacher Schlucht zurückkehren würde um die Ursache der blauen Lichtquelle zu klären.
Sonntag, 29. Juni 2012
Wie an den beiden Sonntagen zuvor fuhr sie beizeiten los, parkte ihr Auto an der Brücke des Ansenbachs und marschierte in dieses Tal hinein, das ihr mehr und mehr vertraut wurde. Sie genoss die wärmenden Sonnenstrahlen, die gelegentlich durch das Blätterdach brachen und hörte den klangvollen Gesang einer Nachtigall. Am Eingang zur Höhle zog sie ihre Wanderjacke über, schaltete die Taschenlampe ein und ging in den Stollen. Schon bald hatte Cornelia die Ecke erreicht, wo sie letzte Woche umgekehrt war.
Der hellblaue Lichtschein war noch immer da. Er kam von rechts und warf scharfe Schatten auf die linke Stollenwand. Cornelia atmete tief durch und trat um die Ecke herum in den Lichtschein hinaus.
Es verschlug ihr fast den Atem!
Ein strahlender Raum, hellblau erleuchtet, lag vor ihr.
Sie stand noch im Stollen und sah nur wenig vom Raum. Aber er musste riesig sein!
Und ganz hellblau erleuchtet!
Sie ging näher.
Im glanzvollen Schein konnte sie zwei Säulenreihen erke nnen, die sich links und rechts des Eingangs fortpflanzten.
Vorsichtig trat Cornelia durch eine Art Eingang in die Sä ulenhalle hinein.
Gleich neben dem Eingang stand das erste Säulenpaar. Es waren riesige Säulen. Cornelia hob den Kopf und schaute in die Höhe, doch das Ende der Säulen konnte sie genauso wenig erkennen wie die Decke der Höhle.
Der Sockel jeder Säule ruhte auf einer mächtigen Plinthe. Die harten Übergänge von den quadratischen Plinthen zu den Säulensockeln waren durch das Anfügen von schrägstehenden Eckquadern gemildert worden.
Die Säulensockel waren gewaltig. Sie hatten die Breite und die Höhe einer Zimmerwand, und bestanden aus zahlreichen aufeinanderliegenden Platten mit immer kleiner werdendem Durchmesser. Ein paar Absätze mit rundum laufenden Prof ilen sorgten dafür, dass die einzelnen Platten immer kleiner wurden und die Sockel sich nach oben hin verjüngten. Sie näherten sich den darauf sitzenden, majestätisch wirkenden Bündelpfeiler mit zahlreichen Profilierungen.
Die Übergänge von den Sockeln zu den Säulen waren künstlerisch wohlgestaltet. Viele rundum laufende Wülste w aren zu fein um eine Profilierung aufzunehmen. Andere Wülste waren so dick, dass sie reich und gut sichtbar mit komplizierten, entgegengesetzten Mäandern verziert worden waren.
Auf den Säulensockel saßen die eigentlichen Säulenschäfte. Die zylindrischen Mittelstücke der Säulenschäfte waren nicht sichtbar. Sie wurden von unterschiedlichen Gruppen von kle inen, großen und ganz großen Diensten verdeckt, die rund um den Säulenkern angeordnet waren. Jede einzelne Dienste, ob jung oder alt, besaß einen, mit zwei konvexen Wülsten und einer dazwischen liegenden Hohlkehle verstärken Fuß. Und im Abstand von ungefähr zehn Meter war jeder Dienst mit einem Schaftring verstärkt. Neben der gestalterischen Wirkung vergrößerten die Schaftringe auch den Querschnitt der Säulen und reduziert die Knickgefahr der riesigen Säulen.
Auf jeder Seite standen zwölf solcher Säulen. Und an jeder einzelnen Säule leuchteten unzählige Dienste in hellblauem Licht. Es war als stünde Cornelia in einer riesigen Halle in der tausende von hellblauen Neonröhren leuchteten.
Nur die Kehlen und Kerben besaßen nicht die Fähigkeit zum Leuchten. Sie waren dunkler in der Farbe. Dieses dunkle Blau der Kehlen, Kerben, Winkel und Ecken schuf ein Muster das dem Auge einen
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