Die Angune (German Edition)
geschnittenen Kapuzenumhang aus schwerem, gewalktem Wollgewebe über. Der Stoff war mit Wachs behandelt und besaß im Schulterbereich einen mit Fett eingeschmierten Lederbesatz. Geschlossen wurde der Umhang mit einem filigran gearbeiteten Metall-Verschluss. Die Kapuze konnte zusätzlich noch mit einem Band gesichert werden, das, über der Stirn verknotet, die Kapuze eine Handbreit schützend über das Gesicht hinaus zog.
Den Rest ließ sie auf dem Boden liegen ohne nachzuscha uen. Sie stand nur da und zitterte. Ihr war so kalt, dass sie fast vor Verzweiflung geheult hätte.
Sie hockte sich hin, zog die Beine unter den Körper und blieb zusammengekauert sitzen.
Oberhalb des Petroglyphen saß ein Rotfußrabe. Der mäc htige Vogel mit dem großen, kräftigen Schnabel war vor zwei Dekadomen hier oben in den Bergen aufgetaucht. Seitdem hatte er den Petroglyphen nicht mehr verlassen. Wenn er hungrig wurde, flog er gelegentlich davon, kam aber stets schnell zurück und benutzte die kleine verkrüppelte Kiefer neben dem Petroglyphen als Sitzplatz. Er versuchte, so gut es ging, sich vor dem Wind zu schützen, der stetig durch die Kiefer rauschte, aber er konnte nicht verhindern, dass die kalte Luft ständig an seinen Federn zerrte und sie ungepflegt vom Körper abstehen ließ. Dann wechselte er kurz seine Sitzposition, fuhr mit dem Schnabel durch die Federn und zupfte sie wieder zu Recht.
Regelmäßig fielen ihm die Augen zu und er schlief ein. Und wenn der Wind wieder schmerzlich in seinem glänzen dschwarzen Gefieder wühlte, wachte er wieder auf.
Er blinzelte zweimal mit den Augen und neigte den Kopf zur Seite im besser sehen zu können.
Noch einmal blinzelte er mit den Augen und schaute genauer hin.
»Krook-krook!«, rief er, und hüpfte von seinem Ast. Im Fallen breitete er die Flügel aus und schwebte davon. Ein paar Schläge seiner mächtigen Flügel brachten ihn schnell in den Hangaufwind der ihn zum Himmel empor trug. Er flog Ric htung Siba davon, denn er musste seiner Herrin Bericht erstatten.
Der Lederkoffer, auf den er aufzupassen hatte, war ve rschwunden.
Cornelia Wandreiz hockte zusammengekauert in der Höhle. Schon bald ließ das Zittern nach. Aber ihr war aber noch i mmer kalt und so wagte sie nicht sich zu bewegen. Erst nach einer Viertelstunde bewegte sie vorsichtig eine Hand und tastete die gewachste Baumwolle des Umhangs ab. Der Umhang war kalt, aber die Berührung ließ sie nicht mehr zittern. Vorsichtig schälte sie sich aus dem Umhang heraus. Sie fühlte die Frische der Höhle auf ihrem Gesicht, aber sie empfand sie nicht mehr als unangenehm. Langsam stand sie auf und zog die Kleider gerade. Jetzt da sie nicht mehr vor Kälte zitterte, wollte sie sich noch die Gegend anschauen bevor sie nach Hause zurückging. Sie wollte sehen wo sie gelandet war.
Als sie wieder aus der Höhle ins Sonnenlicht hinaustrat, schaute sie in den Himmel. Im kräftigen Blau des Himmels hatte etwas ihre Aufmerksamkeit erregt das sie noch nie zuvor gesehen hatte. Und das was sie sah, faszinierte und irritierte sie gleichermaßen! Sprachlos starrte sie in den Himmel.
Zu ihrer Rechten stand die Sonne. Aber eine Sonne die u ngewöhnlich groß schien. Als Cornelia für den Bruchteil einer Sekunde in die Sonne schaute, blieb sekundenlang ein großer grüner Kreis in ihrem Blickfeld zurück. Diese Sonne hatte mehr als das Doppelte - ja, fast den dreifachen Durchmesser - der ... Cornelia zögerte ... Sonne zuhause?
Und zu ihrer Linken, ganz hoch im Himmel, stand eine dunkle Sichel.
War dies der Mond?
Cornelia hatte ihn noch nie so dunkel gesehen!
Und so groß!
Im Schwarz der Sichel glaubte Cornelia helle Streifen zu e rkennen.
Das konnte nicht der Mond sein! Einen so großen Hi mmelskörper mit einer solchen Färbung hatte sie noch nie gesehen!
Und dazwischen, schräg unter dem schwarzen Mond, leuchtete eine weitere Sonne. Eine kleine Sonne! Sie hatte die Größe eines Autoscheinwerfers in weiter Ferne. Ein Punkt nur! Die Sonne leuchte etwas rötlich und ziemlich schwach, aber genügend hell, um auch bei Tageslicht noch gut sichtbar zu sein.
Der Anblick ließ sie nicht mehr los. Es war helllichter Tag und zwei Sonnen und ein riesiger, schwarzer Mond standen am Himmel!
War dies auch nur eine Sinnestäuschung, so wie vieles z uvor?
Cornelia zögerte! Auch nur eine Sinnes- ... ?
Sie drehte sich um. Hinter ihr lag der Höhleneingang. Die Höhle existierte, aber sie war physikalisch nicht messbar. Die Elektronik ihres
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