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Die Angune (German Edition)

Die Angune (German Edition)

Titel: Die Angune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Staedtgen
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überwog!
    Nach einer halben Stunde des Weges an der steilen Bergschulter entlang erreichte Cornelia den Talgrund und kam beim Findling an. Von hier unten sah der Felsblock anders und viel grösser aus, als aus der Vogelperspektive, und sie musste sich mehrmals an der Bergschulter ausrichten um die Stelle zu finden wo der Reiter abgestiegen war. Der ganze Bereich war mit Steinen und Pflanzen bedeckt, und Cornelia begann hier und dort mit dem Fuß zu scharren.
    Zuerst entdeckte sie einen dunkelbraunen Fleck unter den Steinen, und als sie dann den Rest weg scharrte, konnte sie ein in öliges Velourleder gewickeltes Paket aus dem Schotter he rausziehen.
    Cornelia war verdutzt. Der Straußenreiter hatte also wir klich etwas versteckt und war dann weiter geritten!
    Sie hielt das Päckchen in der Hand und wusste nicht was sie machen sollte.
    ›Leg es zurück, es ist nicht deins! ‹ , sprach eine Stimme in ihrem Kopf. Aber dies war keine Wahnvorstellung. Es war bloß ihr Gewissen.
    Es wieder hinlegen wo sie es gefunden hatte war das einzig Richtige, denn wahrscheinlich würde sein Besitzer zurüc kkommen um es zu holen.
    Oder?
    Cornelia starrte auf das ölige Paket. Es maß gut einen halben Meter auf drei Handbreit, und war eine Handbreit dick.
    Sie wog es in der Hand. Es war nicht ganz schwer, vie lleicht ein oder zwei Kilo.
    ›Was du da tust ist Diebstahl! ‹ , mahnte die gleiche Stimme und Cornelia schaute reflexartig in die Runde um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtete.
    In eine gefundene Brieftasche zu schauen um den Besitzer zu ermitteln war doch kein Diebstahl, tröstete sie sich! Aber das schlechte Gewissen ließ sie trotzdem links und rechts des Findlings vorbeispähen. Weit und breit war keine Mensche nseele.
    Und so öffnete Cornelia die Senkel und klappte das große, ölige Velourleder auseinander.
    Und immer wieder schaute sie kurz auf um sicher zu stellen, dass sie nicht beobachtet wurde.
    Als nächste Umhüllung war dicker Wollstoff zu sehen, auch mit einem Senkel verschnürt.
    Und als sie den großen Wolllappen auseinander wickelte, traf sie der Schlag: sie hielt ein großes Messer in den Händen.
    Nein, ein Dolch!
    Eine Waffe! Eine sehr wertvolle Waffe!
    Eine Scheide aus weinrotem Holz war an beiden Enden mit Goldbeschlägen verstärkt und geschützt. Auf dem flachen Mittelstück der Scheide war eine längliche Verzierung aus ... Cornelia ließ die Finger darüber gleiten, und kratzte mit dem Nagel daran ... einem pechschwarzen Metall angebracht.
    Die goldene Parierstange war an beiden Enden wie ein kurzer, dicker Hühnerzeh gestaltet und endete in einer glänzenden, tiefschwarzen Kralle.
    Das Heft bestand aus schimmerndem Perlmutt und war ... Cornelia legte die Hand um den Griff ... der Griffigkeit wegen mit einem Netz aus dünnen, pechschwarzen Fäden überzogen, dessen Maschen die Form von gekielten Schuppen hatten.
    Im dicken, goldenen Knauf war rote Koralle verarbeitet mit einer kleinen Einlage aus poliertem, tiefschwarzem Basalt. Der Knauf erinnerte Cornelia an die Iris eines Krokodils.
    Als Cornelia am Griff zog, glitt die Klinge des Dolches lautlos aus der mit Leder gefütterten Scheide.
    Die glänzende Klinge war grün, oder eher grasgrün mit einem Grauschimmer. Ab dem Heft war die rhombische, zweischneidige Klinge auf einem Drittel der Länge ganz fein ziseliert. Der Rest des Blattes war spiegelglatt und die Schneiden rasiermesserscharf. Als Cornelia ganz vorsichtig mit dem Daumen auf die Schneide tippte, spürte sie wie die Schneide an ihrer Haut kratzte.
    Sie war so tief mit dem Dolch beschäftigt, dass sie den schwarzen Punkt am Himmel nicht bemerkte, der mit kräft igen Flügelschlägen vorbeizog.
    Sie drehte den Dolch hin und her und ließ sich von der Feinheit der grauen Ziselierungen beeindrucken. Es war eine phantastische Arbeit! Das einzige was sie eigentlich vermisste, waren Edelsteine. Diamanten, Saphire und Rubine hätten gut zu dieser Arbeit gepasst.
    Der Dolch musste ein Vermögen wert sein! Und ein so wertvolles Stück sollte sie wieder vergraben?
    Cornelia rang mit sich. Nervös ging sie hinter dem Findling hin und her.
    Den Dolch mitzunehmen war nicht richtig!
    Andererseits - ob Diebstahl oder nicht - konnte sie den Dolch unmöglich wieder hier vergraben. Eine so außergewöhnliche Arbeit verbuddelte man nicht im Boden. Sie gehörte in ein Tresorfach. Unschlüssig schaute sie in die Richtung, wo der Reiter verschwunden war.
    Sollte sie ihm folgen?
    Vielleicht

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