Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
Vom Netzwerk:
folgten und zu rennen aufgehört hatten. Verflucht sollten sie ein. Wenn sie nicht gewesen wären, hätte ich Megan rechtzeitig erreicht. Um sie würde ich mich später kümmern. Erst mal befahl ich mir, mich in das Mischwesen zu verwandeln. Nichts geschah. Ich schleuderte die Schuhe weg, um barfuß weiterzugehen. Das Gras quietschte unter meinen Zehen. Ich knöpfte meine Jeans auf, strampelte sie herunter und legte sie mir über den Arm. Ging mitten am Tag in nichts weiter als meiner Unterwäsche und einem Kapuzenshirt.
    » Was zum Teufel macht sie da?«, hörte ich eines der Mädchen hinter mir rufen.
    Werde zu dem Mischwesen, forderte ich. Ich konzentrierte mich auf nichts weiter als auf diese Verwandlung. Darauf, herauszufinden, wie ich es geschehen lassen konnte, wenn ich es brauchte. Inzwischen war ich bei der Baumreihe angelangt. Vor mir konnte ich hören, wie Gras zertreten und Zweige zerbrochen wurden. Ich zog mein Kapuzenshirt aus und steckte meine Brille hinein. Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und legte es mir zusammen mit dem Kapuzenshirt über den Arm, über dem schon die Jeans lag. Unbeholfen knöpfte ich mir den BH auf und legte ihn oben auf den Kleiderstapel. Ich war beinahe komplett nackt. Mein widerstrebender Körper bekam eine Gänsehaut. Knirschend schritt ich über harte Tannenzapfen und Gestein. Ich scherte mich nicht darum.
    Ich hörte etwas. Megans gedämpftes Wimmern. Daltons tiefes, kehliges Knurren.
    Werde zum Misch… begann ich zu denken – und musste den Gedanken nicht zu Ende führen. Meine Glieder wurden von Kraft durchströmt. Ich konnte glasklar sehen, in Grau, und nahm jede noch so kleine Regung um mich herum wahr. Megan war noch am Leben. Dalton war kein Mörder. Noch nicht.

23
    Was hast du getan?
    Kraft und Adrenalin durchströmten meine Adern. Ich begann zu rennen, schoss unter Ästen hindurch und sprang über Büsche. Ich zwängte mich durch das Blattwerk und befand mich schließlich auf einer Lichtung. Ich hielt an, ließ mich auf die Knie fallen und nahm das Bild, das sich mir bot, in mich auf.
    Megan lag zu meiner Linken, am Rand der Baumgrenze. Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie seufzte schluckend, während sie sich mit der Hand die Schulter hielt. Aus der gezackten Wunde drang Blut, das sich in einer Lache unter ihr sammelte. Mein wölfisches Sehvermögen ermöglichte es mir, etwas Seltsames über ihr zu erkennen. Eine ovale Verzerrung in der Luft, die derjenigen, die ich im BioZenith-Labor gesehen hatte, nicht unähnlich war. Nur, dass diese hier nicht geöffnet war, wie man es wohl nennen musste. Es war nichts dahinter zu erkennen. Es sah aus wie ein sich ständig kräuselnder Teich, der seitlich gekippt war. Der Anblick war derart bizarr und absonderlich, dass mein Verstand ihn sofort als Computeranimation oder Filmeffekt abtun wollte. Doch das war natürlich nicht möglich. Das hier war real, und es geschah direkt vor meinen Augen. Nicht einmal James Camerons ausgeklügeltste Technologie konnte so etwas zustande bringen. Bevor ich mir einen Reim darauf machen konnte, was ich da sah, tauchte Dalton wie aus dem Nichts rechts von mir auf. Er richtete sich auf, knurrte wieder und biss Megan in die rechte Seite. Sie keuchte, bevor sie dermaßen schrill aufschrie, dass mir die Ohren schmerzten. Er fing an, sie hin und her zu zerren, sodass sie zu zerfetzen drohte.
    » Dalton!«, sagte ich im Befehlston. » Nein!«
    Ich ließ meine Kleider zu Boden fallen und richtete mich zu meiner vollen Größe auf.
    Dalton ließ von Megan ab und ging um mich herum, die Zähne blutrot verfärbt.
    » Nein«, sagte ich erneut.
    Dalton brüllte. Und sprang auf mich los.
    Ich hechtete zur Seite, gerade noch rechtzeitig, und der Wolfs-Junge schoss an mir vorbei in Richtung Wald. Nun gut, wenn er das Spielchen so spielen wollte. Ich konzentrierte mich auf das Mischwesen. Wählte aus, wer ich sein wollte: Werwolf. Die Verwandlung setzte ein, sogar noch schneller als bei Dalton. Ich stand da wie ein Verteidiger beim Football und wartete, dem Wald zugewandt, auf sein Kommen. Währenddessen wurde mein Körper von Fell überzogen. Meine Muskeln wurden stahlhart. Klauen und spitze Zähne traten hervor. Mein Gesicht zog sich in die Länge und wurde zu einer Schnauze. Und am Ende meiner Wirbelsäule wuchs ein Schwanz und zerfetzte meine Unterwäsche. Man kann nicht gerade behaupten, dass man als Werwolf stets züchtig bleiben kann.
    Dalton sprang hinter den Bäumen hervor und steuerte

Weitere Kostenlose Bücher