Die Ankunft
meine Brust an. Seine Klauen erwischten mich in der Bauchgegend. Er klammerte sich an mir fest und versuchte, mich zu Boden zu reißen.
Doch ich war vorbereitet gewesen. Ich wandelte seinen eigenen Schwung um, ergriff seine Arme, riss ihn herum und schubste ihn, nun meinerseits brüllend, in die Lichtung. Er rollte über das Gras und prallte schließlich gegen den Stamm eines Tannenbaums. Ich jagte nach vorn, schleuderte dabei Erdklumpen in die Luft und sprang schließlich auf Dalton. Ich setzte mich rittlings auf ihn, wie ich es auf dem BioZenith-Parkplatz getan hatte, und knurrte ihn von oben herab an. Hör auf. Verwandle dich zurück.
Er erzitterte unter mir, die blutigen Zähne gefletscht. Sein Blick schoss wild umher, wütend, wie wahnsinnig.
» Hilfe«, stöhnte Megan hinter mir. » Hilf mir …«
Ich ließ mich ablenken, nur einen Augenblick lang. Wagte es, zu Megan zu blicken, die noch immer seltsam verzerrt dalag. Aus ihrer frischen Wunde sickerte Blut. Es duftete warm und verführerisch.
Verführerisch.
Mein Magen rebellierte, als meiner menschlichen Seite übel wurde.
Dalton versetzte mir mit seinen mächtigen Beinen einen Tritt, während er mich gleichzeitig mit seinen starken Armen wegschubste. Ich wurde heruntergewirbelt und traf mit dem Rückgrat auf den Boden auf. Nun saß Dalton auf mir und knurrte, während er mir tief in die Augen sah. Dann, noch bevor ich zum Gegenzug ausholen konnte, hieb er mir mit seinen Klauen in die Seite. Seine langen, tödlichen Krallen schnitten mir in den Bauch, und ich heulte vor Schmerzen auf. Während er mir weiterhin in die Augen sah, vergrub er seine Finger mehr und mehr in meinem Bauch, bevor er sie endlich mit einem kurzen Schmatzgeräusch wieder herauszog.
Ich war verwundet. Schwer. Ich wusste es. Dalton wusste es. Sein Knurren klang jetzt weniger todbringend, eher wie ein krankes Lachen. Aus meiner Seite quoll Blut und bahnte sich wie heiße Lava ihren Weg durch mein aufgeschlitztes Fleisch. Ich litt Höllenqualen. Es gab nur eine Möglichkeit, dem Ganzen ein Ende zu bereiten, bevor ich verblutete. Nur eine Möglichkeit, mich selbst zu heilen, um Megan retten zu können. Nur, dass ich dann noch schwächer wäre, als ich es jetzt bereits war. Ich hatte keine Wahl. Ich schloss die Augen. Verlangsamte die Atmung. Sagte mir, dass ich wieder zu dem Mischwesen werden musste. Die Verwandlung ging schnell, einfach. Sie wurde jetzt mit jedem Mal einfacher. Meine Muskeln, mein Fell, meine spitzen Zähne gingen zurück, verschwanden. Die Wunde auf meiner Seite schloss sich, und ich lag unter der furchterregenden Bestie Dalton, winzig, rosa, nackt und vor Kälte zitternd. Da beschloss ich, wieder ich selbst zu werden. Mein normales Tagsüber-Ich. Ich öffnete die Augen.
Dalton lag noch immer auf mir, betrachtete mich, die Augen auf mein Gesicht gerichtet. Sie sahen noch immer dunkel und wie von Sinnen aus. Doch ich konnte mich noch an den Morgen mit ihm erinnern, als seine Augen haselnussbraun, traurig und furchtsam gewesen waren. Ich hatte einen Menschen getötet oder zumindest dabei geholfen. Ich konnte nicht zulassen, dass ihm dasselbe widerfuhr. Nicht, wenn der Gedanke, dass er das in sich trug, ihm so viel Angst machte. Ich hob die Hand und streichelte ihm über das kurze, glatte Fell an der Schnauze. Irritiert machte er beinahe einen Satz rückwärts, beschloss dann aber, sich nicht weiter zu bewegen. Ich schaute ihm in die Augen und lächelte ihn so beruhigend wie möglich an. » Dalton, du bist kein Mörder«, sagte ich. Unser Mantra.
Er knurrte.
Ich umfasste seine Schnauze und zwang ihn, näher an mein Gesicht heranzukommen. Er schnüffelte an meinem Hals, und sein Körper entspannte sich. » Das bist nicht du«, flüsterte ich. » Ich weiß, dass es in deinem Inneren Dinge gibt, die du rauslassen willst, obwohl sie tödlich sind. Aber manchmal müssen wir sie lassen, wo sie sind. Wir müssen uns unsere Menschlichkeit bewahren. Für dich ist das härter als für mich, Dalton. Ich weiß das. Aber wenn ich das kontrollieren kann, kannst du das auch. Du schaffst es.«
Daltons Augen wurden glasig, und er machte sie zu. Er atmete durch den Mund aus, und sein heißer, stinkender Atem schlug mir entgegen. Ich rührte mich nicht. Das Fell unter meinen Handflächen wich warmer Haut. Der schwere, monströse Körper über mir schwand, bis er zu dem Körper eines nackten und verängstigten Jungen wurde.
Dalton lag auf mir, und meine Hände bedeckten noch immer sein
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