Die Ankunft
uns. Bis jetzt.
Da hielt Dalton an. Mit seinen großen Händen umfasste er sanft mein Gesicht, lehnte sich vor und sog mit einem langen und lauten Atemzug den Duft meines Haars ein.
» Oh«, sagte ich. » Okay. Das geschieht jetzt gerade tatsächlich.«
Spencer legte Dalton die Hand auf die Schulter, und der größere Junge ließ mich los und trat mit einem breiten Grinsen im Gesicht zurück.
» Das warst du«, sagte er. » Ich habe dich den ganzen Morgen über gerochen, aber da war noch dieses Parfüm. Ich …« Er schüttelte den Kopf. » Bist du wie ich?«
Ich schluckte und sah erst zu Spencer, dann wieder zu Dalton. Mein Puls begann zu rasen, und meine Hände zitterten. Ich war mir beinahe sicher, dass Dalton ebenfalls ein Werwolf war. Es musste einfach einer sein. Alles passte zusammen. Doch wenn ich die Worte ihm gegenüber laut aussprach, würden sie zur Realität werden. Meine Wangen schmerzten schon vor lauter Grinsen, und meine Hände zitterten erneut, diesmal vor Vorfreude statt vor Angst. » Wenn du mit › wie ich‹ einen …« Ich machte eine Pause, dann beugte ich mich vor und flüsterte: » … Werwolf meinst.«
Dalton brach in bellendes Gelächter aus. Kopfschüttelnd richtete er den Blick zum grauen Himmel empor. » O ja. Ja!« Seine Stimme schallte über den Schulhof. Mehrere Krähen flogen von einem Baugerüst in die Höhe. » Entschuldigt«, sagte er und sah uns wieder an. » Es ist nur so, dass ich dachte, ich wäre verrückt geworden. Ich glaubte, mein Gehirn wäre nicht richtig verheilt oder so.« Er verzog das Gesicht. » Außer, ich bilde mir das alles gerade nur ein. Vielleicht bin ich nicht einmal wach.«
Spencer boxte ihn kräftig gegen den Bizeps, und Dalton rieb sich den Arm. » Aua, Mann.«
Spencer zuckte mit den Schultern. » Du siehst also, es ist kein Traum.«
Dalton löste die Träger seines Rucksacks und ließ ihn zu Boden gleiten. Er fing an, rastlos auf und ab zu gehen. » Also, erzählt mir alles. Wie ist das möglich? Wurdet ihr gebissen oder so? Ich nicht. Das glaube ich zumindest nicht. Manchmal habe ich Gedächtnislücken, also … Na ja, und dann gibt es da noch diese Schatten …«
So, ich verfalle jetzt mal in ein Klischee: Mein Herz rutschte mir in die Hose. Endlich begriff ich, woher dieser Satz stammte, denn es fühlte sich wortwörtlich so an, als würden mir all die Hoffnungen, die ich in meiner Brust getragen hatte, in die Eingeweide rutschen. Dalton hatte also von alldem auch keine Ahnung. Die ganze Freude darüber, ihn endlich als Teil des Rudels bei uns zu haben, wurde von meiner Frustration darüber zerstört, dass wir, zum Teufel noch mal, nicht wussten, warum uns all dies widerfuhr.
Die Glocke läutete zum ersten Mal und hallte über das Schulgelände. All die Nachzügler, die noch draußen waren, fingen an, in Richtung Eingang zu strömen, während wir drei draußen verharrten; Dalton ging noch immer hin und her, während Spencer und ich uns enttäuscht ansahen.
Ich beugte mich vor, ergriff Daltons Arm und hielt ihn mitten im Gehen an. » Wir wissen wirklich nicht viel. Noch nicht. Alles, was wir wissen, ist, dass das nichts mit Zauberei zu tun hat. Wir glauben, dass wir von Wissenschaftlern geschaffen wurden. Von einem Unternehmen namens BioZenith.«
Dalton erstarrte, dann sah er uns beide an. » Aber mein Vater arbeitet dort. Sie befassen sich ausschließlich mit Nahrungsmitteln.«
Spencer schüttelte den Kopf. » Das muss zur Tarnung sein. Der Typ, der auf dich geschossen hat, stammte von dort. Er wusste alles über uns.«
» Trotzdem ergibt das überhaupt keinen Sinn.« Dalton fasste sich mit seiner zitternden Hand an seine bandagierte Schläfe.
Aus dem Augenwinkel sah ich zwei Gestalten um die Ecke des Schulgebäudes biegen. Nikki und Amy. Die beiden Cheerleaderinnen verharrten dort mit verschränken Armen und zusammengekniffenen Augen.
Und hinter ihnen befand sich, gegen einen Baum gelehnt, Megan und beobachtete mich. Sie stand kaum einen Moment lang da, als ein Junge, den ich als Patrick Kelly identifizierte, zu ihr trat, sie ansprach und ihren Rucksack aufhob. Seit wann waren die beiden denn befreundet? Letzte Woche war Patrick nichts weiter gewesen als ein neuer Junge aus London, düster, gut aussehend und von zurückhaltendem Wesen. Eine Zeit lang hatte ich gedacht, er wäre möglicherweise entweder ein Werwolf oder aber gar der Killer, der uns verfolgte, doch ich lag beide Male falsch. Jetzt hatte ich jedoch keine Zeit, mir
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