Die Ankunft
des absolut widerlichen Gestanks, den der pummelige Junge neben mir, den ich als Terrance Sedgwick identifizierte, absonderte – war alles, was ich wahrnahm, Spencers und Daltons jeweilige Wolfsduftmarke. » Ich rieche nichts. Wo ist sie?«, fragte ich und sah mich in der Menge um. » Ist sie jetzt hier? Dann muss es eine der anderen Schülerinnen sein!«
Spencer nickte. » Ja, sie war hier irgendwo beziehungsweise ist es immer noch. Ich bin mir nicht sicher. Ihr Geruch wird von irgendeinem Parfüm überdeckt.«
» Parfüm?«, fragte ich. » Riecht es irgendwie blumig? Ich habe an Mai Parfüm gerochen. Sie hat den Fußweg genommen. Verläuft der Duft da entlang?«
Ohne mich weiter zu beachten, drehte sich Spencer mit gerümpfter Nase um die eigene Achse.
» Spencer, führt er zu Mai?«
» Hä?«, fragte er und fuhr schnell zu mir herum. » Oh. Ich weiß nicht. Es wird von mehr als einem Mädchen getragen, und sie sind alle in verschiedene Richtungen gegangen.«
Ich nahm Spencer bei der Hand und führte ihn durch die Menge zu Dalton. » Schnüffle weiter«, flüsterte ich. » Wir müssen Mai auf die Liste der möglichen Kandidatinnen setzen. Vielleicht wusste sie sogar über Emily C. Bescheid.«
» Okay«, erwiderte Spencer, während ich ihn weiterzog.
Als wir näher kamen, hatte uns Dalton den Rücken zugewandt. Er lachte gemeinsam mit Mikey und Nikki – und hielt plötzlich inne, als ich in seine Nähe kam. Er wandte sich schnell um und sah uns ungläubig an. » Du?«, sagte er und schaute mir in die Augen.
Amy Delgado trat mit verschränkten Armen und einem vernichtenden Blick neben ihn. Sie schon wieder. » Was willst du, Emily?«
Mikey, Nikki und die beiden restlichen Delgado-Drillinge bauten sich hinter Dalton auf. Ihre Verachtung war beinahe greifbar. Natürlich beinhalteten ihre kürzlich gemachten Erfahrungen mit mir auch meinen betrunkenen Auftritt auf Mikeys Gedächtnisfeier für Emily Cooke, wo ich Dalton vor Nikkis Augen schamlos von oben bis unten abgeleckt hatte. Anschließend hatte ich Mikey durch die Eingangshalle seines Hauses geschubst – und unmittelbar danach war auf Dalton geschossen worden. Mit anderen Worten: Sie würden mich wohl eher nicht bitten, später mal bei ihrer Realityshow über reiche Kids mitzumachen. Vor den verrückten Ereignissen der letzten Woche wäre ich vielleicht zurückgewichen, hätte mich vor Scham irgendwo verkrochen. Doch das war, bevor ein Mann versucht hatte, mich zu töten. Bevor ich um mein Leben hatte kämpfen müssen. Vor den Werwölfen und vor den Schattenmännern. Zickige Teenagerinnen können absolut Furcht einflößend sein, doch hatte ich schon Schlimmeres erlebt. Ich sah Amy an und rang mir ein Lächeln ab. » Ich wollte Dalton nur willkommen heißen.«
» Ja, ich auch«, sagte Spencer. Er machte einen Satz nach vorn und verpasste Dalton einen Klaps auf den Arm. » Hey, Mann. Wer hätte gedacht, dass man mit Schussverletzungen so gut aussehen kann?«
Mikey und die Mädchen stöhnten auf. Dalton zeigte keinerlei Reaktion, sondern schaute mich nur weiterhin fragend an, während ein Lächeln seine Lippen umspielte.
» Dafür ist es noch zu früh, Kumpel, viel zu früh«, sagte Mikey, nahm Spencer spielerisch in den Würgegriff und verwuschelte ihm die Haare.
Spencer machte sich los. » Hey Kumpel, nicht die Haare. Die haben mich heute Morgen gut und gerne dreißig Sekunden gekostet.«
Nikki legte Dalton den Arm um die Taille und betrachtete mich und Spencer mit hochgezogenen Augenbrauen. » Danke für die Willkommensgrüße. Dalton weiß das zu schätzen. Jetzt müssen wir zum Unterricht.«
» Eigentlich«, erwiderte Spencer, » hatten wir uns gefragt, ob wir Dalton kurz sprechen könnten. Ähm, alleine.«
» Was?«, fragte Amy spöttisch. » Also, er geht keinesfalls mit ihr alleine irgendwohin.«
Dalton hob eine Hand. » Hey, das geht schon in Ordnung. Ich muss auch mit den beiden sprechen.«
» Tatsächlich?«, fragte Nikki. » Warum?«
Er beachtete sie nicht weiter und ging am Schulgebäude entlang. Ich sah Amy und Nikki an, zuckte mit den Schultern und folgte ihm mit Spencer im Schlepptau.
» Dalton, wo gehst du hin?«, fragte Nikki mit erhobener Stimme.
» Dauert nicht lange«, rief er ihr über die Schulter hinweg zu.
Wir bogen um die Ecke des Schulgebäudes und stapften mit erhöhtem Tempo über das nasse Gras. Dunstiger Regen benetzte unser Haar und besprenkelte meine Brillengläser. Ich schaute mich um, doch niemand folgte
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