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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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sich nicht weiter für den Brief interessierte, aber er begann andererseits zu fürchten, sie könnte ihn vergessen.
    »Die Sache ist nicht gerade lebenswichtig, aber mir liegt trotzdem viel daran, daß der Artikel seinen Empfänger bald erreicht«, sagte er vorsichtig.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Lucas.« Sie legte ihre Hand beruhigend auf seine. »Ich gebe ihn bestimmt auf.«
    Ihre Finger waren kalt, und er bedeckte sie instinktiv mit seiner freien Hand. Andrea lächelte wieder und sah ihm dabei in die Augen. Hutchman hatte das Gefühl, ein Stromstoß durchzucke seinen Körper. Von diesem Augenblick an war sein Zeitgefühl auf seltsame Weise gestört: Einzelne Minuten dauerten scheinbar ewig, aber die Stunden verflogen. Andrea und er bestellten noch einige Drinks, aßen nebenan im eigentlichen Lokal zu Abend und gingen noch einmal in die Bar, bevor Hutchman sie nach Hause fuhr.
    Andrea Knight wohnte im obersten Stock eines viergeschossigen Apartmenthauses. Sobald Hutchmans Wagen in der Einfahrt zum Stehen gekommen war, stieg sie aus, lief zur Tür und suchte in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Dann drehte sie sich nach ihm um.
    »Komm schon, Lucas!« rief sie ungeduldig. »Mich friert!«
    Er stieg aus, schloß die Autotür ab und betrat die Eingangshalle gemeinsam mit Andrea. Der Aufzug stand offen. Sie traten Hand in Hand in die Kabine. Sie küßten sich während der Fahrt nach oben, und ihre Lippen waren so weich, wie Hutchman vermutet hatte, und sie drängte sich so leidenschaftlich gegen ihn, wie er gehofft hatte. Seine Knie zitterten etwas, als er Andrea in ihr Apartment folgte, das spärlich, aber geschmackvoll möbliert war. Es duftete schwach nach Äpfeln.
    Andrea ließ ihren Mantel gleich hinter der Tür zu Boden fallen, und sie küßten sich wieder. Ihre Figur war üppiger als Vickys; ihre Brust in seiner Hand fühlte sich schwerer als Vickys an. Dieser instinktive und unerwünschte Vergleich brachte Hutchman einen Augenblick durcheinander. Er verdrängte die Erinnerung an Vicky und trank von Andreas Lippen.
    »Willst du mich, Lucas?« Ihr Atem an seinem Gesicht war heiß. »Willst du mich wirklich?«
    »Ich will dich wirklich.«
    »Gut, dann warte hier.« Sie verschwand im Schlafzimmer, und er wartete unbeweglich, bis sie zurückkam. Sie trug nur noch einen vorn offenen schwarzen Büstenhalter. Hutchman zog sich schweratmend aus, verschmolz mit Andrea und hatte sie auf dem hellroten Teppich unter sich. Jetzt, dachte er, genau jetzt, meine liebe Vicky.
    Einige Zeit verstrich, bis er erschrocken feststellte, daß er nichts, überhaupt nichts empfand. Er hatte das Gefühl, eine Betäubungsspritze in die Genitalien bekommen zu haben, so daß dort alles unempfindlich war. In seiner Angst und Verwirrung führte er einen wütenden Kampf zwischen seinem Körper und Andreas, zupackend und drängend…
    »Hör auf, Lucas.« Andreas Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Das ist nicht deine Schuld.«
    »Aber- das begreife ich nicht«, murmelte er verständnislos. »Ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    »Sexuelle Hyperästhesie«, antwortete Andrea nicht einmal unfreundlich. »Krafft-Ebing verwendet ein ganzes Kapitel darauf.«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber bei mir ist alles in Ordnung, wenn ich mit…«
    »Mit deiner Frau?«
    »Mein Gott, mein Gott!« Hutchman hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Was hast du mir angetan, Vicky?
    Andrea stand auf, ging zur Tür, wo ihr Wildledermantel auf dem Boden lag, und zog ihn an. »Der Abend war schön, Lucas, aber ich habe morgen viel zu tun und muß jetzt schlafen. Das verstehst du doch?«
    »Ja, natürlich«, antwortete er bedrückt. Als er sich anzog, suchte er krampfhaft nach einer intelligenten, nonchalanten Bemerkung und sagte schließlich: »Hoffentlich hast du morgen gutes Flugwetter.«
    Ihr Gesichtsausdruck verriet nicht, was sie dachte. »Richtig, das hoffe ich auch.« Sie begleitete ihn zur Tür. »Gute Nacht, Lucas.«
    Erstaunlicherweise war es trotz allem erst kurz nach Mitternacht, als Hutchman nach Hause kam. Vicky war noch auf. Ihre bequeme Kleidung schien zu beweisen, daß sie nicht fortgewesen war und auch keinen Besuch gehabt hatte. Sie sah sich einen Film im Fernsehen an und hatte die Farbintensität wie üblich zu schwach eingestellt, so daß das Bild blaß wirkte. Er änderte die Einstellung und ließ sich müde in einen Sessel fallen, ohne zu sprechen.
    »Wo warst du heute abend, Lucas?«
    »In einer Bar.«
    Er wartete darauf,

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