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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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Donnerwetter, das hätte ich Ihnen nie…«
    »Hören Sie, Roger, wissen Sie zufällig, wann die englischen Teilnehmer abreisen? Ich hab’s ein bißchen eilig, wissen Sie.«
    »Das glaube ich! Augenblick.«
    In der nun folgenden Pause betrachtete Hutchman sein Gesicht im Spiegel der Telefonzelle. Es war hagerer, die Backenknochen und Kiefer traten deutlich hervor, und er hatte zum erstenmal seit Jahren vergessen, sich zu rasieren.
    »Hallo, Hutch. Die Reisegruppe fliegt morgen nachmittag von Gatwick aus ab. Wenn Sie also den Roten zuvorkommen wollen, müssen Sie die Kleine noch heute besuchen und…«
    »Danke, Roger.« Hutchman hängte ein und fuhr zum Haupt-Postamt Aldershot weiter. Dort blätterte er in den Telefonbüchern für das Gebiet zwischen Camburn und Crymchurch, bis er den richtigen Eintrag fand: Knight, Andrea, Camburn, Moore Road 1… Camburn 3436. Er notierte sich die Nummer, zögerte einen augenblick unschlüssig und wählte sie dann.
    »Andrea Knight.« Sie meldete sich so rasch – sofort nach dem ersten Klingeln –, daß Hutchman verblüfft war.
    »Hallo, Miss Knight.« Er suchte die richtigen Worte. »Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern. Ich bin Lucas Hutchman. Wir waren gemeinsam…«
    »Lucas Hutchman!« Ihre Stimme klang überrascht, aber auch erfreut. »Natürlich erinnere ich mich an Sie… Ich habe Sie in letzter Zeit mehrmals im Jeavons gesehen, aber Sie haben mich nicht angesprochen.«
    »Ich wußte nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern würden.«
    »Nun, Ihr Schweigen hat mein Erinnerungsvermögen bestimmt nicht gefördert, glauben Sie nicht auch?«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Hutchman zu. Er spürte, daß ihm warm wurde, und stellte leicht verwundert fest, daß er und diese fast Unbekannte innerhalb weniger Sekunden Kontakt auf sexueller Ebene gefunden hatten. »Ich scheine meine Chancen immer zu verpassen.«
    »Wirklich? Warum haben Sie mich dann angerufen? Oder hätte ich das nicht fragen dürfen?«
    »Ich dachte… « Hutchman schluckte trocken. »Ich weiß, daß ich Sie damit belästige, aber ich möchte Sie bitten, mir einen kleinen Gefallen zu tun.«
    »Gern, aber ich muß Sie warnen: Ich fliege morgen nach Moskau und komme erst in drei Wochen zurück.«
    »Ich rufe gerade wegen Ihrer Moskaureise an. Ich habe einen Artikel über Mikrowellenstrahlung geschrieben, den der Herausgeber von Soviet Science so schnell wie möglich bekommen sollte. Ich könnte ihn mit der Post schicken, aber er sieht ein bißchen geheimnisvoll aus – Sie wissen ja, wie mathematische Abhandlungen manchmal sind –, und die Zensur würde ihn vielleicht monatelang zurückhalten. Deshalb habe ich gedacht…« Hutchman machte eine Pause, um Luft zu holen.
    »Soll ich Ihren Artikel selbst abliefern? Als eine Art transsibirischer Pony Express?« Andrea lachte amüsiert, und Hutchman hatte das Gefühl, das erste Hindernis überwunden zu haben.
    »Nein, nein, das ist nicht nötig«, versicherte er ihr dankbar. »Ich würde Ihnen einen adressierten Umschlag mitgeben, den Sie nur einwerfen müßten.«
    »Das tue ich natürlich gern, Lucas, aber dabei ergibt sich ein Problem.«
    »Ein Problem?« Hutchman bemühte sich, nicht allzu besorgt zu wirken.
    »Ja. Ich habe den Umschlag noch nicht. Wie bekomme ich ihn also?«
    »Das ist ganz einfach. Darf ich ihn Ihnen heute vorbeibringen?«
    »Nun, ich packe noch fieberhaft, aber ich habe heute abend Zeit, wenn Ihnen das recht ist.«
    Hutchmans Herz klopfte laut. »Ja, natürlich. Wohin soll ich kommen?«
    »Wo treffen Sie sich gewöhnlich mit Mädchen?«
    »Ich…« Er hätte beinahe zugegeben, daß er sich nie mit anderen Frauen traf. Daran bist du jetzt, selbst schuld, Vicky. »Was halten Sie vom Camburn Arms? Vielleicht zum Abendessen?«
    »Ich freue mich darauf, Lucas. Um acht Uhr?«
    »Gut, dann sehen wir uns um acht.« Er hängte ein, trat aus der Telefonzelle und fühlte sich leicht benommen, als habe er mehrere Gläser Gin auf nüchternen Magen getrunken. Er sah sich verwirrt um, bis er begriff, daß er in Aldershot war – am Ausgangspunkt seiner großen Rundfahrt durch den Südosten Englands. Diesen Plan würde er jetzt abändern müssen. Als er zu seinem Wagen ging, überlegte er sich, daß es doch besser war, die ersten Umschläge alle auf einmal in einer einzigen Stadt aufzugeben, anstatt sie mühsam zu verteilen; das konnte etwaige Nachforschungen am ehesten erschweren. Er fand es beunruhigend, daß dieser neue Plan, der ihm eben erst

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