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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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im Rahmen seines Projekts ungewöhnlich viel Vertrauen in die Post Ihrer Majestät setzte. Als Angehöriger des englischen Mittelstandes hatte er instinktives Vertrauen zu Institutionen wie der Post, aber als intelligenter Staatsbürger der späten 70er Jahre wußte er, daß sich keine Regierung, nicht einmal die Elizabeths II. an irgendwelche Bestimmungen hielt.
    Er spürte, daß ihm Schweißtropfen auf der Stirn standen. In seinem Koffer lag ein Paket Briefumschläge mit den Adressen russischer Politiker, Wissenschaftler und Herausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften – aber was war, wenn es in Großbritannien ein System gab, das die Überprüfung aller für Ostblockländer bestimmten Postsachen sicherstellte? Es gab schließlich Möglichkeiten, einen Brief zu lesen, ohne den Umschlag zu öffnen. Hutchman nahm das Gas weg und dachte über die Auswirkungen dieses Einfalls nach. Falls dieses Überwachungssystem tatsächlich existierte, bedeutete es zwangsläufig, daß die große Treibjagd schon einige Tage früher als erwartet einsetzen würde. Diese Tatsache allein brauchte noch nicht katastrophal zu sein, aber eine viel schlimmere Folge trat ein, wenn kein russischer Umschlag sein Ziel erreichte. Hutchmans ganzer Plan beruhte darauf, daß alle Atommächte vor dem 10. November informiert wurden. Falls seine Antiwaffe einseitig benutzt wurde, verwandelte sie sich automatisch in eine Waffe. Schon durch seinen kurzfristig angesetzten Termin waren die Großmächte benachteiligt, die schwer zu arbeiten hatten, um ihre Atomsprengköpfe rechtzeitig zu entschärfen.
    Als Hutchman unsicher weiterfuhr, sah er zu seiner Überraschung ein Frauengesicht vor seinem inneren Auge auftauchen. Ein glattes, dunkles Gesicht mit Schmollmund, der durch blaßrosa Lippenstift betont wurde. Ein intelligentes amoralisches Gesicht… Andrea Knight! Mit dem Namen fielen ihm auch weitere Einzelheiten ein: Sie war Biologin, Hutchman hatte sie als Student flüchtig kennengelernt. In letzter Zeit hatte er sie mehrmals in der Kantine des Jeavons Institute gesehen, wenn er dort in Arbeitspausen Kaffee trank, und er hatte in einer Institutsmitteilung etwas über sie gelesen! Sie sollte nach Moskau reisen, um an einem DNS-Seminar teilzunehmen!
    Hutchman bemühte sich vergeblich, sich das Reisedatum ins Gedächtnis zurückzurufen; er wußte nur noch, daß der Abflug in nächster Zeit bevorstand. Vielleicht war sie schon unterwegs, aber wenn er sie – als Teilnehmerin einer offiziellen wissenschaftlichen Exkursion – dazu überreden konnte, einen Umschlag mitzunehmen, bestand kein Zweifel daran, daß der Brief unkontrolliert in die Sowjetunion gelangen würde. Und wenn er ihr einen mitgab, der für eine wissenschaftliche Zeitschrift bestimmt war, konnte es nicht allzu schwierig sein, sich eine Ausrede einfallen zu lassen, die Miss Knights Neugier befriedigte. Wenn sie schon abgereist war, würde er sich etwas anderes ausdenken müssen, aber es konnte nicht schaden, sich über die Lage zu informieren.
    Die nächste Stadt war Aldershot. Hutchman gab Gas und fuhr wenige Minuten später an den Militärwohnsiedlungen zu beiden Seiten der Straße vorbei. Er hielt an einer Telefonzelle am Stadtrand und schlug eine Nummer nach: Roger Dufay, Pressesprecher der Firma Westfield, der als freiberuflich tätiger Journalist auch die J.I.-Mitteilungen redigierte. Das Telefon klingelte lange, bis Dufay sich endlich meldete.
    »Hallo, Roger!« Hutchman bemühte sich, fröhlich und unbefangen zu wirken. »Tut mir leid, daß ich Sie zu Hause störe, aber Sie sind der einzige, der mir eine bestimmte Frage beantworten kann.«
    »Schon gut, alter Junge.« Dufay war freundlich, aber vorsichtig. »Worum geht’s denn?«
    »Ich versuche, eine Bekannte zu erreichen, die zu dem DNS-Seminar nach Moskau fliegt, aber ich weiß nicht, ob ich schon zu spät dran bin.«
    »Hmmm. Kann sein. Wen meinen Sie denn?«
    Hutchman zögerte. Er konnte einen Namen erfinden, aber Dufay war meistens ausgezeichnet informiert und kannte vermutlich alle englischen Teilnehmer dieser Moskaureise. »Äh… Andrea Knight.«
    »Oho! Sie haben’s ja faustdick hinter den Ohren, Hutch! Sie haben wohl etwas mit der Dame vor?«
    »Nein, Roger.« Noch einer, dachte Hutchman betroffen. »Außerdem glauben Sie doch nicht etwa, daß ich das Ihnen gegenüber zugeben würde?«
    »Das brauchen Sie gar nicht, alter Junge. Schließlich ist unsere kleine Andrea dafür bekannt, daß sie selten nein sagt.

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