Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
7 Ich war eine keusche Jungfrau und überschritt nicht die Schwelle meines Vaterhauses; vielmehr hütete ich die erbaute Seite. 8 Nicht schändete mich ein Verderber an einsamen Ort, ein Schänder auf dem Felde; auch verdarb mir nicht die Keuschheit meiner Jungfrauschaft ein Verderber durch Betrug, eine Schlange. In der Zeit meiner Jugendblüte blieb ich mit meinem Manne verbunden. 9 Als diese aber groß wurden, da starb der Vater. Glückselig ist er deswegen zu preisen; hat er doch die Zeit des Kindersegens sich ausgesucht und brauchte deshalb die Stunde der Kinderlosigkeit nicht zu erleben. 10 Er pflegte euch, als er noch bei uns war, das Gesetz und die Propheten zu lehren. 11 Die Ermordung Abels durch Kain pflegte er uns vorzulesen und die Brandopferung Isaaks und Joseph im Gefängnis. 12 Zu sprechen pflegte er mit uns von dem Eiferer Phinees und euch zu belehren über Ananias, Azarias und Misael im Feuer, 13 zu rühmen und glückselig zu preisen Daniel in der Löwengrube, 14 euch die Schrift des Jesaia einzuprägen, die da sagt: Und wenn du auch durchs Feuer gehst, so soll dich die Flamme doch nicht verbrennen, 15 pflegte uns den Hymnendichter David zu singen, der da sagt: Viel sind der Leiden der Gerechten, 16 und den Spruchredner Salomo anzuführen, der da sagt: Einen Baum des Lebens haben alle, die seinen Willen tun. 17 Dem Hesekiel pflegte er recht zu geben, der da sagt: Werden diese verdorrten Gebeine wieder aufleben? 18 Auch den Ge sang, den Moses gelehrt hat, vergaß er nicht, der da lehrt: Ich werde töten und werde lebendig machen. 19 Dies ist euer Leben und die Länge eurer Tage.
20 O jenes furchtbaren und doch nicht furchtbaren Tags, als der furchtbare Hellenentyrann, unter den grausigen Kesseln Feuer mit Feuer löschend, heißen Grimms die Sieben Knaben der Abrahamitin zur Schwinge und von Neuem zu seinen Foltern schleppte, 21 ihre Augäpfel durchbohrte, ihre Zungen ausschnitt und sie unter den mannigfachsten Folterqualen mordete! 22 Dafür hat die göttliche Gerechtigkeit den Verruchten gestraft und wird ihn in der Ewigkeit strafen. 23 Die abrahamiäischen Knaben aber samt der preisgekrönten Mutter sind dem Chore der Väter zugesellt, nachdem sie reine und unsterbliche Seelen empfangen haben von Gott, 24 welchem sie die Ehre in die Ewigkeiten der Ewigkeiten! Amen.
Textquelle: Die Gemeinschaft von Qumran
In einem Querschnitt durch die bis in die jüngste Zeit bekanntgewordene apokryphe Literatur lassen sich einige Züge der Widerstandskraft und des Lebenswillens Israels inmitten verschiedenartigster Zwangslagen und Verfolgungen feststellen. Nun ist uns seit 18 Jahren auf besonders nahe und lebendige Art eine jener Gemeinschaften frommer Juden erstanden, eines der kleinen Überbleibsel von Israel, das sich für besonders auserwählt hielt, inmitten der abtrünnigen Masse in Treue zum Bund zwischen dem Herrn und Abraham, dem Vater der Gläubigen zu stehen. Die Geschichte der Entdeckung der Texte vom Toten Meer und zugleich der Gemeinschaft von Qumran ist bekannt.
Über die Gemeinde selbst unterrichten uns ihre Regel und die Hymnen.
Man beachte den Willen zur Weltabgeschiedenheit im Gegensatz zur Auffassung des erwählten Volkes, wodurch die Gedankenwelt und die Geschichte der Juden bestimmt wurde. In der Bibel ist das ganze Volk dem Herrn zu eigen, und die Belehrung wie auch die Verkündigungen der Propheten sind an alle gerichtet. Hier hingegen erfolgt die Trennung des jüdischen Volkes in Gute und Böse, wobei es sich nicht mehr um eine Wahl durch Jahwe handelt, sondern um die Wahl, die die Menschen unter sich treffen. Der Bewerber stellt sich selbst zur Wahl und wird durch die anderen aufgenommen oder abgelehnt. Der der hellenistischen Welt nahestehende Sektierergeist hat sich sogar der Reinsten der Reinen bemächtigt. Nebenbei bemerkt man eine weitere Infiltration des Heidentums: der Herr wird als Gott der Erkenntnisse bezeichnet.
Das ist eine platonische oder gnostische Terminologie, die jedoch absolut nicht der Schrift entspricht. Was die Lehre der zwei Geister betrifft, so ist die Verwandtschaft mit dem mazdaischen Dualismus unverkennbar. Es besteht zwar nicht wie bei den Persern der Begriff von einem Gott des Guten und einem Gott des Bösen; jedoch ist im Alten Testament nirgends von zwei Prinzipien die Rede, die sich in die Welt teilen. Nun bleibt uns noch der Hinweis auf eine allein den Gerechten vorbehaltene Geheimlehre, die der feststehenden Tradition der Heiligen Schrift
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