Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
sprochen.
Die Offenbarung geschieht nicht in Traumvisionen, sondern in visionären Ekstasen. Überbracht wird sie nur selten von einem > angelus interpres<. Daß diese Aufgabe in der christlichen Vorstellungswelt Christus übernimmt ist verständlich. Bemerkenswert ist schließlich noch, daß die Visionen selten gedeutet werden.
Das Werk ist streng gegliedert. Der erste Teil beinhaltet die Berufungsvision, der zweite die sieben Sendschreiben an die Gemeinden, und der dritte offenbart die künftigen Ereignisse. Auch in diesem dritten apokalyptischen Teil sind drei Gruppen ersichtlich. Ein und dieselbe Zeit wird schrittweise beschrieben: Zuerst wird ein Überblick geboten, dann werden Details aufgezeigt, und schließlich wird sie vollständig erschlossen. Inhaltlich ist die Offenbarung an vielen Stellen vom alten Testament abhängig, besonders aber sind die Wagenvision (Ez 1) und das Menschensohnkapitel (Dan 7) von entscheidendem Einfluß gewesen.
Neben den Besonderheiten ist auch viel Verwandtes mit der übrigen Apokalyptik zu finden. Die Naherwartung der Parusie ist wieder erwacht. In der Apokalypse des Markus, die wohl um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. entstanden ist, war sie schon stark ausgeprägt. Bei Matthäus und Lukas wurde sie allmählich zurückgedrängt. Die Bedrängnisse aber der domitianischen Verfolgung (ca. 95 n. Chr. ) haben sie zu neuem Leben erweckt. Man nimmt an, daß die Apokalypse auch dazu verfaßt wurde, den Gemeinden in ihrer Not Trost und Kraft zum Durchhalten zu spenden. Doch da der Zuspruch nur geringen Raum einnimmt, die > letzten Dinge< aber breit ausgemalt werden, hatte der Verfasser dennoch wohl die Verbreitung apokalyptischer Vorstellungen besonders im Auge. Weiterhin ist der apokalyptische Determinismus deutlich vorhanden. Das > Buch mit den 7 Siegeln< legt den Ablauf des Heilsplans Gottes fest, und so wird er unabänderlich ablaufen. Ein christliches Element ist dabei, daß Christus die Endereignisse in die Wege leit et: Das Lamm wird die sieben Siegel lösen.
In der Johannes-Apokalypse ist der Gegensatz zwischen dieser Welt und der neuen Welt stärker als sonst im Neuen Testament herausgearbeitet: > Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; der erste Himmel un d die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr.< (Off 21,1)
Breit ausgebaut ist auch die Schilderung des Antichristen. Er ist das Spiegelbild Satans und repräsentiert das römische Weltreich ebenso wie den Kaiser Domitian. Dadurch wird der Gegenspieler des Messias zum erstenmal als eine Persönlichkeit der Gegenwart dargestellt. Außer diesen genannten Punkten ergibt sich eine starke Abhängigkeit von der jüdischen Apokalyptik aus zwei Gedanken, die dem übrigen Neuen Testament unbekannt sind. Einmal ist von einer messianischen Zwischenzeit die Rede. Christus wird den Teufel fesseln und für tausend Jahre in den Abgrund werfen. Nach dem Tausendjährigen Reich wird der Teufel die Weltmächte Gog und Magog in den Kampf führen; endgültig besiegt, wird er schließlich auf ewig in den Feuer- und Schwefelsee geworfen. Zum zweiten stehen vor dem Tausendjährigen Reich nur die Gerechten auf, danach findet erst die allgemeine Totenauferstehung statt. Das ist eine Verbindung von zwei verschiedenen jüdischen Auferstehungsvorstellungen.
Die Himmelfahrt des Jesaja
Die Schrift »Himmelfahrt Jesajas« ist eine jüdische Legende vom Martyrium des Jesaja und ein Visionsbericht. Wie fast die gesamte apokalyptische Literatur ist auch dieses kein einheitliches Werk, sondern eine Kompilation von Bruchstücken. Im ersten Teil findet sich ein Einschub, der vom Wirken Christi und von seinem Tod, von der Einsetzung der Kirche und ihrer Verfolgung, vom Erscheinen des Antichristen (Beliar) und seiner Niederlage erzählt. Der Titel > Himmelfahrt des Jesaja< kommt von der Vision, die Jesaja in Form einer Reise durch den Himmel erfahren haben soll.
Der zweite Teil ist deswegen interessant, weil darin doketischer und gnostischer Einfluß deutlich zu Tage tritt. So wird der Hl. Geist als Engel dargestellt; mit Jesus kniet er vor dem Thron Gottes. Auch der Herrscher des Totenreiches wird als Engel bezeichnet. Das erinnert an die gnostische Abstufung der Göttlichkeit. Die Geburt Jesu wird ganz doketisch beschrieben. Selbst Maria merkt nichts davon.
In gnostischer Form vollzieht sich der Abstieg Jesu in das Totenreich und danach der Aufstieg durch die Himmel, in den er den Seelen den Weg zum Vater bahnt. Bei jedem Himmel
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