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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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verleihen. Es werden zum Beispiel Daniel, Elia, Jesaja, Mose, Esra, Henoch und sogar Adam genannt. Sie haben ihre Bücher versiegelt, so wird berichtet, und ihre Geheimhaltung bis ans Ende der Tage angeordnet. Wenn sie also jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, sei dies ein Zeichen dafür, daß das Ende nahe sei.

    Die visionäre Schau
    Im Unterschied zum Propheten, erhält der Apokalyptiker seine Offenbarunge n in Visionen. Der Prophet hört eine Stimme (Audition), der Apokalyptiker sieht meist Bilder, er »schaut«. Das kann im Traum geschehen, in visionärer Ekstase, aber auch in wachem Zustand. (Dan 10-12). Schließlich ist die apokalyptische Schau auch noch durch Entrückung möglich, d. h. durch Ortsveränderung des Sehers. Im Neuen Testament werden Paulus (2. Kor 12,3) und der Apokalyptiker Johannes (4,1) in den Himmel entrückt. Das Geschaute ist entweder unmittelbar verständlich (eine Beschreibung von Ereignissen, die eintreten werden) oder aber ist deutungsbedürftig, da es in Symbolen und Allegorien dargestellt ist. Die vier »Wesen« in Off 4, 6-8 (Löwe, Stier, Mensch, Adler) dürften beispielsweise Sinnbilder für die irdische Schöpfung sein. Hier fehlt eine Deut ung im Text. Sonst wird sie meist durch einen Deuteengel (angelus interpres) beigegeben.
    In den Apokalypsen finden sich zunächst Geschichtsüberblicke, bevor das Ende geschildert wird. Sie werden aus der zeitlichen Perspektive des vorgegebenen Autors dargestellt, aber da der wirkliche Autor die vergangene Geschichte kennt, sind die Weissagungen über den Geschichtsablauf natürlich wirklich ein getreten. So zu tun, als ob man wirkliche Ereignisse weissagt, indem der Schreiber sich einfach in die Vergangenheit versetzt, nennt man > vaticinium ex eventu<. Da nun ein Teil der Apokalypsen nachprüfbar eingetreten sind, ist es leicht, auch für die Zukunft Glauben zu gewinnen. Der Geschichtsüberblick kann die Weltgeschichte umfassen oder in der Zeit des fiktiven Verfassers einsetzen.

    Die Vorstellungswelt
    Das Hauptanliegen der Apokalypsen sind Offenbarungen über die letzten Din ge. Daneben werden aber oft auch Geheimnisse enthüllt: Es wird vom Jenseits, von Himmel und Hölle, von der Herkunft des Bösen in der Welt, ja sogar von Astronomie, Meteorologie und Geographie erzählt.
    In der Theologie heißt die Lehre von den letzten Dingen Eschatologie. Ein Grundzug der apokalyptischen Eschatalogie ist die Zwei-Äonen-Lehre. Es gibt zwei Äonen, zwei Weltalter, die grundsätzlich voneinander verschieden sind. Dieses Weltalter, in dem wir leben, ist unvollkommen und vergänglich. Es muß ganz ausgelöscht werden und dem neuen Äon Platz machen, der von völlig anderer Art ist, der ewig und überirdisch ist. Er bricht aus dem Jenseits in diese Weltzeit durch göttliches Wirken ein.

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    Zwischen den beiden Äonen liegt ein krasser Gegensatz vor. Da der jenseitige Äon unendlich gut und vollkommen ist, kann der diesseitige nur unendlich schlecht sein.
    Diese Welt wird deswegen pessimistisch gesehen, man erwartet das Ende, man hofft auf das Jenseits. Sie wird dargestellt durch die Herrschaft Satans, durch zunehmenden physischen und moralischen Verfall. Das Heraufkommen des neuen Äons wird durch eine schlechte und verbrecherische Zeit angezeigt.
    Bei diesen Vorstellungen geht es nicht um einzelne Völker, sondern um die ganze Welt. Die Apokalyptiker haben nicht etwa ein Volk (z. B.
    die Juden) im Blick, sondern den ganzen Kosmos: Erde, Himmel und Unterwelt. Am Ende steht der Mensch nicht als Mitglied eines Volkes, sondern als einzelner vor dem Ge richt.
    Das Ende des ersten Äons muß kommen, es ist unabwendbar. Gott hat nämlich von Anfang an beide Äonen geschaffen. Es kann also nicht sein, daß der schlechte Äon noch zum guten gewandelt wird, denn der andere Äon ist schon da, allerdings schläft er jetzt noch. Auch der Zeitpunkt des Endes ist schon vorherbe stimmt. Deswegen kann er genau berechnet werden, entweder dadurch, daß man von der Weltschöpfung aus rechnet oder von einem weltgeschichtlichen Zeitpunkt an oder ganz einfach auch, indem man die Zeichen der Zeit deutet.
    Immer aber steht das Ende nahe bevor. Das hat seinen Grund darin, daß Apokalypsen in schwierigen Zeiten entstanden sind, in Zeiten, die durch ihre Not eine Endzeitstimmung hervorriefen (z. B. Makkabäerzeit, Zerstörung des Tempels usw.).
    Der neue Äon wird zu einem bestimmten Zeitpunkt von einem Heilbringer heraufgeführt. Unterschiedlich sind

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