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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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allerdings die Vorstellungen von diesem. Während in den jüdischen Eschatologien der davidische Messias auftritt, ist es in manchen Apokalypsen Gott selbst oder aber ein Engel Gottes. Der Heilbrin ger wird verschiedentlich auch als Menschensohn bezeichnet. Es gibt auch die Möglichkeit, daß mit der Retter- und Richtergestalt der neue Äon noch nicht anbricht, sondern daß ein messianisches Zwischenreich eingeschaltet wird.
    Es soll schließlich noch die Frage der Herkunft der Apokalyptik behandelt werden. In gewisser Weise bauen die Apokalyptiker auf den Propheten auf. Sie füh len sich als die Nachfolger der Propheten, aber nicht so, daß sie sich nun selber als Propheten fühlen, sondern so, daß sie die Deuter der Prophetie sind. Aber mit dieser Deutung haben sie sich gleichzeitig eine völlige Umgestaltung vorge nommen. Der entscheidende Unterschied hängt mit der Zwei-Äonen-Lehre zusammen. Die Prophetie verheißt eine Vollendung der Schöpfung. Vorausset-zung ist allerdings die Umkehr. Der Inhalt der Weissagungen erstreckt sich folglich eher auf das, was geschehen wird, wenn diese Umkehr stattfindet. Für die Apokalyptiker ist die Schöpfung eine zweifache. Diese Welt wird als hoffnungslos böse angesehen ihre Heiligung und Rettung ist folglich nicht möglich. In der Eschatologie der Apokalyptiker hat sich somit ein fundamentaler Unterschied zum traditionellen Judentum herausgebildet.
    Man nimmt an, daß in nachexilischer Zeit Kreise entstanden sind, die durch eschatologische Naherwartung aufgrund der Bedrängnisse der Zeit geprägt wa ren. Da sie etwas ins Abseits gedrängt wurden, haben sie eine eigene Entwicklung durchgemacht. Sie haben sich dualistischen Vorstellungen (Zwei-ÄonenLehre) geöffnet. Die Abgeschlossenheit hat dann dazu geführt, daß ihr Wissen zu einem Geheimwissen wurde, das die eigene Gemeinschaft in der Erwartung der > letzten Dinge< stärken und trösten sollte.

    Weiterwirken im Christentum
    Das junge Christentum unterschied sich in seiner Vorstellungswelt nicht sehr von der jüdischen Apokalyptik. Es war deswegen naheliegend, deren Texte aufzugreifen und zu christianisieren. Diese literarische Gattung regte aber auch zu Neuschöpfungen an. Es entstanden viele christliche apokalyptische Werke. Das bekannteste darunter ist sicherlich die Johannes-Apokalypse. Von den anderen Werken ist, ebenso wie bei den jüdischen Apokalypsen, der Autor nicht be kannt. Sie werde n deswegen als pseudepigraph bezeichnet. Große Namen sollen Vertrauen in die Schriften erwecken. So werden hier Jesus und Maria ge nannt, verschiedene Apostel (Petrus, Paulos, Thomas, Johannes, Bartholo mäus, Philippus u. a.) und sogar Persönlichkeiten aus dem alten Testament (Abraham, Esra, Zephania, Elia). Jesus kann natürlich von sich aus berichten, die anderen aber schöpfen ihr Wissen aus Visionen und Entrückungen. Bei den Christen gibt es nur noch einen Heilsbringer, das ist Christus. Solange die Naherwartung der Parusie Christi vorherrschte, war sie im Mittelpunkt des Interesses. Als man aber feststellte, daß mit der Wiederkunft nicht so bald zu rechnen sei, richtete man das Augenmerk zunehmend auf Motive, die im Neuen Testament eine untergeordnete Rolle spielen. Die Apokalyptik beschäftigt sich nun ausgiebig mit dem Antichristen, mit Himmel und Hölle, mit der Belohnung der Guten und der Bestrafung der Bösen.

    Apokalyptik des Christentums
    Es soll nun erläutert werden, welche Grundlagen des Christentums die Entstehung von christlichen Apokalypsen ermöglicht haben. Wenn man von der Begrifflichkeit Jesu ausgeht, so stößt man zunächst auf die Worte > Reich Gottes< und »Menschensohn«. Der Begriff »Reich Gottes« verweist auf gewisse Ähnlichkeiten mit der Zwei-Äonen-Lehre. Nach der Predigt Jesu bricht mit der Herrschaft Gottes eine neue Zeit an. Es ist kein innerweltlicher, sondern ein überirdischer Vorgang, der dieser Welt ein radikales Ende setzt.
    Markus läßt Jesus sagen: »Die Zeit ist erfüllt, und genaht hat sich das Reich Gottes ... (Mk 1,14). Reich Gottes ist nun etwa kein typischer Ausdruck in der Apokalyptik, doch sagt er inhaltlich ungefähr das gleiche aus wie der > kommende Äon<, > der neue Himmel und die neue Erde<«. Bei Markus kommt daneben auch die Naherwartung ganz deutlich zum Ausdruck. Das ist nun sicherlich einer der wichtigsten Punkte der Apokalyptik. Es liegt aber ein wichtiger Unterschied in der Lehre Jesu vor. Denn Jesus lehrt nicht nur das Kommen der Got-tesherrschaft, es

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