Die Aquitaine-Verschwoerung
gehabt, er ist ein Höllenhund!«
Erich Leifhelm saà hinter seinem Schreibtisch. AuÃer ihm war niemand in dem Arbeitszimmer, dessen Wände mit Bücherregalen bedeckt waren. » Streifen, Alarm, Hunde!«, rief der Deutsche und schlug mit der Faust auf die rote Schreibunterlage. » Wie hat er das nur angestellt?«
» Ich wiederholeâ ein Höllenhundâ, so hat unser Spezialist ihn genannt. Je länger man ihn zurückhält, desto zorniger wird er. Das reicht weit zurück. Also beginnt unser provocateur seine Odyssee, ehe wir es geplant haben. Hatten Sie Verbindung mit den anderen?«
» Ich habe London angerufen«, sagte Leifhelm und atmete tief ein. » Er wird Paris verständigen, und dann wird Bertholdier die Einheiten aus Marseille kommen lassen, eine nach Brüssel und die andere hierher nach Bonn. Wir dürfen keine Stunde verlieren.«
» Sie suchen ihn natürlich.«
» Selbstverständlich! Jeder Zentimeter des Rheinufers wird in beiden Richtungen abgesucht. Jede SeitenstraÃe, jeder Weg, der vom Fluss in die Stadt führt.«
» Er kann Ihnen entkommen, das hat er bewiesen.«
» Wo soll er denn hingehen? Zu seiner eigenen Botschaft? Dort ist er ein toter Mann. Zur Polizei von Bonn? Man wird ihn in einen gepanzerten Wagen stecken und hierher zurückbringen. Er kann nirgendwohin.«
» Das habe ich gehört, als er Paris verlieÃ, und ein zweites Mal, als er nach Bonn flog. An beiden Orten sind Fehler begangen worden, die viele Stunden gekostet haben. Ich sage Ihnen, ich mache mir jetzt mehr Sorgen als irgendwann in drei Kriegen und einem ganzen Leben voller Gefechte.«
» Seien Sie doch vernünftig, Chaim, und versuchen Sie, ruhig zu bleiben. Er besitzt keine Papiere, keinen Pass, kein Geld. Er spricht nicht mal Deutsch . «
» Geld hat er!«, schrie Abrahms, der sich plötzlich erinnerte. » Als er unter Drogen stand, sprach er von einer groÃen Summe, die man ihm in Genf versprochen und in Mykonos übergeben hat.«
» Und wo ist das Geld?«, fragte Leifhelm. » In diesem Schreibtisch, da ist es. Fast siebzigtausend amerikanische Dollar. Er hat nichts in der Tasche, keine Uhr, keinen Schmuck. Ein Mann in schmutziger, durchnässter Kleidung, ohne Papiere, ohne Geldâ wenn der irgendjemandem weismachen will, dass General Leifhelm ihn eingesperrt hat, dann würde man ihn ohne Zweifel als Vagabund oder Psychopath oder beides ins Gefängnis stecken. Und in diesem Fall werden wir sofort informiert, und dann bringen ihn unsere Leute zu uns. Und bedenken Sie auch eines, morgen früh um zehn Uhr macht das überhaupt keinen Unterschied mehr. Das war Ihr Beitrag, ein geschickter Schachzug des Mossad.«
Abrahms stand vor dem riesigen Schreibtisch, die Arme vor seiner Safarijacke verschränkt. » Also haben der Jude und der Feldmarschall alles in Bewegung gesetzt. Ist das nicht spaÃig, Nazi?«
» Nicht so spaÃig, wie Sie denken, Jude. Das Unreine liegt ebenso wie das Schöne im Auge des erschreckten Betrachters. Sie sind nicht mein Feind, das waren Sie nie. Wenn damals mehr Leute Ihre Ãberzeugung, Ihren Mut besessen hätten, hätten wir nie den Krieg verloren.«
» Das weià ich«, sagte Abrahms. » Ich habe zugesehen und gelauscht, als ihr am Kanal standet. Damals habt ihr den Krieg verloren. Ihr wart schwach.«
» Das waren nicht wir! Das waren diese feigen Anfänger in Berlin!«
» Dann sorgen Sie nur dafür, dass die aus dem Spiel bleiben, wenn wir eine wahrhaft neue Ordnung schaffen, Deutscher. Wir können uns Schwäche nicht leisten.«
» Sie machen es mir nicht leicht, Chaim!«
» Das ist auch nicht meine Absicht.«
Joel schwamm, so schnell er konnte, auf das Ufer zu und tauchte jedes Mal unter Wasser, wenn ein Scheinwerfer auf ihn zukam. Das Boot war eine groÃe Motorbarkasse, deren tief tönende Motoren erkennen lieÃen, über wie viel Kraft sie verfügten. Es hielt sich dicht am Ufer und schoss immer wieder in die Flussmitte, wenn dort irgendein Gegenstand zu sehen war.
Converse spürte unter sich weichen Schlamm; halb schwamm er, halb kroch er auf den dunkelsten Punkt am Ufer zu, die Pistole des Chauffeurs sicher im Gürtel. Jetzt näherte sich das Boot wieder, und sein greller Scheinwerferstrahl studierte jeden Flecken Wasser, jeden Ast und jeden Zweig im Ufergehölz. Joel atmete tief ein und
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