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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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jetzt am Bug der Barkasse standen– nur einen hatten sie am Ufer zurückgelassen, einen einsamen Beobachter, der irgendwo unsichtbar zwischen dem Flussufer und der Straße Wache hielt. Huong Khe. Ein Posten, der sich von seiner Streife getrennt hatte.
    Die Motorbarkasse löste sich vom Dock und schoss kaum zwei Meter von Joel entfernt vorbei, und die Kielwelle traf ihn mit voller Wucht. Wieder hielt das Boot auf das Ufer zu und verlangsamte seine Fahrt. Der Scheinwerfer spähte noch einmal in das dichte Grün, dann nahm das Boot Kurs nach Westen, zurück zu Leifhelms Villa. Converse hielt den Kopf über Wasser, den Mund weit geöffnet, schluckte alle Luft, die er aufnehmen konnte, während er sich langsam– ganz langsam– auf das Ufer zu bewegte. Er zog sich im nassen Schilf in die Höhe, bis er trockenen Boden unter sich fühlte. Huong Khe. Er zog das Grün so nahe an sich heran, dass es schließlich sein Gesicht bedeckte. Er wollte ausruhen, bis er spürte, wie das Blut wieder gleichmäßig durch seinen Körper pulste, bis seine Nackenmuskeln sich entspannten– es war immer der Nacken; das war das Warnsignal–, erst dann konnte er sich mit dem Mann befassen, der auf dem dunklen Hügel über ihm Wache hielt.
    Er hatte ein wenig vor sich hin gedöst, bis ihn eine klatschende Welle wieder in die Wirklichkeit zurückrief. Er schob Äste und Blätter von seinem Gesicht und sah auf die Uhr des Chauffeurs, die er sich über das Handgelenk gestreift hatte, sah mit zusammengekniffenen Augen auf das schwache Leuchtzifferblatt. Er hatte fast eine Stunde geschlafen– unruhig zwar, und jedes noch so leise Geräusch hatte ihn die Augen wieder öffnen lassen, aber er hatte sich ausgeruht. Er rollte den Kopf hin und her, bewegte Arme und Beine. Alles tat immer noch weh, aber der bohrende Schmerz war verschwunden. Und jetzt musste er sich um den Mann kümmern, der auf dem Hügel über ihm lauerte. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Natürlich hatte er Angst, aber sein Zorn würde diese Angst unter Kontrolle halten; er wusste das aus Erfahrung.
    Er kroch auf Händen und Füßen durch das Buschwerk, das den Feldweg säumte, der sich vom Fluss den Hügel hinauf schlängelte. Jedes Mal, wenn ein Zweig knackte oder sich ein Stein löste, hielt er inne und wartete darauf, dass der Augenblick sich wieder in die Geräusche des Waldes auflöste. Immer wieder sagte er sich, dass er im Vorteil war; niemand erwartete ihn. Das half ihm, der Angst vor der Dunkelheit entgegenzuwirken und dem Wissen, dass ihm eine physische Konfrontation bevorstand. So wie der vietnamesische Streifensoldat vor Jahren am Huong Khe, besaß der Mann über ihm Dinge, die er brauchte. Der Kampf war nicht zu vermeiden, es war also am besten, nicht darüber nachzudenken. Er musste alle Gefühle aus seinem Bewusstsein löschen und es einfach tun. Aber auf die richtige Weise, auch das musste er sich klarmachen. Es durfte kein Zögern geben– kein Eindringen von Gedanken– und keinen Schuss, nur kalten Stahl.
    Er sah ihn, eine Silhouette, die sich im fernen Schein einer einzeln stehenden Straßenlampe weit oben abzeichnete. Der Mann stand– lehnte– an einem Baumstamm und blickte nach unten. Er stand so, dass er alles sehen konnte, was sich unter ihm abspielte. Die Wegstücke, die Joel auf Händen und Knien zurücklegte, schrumpften auf wenige Zentimeter zusammen, die Pausen, die er einlegte, wurden häufiger, die Stille immer wichtiger. Langsam arbeitete er sich in einem Bogen an dem Baum und dem Mann vorbei und setzte sich dann wieder nach unten in Bewegung, eine große Katze, die auf ihr Opfer herabsteigt. Das Bewusstsein ausgeschaltet, eine Maschine ohne Gefühle, nur vom Überlebensinstinkt getrieben. Er war wieder zum Raubtier geworden, das er einmal vor langer Zeit gewesen war, und der Wunsch zu fliehen, nach Zugang zu einem Telefon, überlagerte alles andere.
    Jetzt war er nur noch anderthalb Meter von dem Mann entfernt; er konnte seinen Atem hören. Unter ihm knackte etwas. Ein Ast! Der Mann drehte sich herum, seine Augen leuchteten in dem schwachen Licht. Converse warf sich nach vorn, den Pistolenlauf fest in der Hand. Er ließ den stählernen Kolben auf die Schläfe des Deutschen herunterkrachen, zog den Arm zurück und schmetterte ihn gegen die Kehle des Mannes. Der Wachposten stürzte nach hinten,

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