Die Aquitaine-Verschwoerung
benommen, aber nicht bewusstlos. Er setzte zu einem Schrei an. Jetzt schnellte Joel vor, nahm seinen Gegner in den Würgegriff und schmetterte ihm den Kolben der Waffe gegen die Stirn, dass Blut und rote Hautfetzen aufspritzten.
Stille. Keine Bewegung. Wieder war ein Späher, der sich von seiner Streife getrennt hatte, ausgeschaltet. Und so, wie dies auch vor Jahren gewesen war, erlaubte sich Converse keinerlei Gefühle. Es war getan, er musste weiter.
Die trockenen Kleider des Mannes passten einigermaÃen, auch die dunkle Lederjacke. Die Brieftasche des Deutschen erwies sich als Glücksfall. Sie enthielt eine beträchtliche Geldsumme und einen abgegriffenen Pass mit vielen Stempeln. Offenbar reiste dieser Vertraute Leifhelms ziemlich häufig für Aquitania. Die Schuhe des Mannes passten nicht. Also benutzte Converse seine durchnässten Kleider dazu, die eigenen zu säubern. Die trockenen Socken des Deutschen schützten ihn etwas vor der Feuchtigkeit des Leders. Dann deckte er den Mann mit Zweigen zu und ging die Böschung hinauf zur StraÃe.
Er hielt sich zwischen den Bäumen versteckt, während fünf Wagen vorüberrollten, Limousinen, die vielleicht alle Erich Leifhelm gehörten. Dann sah er einen hellgelben Volkswagen auftauchen, trat vor und hob beide Hände, die Geste eines in Schwierigkeiten geratenen Mannes.
Der Wagen hielt; auf dem Beifahrersitz saà ein blondes Mädchen, der Fahrer war höchstens achtzehn oder zwanzig, und auf dem Rücksitz saà ein weiterer junger Mann, der aussah, als könnte er der Bruder des Mädchens sein.
» Was isân los, Opa?«, fragte der Fahrer.
» Tut mir leid, ich kann kein Deutsch. Sprechen Sie Englisch?«
» Etwas«, sagte der Junge auf dem Rücksitz. » Besser als die zwei! Die haben nichts als Bumsen im Sinn. «
» Würden Sie dann bitte den beiden mein Anliegen erklären? Um es offen zu sagen, ich hatte auf einer Party eine Auseinandersetzung mit meiner Frau und möchte nach Bonn zurück. Ich bezahle Sie natürlich.«
» Ein Streit mit seiner Frau! Er will nach Bonn. Er wird uns bezahlen.«
» Warum nicht? Sie hat mich heute sowieso schon zu viel gekostet«, sagte der Fahrer.
» Nicht für das, was du kriegst, du Drecksack!«, rief das Mädchen und lachte.
» Steigen Sie ein! Wir sind Ihre Chauffeure. In welchem Hotel wohnen Sie?«
» Eigentlich möchte ich am liebsten nicht dorthin zurück. Ich bin wirklich sehr verärgert. Ich möchte ihr eine Lektion erteilen und heute wegbleiben. Glauben Sie, Sie könnten ein Zimmer für mich finden? Ich bezahle natürlich dafür. Offen gestanden, habe ich selbst ein wenig getrunken.«
» Ein betrunkener Tourist! Er will ein Hotel. Fahren wir ihn ins Rosencafé?«
» Dort gibt es mehr Nutten, als der alte Knacker schafft.«
» Wir machen das schon, Amerikaner«, meinte der junge Mann neben Converse. » Wir werden nicht nur ein Zimmer für Sie finden, sondern Sie haben noch dazu die Chance, sich an Ihrer Frau ein wenig zu rächen. Spendieren Sie uns ein Bier?«
» So viel Sie wollen. AuÃerdem würde ich gerne telefonieren. Mit den Vereinigten Staatenâ geschäftlich. Wird das dort gehen?«
» Viele Leute in Bonn sprechen Englisch. Wenn die Vermittlung im Rosencafé nicht Bescheid weiÃ, dann kümmere ich mich darum. Aber sechs Bier für jeden von uns, geht das klar?«
» Zwölf, wenn Sie wollen.«
» Da wird es aber eine Ãberschwemmung geben!«
In dem billig wirkenden Caféâ es handelte sich um eine heruntergekommene Bar, die hauptsächlich von Studenten besucht wurdeâ zählte er das Geld, das er den beiden Deutschen abgenommen hatte, und stellte fest, dass es sich um etwa zwölfhundert Mark handelte, wobei mehr als achthundert von dem Mann auf dem Hügel stammten. Ein ungepflegter Angestellter am Empfang erklärte in schwerfälligem Englisch, dass die Vermittlung durchaus imstande wäre, eine Verbindung nach Amerika herzustellen, dass es aber ein paar Minuten dauern würde. Joel gab seinen jugendlichen Samaritern hundert Mark und ging auf sein Zimmer. Eine Stunde später wurde das Gespräch schlieÃlich durchgestellt.
» Larry?«
» Joel?«
» Gott sei Dank, dass Sie da sind!«, rief Converse erleichtert. » Sie ahnen gar nicht, wie froh ich bin, Sie zu erreichen. Von hier aus
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