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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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geschlossen, machte aber keine Anstalten aufzustehen und sich der Schlange anzuschließen, die sich an der vorderen Gangtür gebildet hatte. Stattdessen griff er wieder nach seiner Zeitung, schlug sie aber barmherzigerweise auf einer der inneren Seiten auf.
    Der Zug hielt an; Reisende stiegen aus, neue ein– hauptsächlich Frauen mit Einkaufstüten und Plastiktaschen, die die Schriftzüge teurer Boutiquen und bekannter Namen der Modewelt trugen. Der Zug nach Emmerich war eine » Nerzlinie«, wie Val die Nachmittagszüge von New York nach Westchester und Connecticut zu nennen pflegte. Joel sah, dass der Mann von der anderen Seite des Mittelgangs die ältere Dame ans Ende der Schlange geführt hatte und ihr noch einmal beflissen die Hand schüttelte, ehe er zu seinem Platz zurückging. Converse wandte das Gesicht wieder dem Fenster zu und schloss die Augen.
    Â» Bitte, könnten wir den Platz tauschen? Dieser Herr ist ein Bekannter von mir. Ich sitze in der nächsten Reihe.«
    Â» Sicher, aber er schläft ja doch nur!«
    Â» Ich wecke ihn«, sagte der Deutsche neben Converse und stand lachend auf. Der Mann von der anderen Seite des Mittelgangs hatte die Plätze getauscht. Er setzte sich neben Joel.
    Converse streckte sich, gähnte und hielt sich die linke Hand vor den Mund, während seine Rechte unter sein Jackett nach dem Pistolenkolben griff. Wenn es notwendig sein sollte, würde er diese Waffe seinem neuen und doch irgendwie vertrauten Sitzgefährten zeigen. Der Zug fuhr an, das Fahrgeräusch wurde wieder lauter; das war der Augenblick. Joel drehte sich zu dem Mann herum.
    Â» Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das sind«, sagte der Mann, offensichtlich ein Amerikaner, und grinste breit.
    Converse hatte recht gehabt, an dem korpulenten Mann war irgendein gemeiner Zug; er hörte das in der Stimme, so wie er es schon einmal gehört hatte– nur dass er sich nicht erinnerte, wo das gewesen war. » Sind Sie sicher?«, fragte Joel.
    Â» Sicher bin ich sicher. Aber ich wette, Sie sind es nicht, oder?«
    Â» Offen gestanden, nein.«
    Â» Ich helfe Ihnen. Ich kann immer einen alten Yankee entdecken! In all den Jahren, in denen ich jetzt mit meinen Imitationen herumreise, habe ich nur wenige Fehler gemacht.«
    Â» Kopenhagen«, sagte Converse mit einem Anflug von Ekel. Er erinnerte sich, dass er mit dem Mann auf sein Gepäck gewartet hatte. » Und einer Ihrer Fehler war in Rom, als sie einen Italiener für einen Kubaner aus Florida hielten.«
    Â» Sie habens erfasst! Der Typ hat mich wirklich durcheinandergebracht. Ich hielt ihn für einen Hispano mit ’ner Menge Kies– wahrscheinlich vom Rauschgifthandel. Sie wissen, was ich meine? Sie wissen schon, wie die sich den ganzen Markt von den Keys aufwärts unter den Nagel gerissen haben . Sagen Sie, wie war doch gleich der Name?«
    Â» Rogers«, erwiderte Joel, einfach weil er vor einer Weile an seinen Vater gedacht hatte. » Sie sprechen Deutsch«, fügte er dann hinzu, aber nicht als Frage, sondern als Feststellung.
    Â» Shit, muss ich ja wohl. Westdeutschland ist so ziemlich unser größter Markt. Mein alter Herr war ein Kraut; das war die einzige Sprache, die der beherrscht hat.«
    Â» Was verkaufen Sie denn?«
    Â» Die besten Imitationen auf der Seventh Avenue, aber ich bin keiner von diesen Judenboys. Nehmen Sie zum Beispiel einen Balenciaga, okay? Ändern Sie ein paar Knöpfe und ein paar Falten und setzen Sie eine Rüsche an, wo der Latino keine hat, und dann verteilen Sie die Muster über die Bronx und Jersey, die untere Hälfte von Miami und Pennsylvania, wo die ein Etikett wie ›Valenciana‹ hineinnähen. Dann verscheuern Sie den ganzen Mist en gros um ein Drittel des Preises, und alle sind glücklich– mit Ausnahme des Latino natürlich. Aber der kann nichts machen, weil das Ganze zum größten Teil völlig legal ist.«
    Â» Da wäre ich nicht so sicher.«
    Â» In Kürze erreichen wir Duisburg. «
    In Duisburg geschah es.
    Zuerst der Tumult, und auch der kam keineswegs plötzlich. Er wuchs an, so wie eine riesige, sich dahinwälzende Woge an Kraft zunimmt, während sie sich einer zerklüfteten Küste nähert, ein getragenes Crescendo, das krachend auf die Felsen niederschmettert. Die Reisenden, die den Zug bestiegen, fingen alle gleichzeitig zu reden an, in erregten Stimmen und mit

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