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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ihn zu öffnen, sobald ihre Fahrt genügend langsam geworden war. Nur noch Sekunden. Die Geräusche wurden lauter– da drängten sich die mit scharfer Stimme gesprochenen Worte in sein Bewusstsein, und er erstarrte.
    Â» Sehr gut ausgedacht, Herr Converse! Manche gewinnen, manche verlieren. Sie haben verloren.«
    Joel wirbelte herum. Der Mann, der ihm in dem beengten Raum gegenüberstand, war der Passagier, der in Düsseldorf zugestiegen war, der Mann, der neben ihm gesessen hatte, bis der korpulente Geschäftsmann ihn gebeten hatte, die Plätze zu tauschen. In der linken Hand hielt er in Hüfthöhe eine Pistole, in der rechten seinen Aktenkoffer.
    Â» Sie überraschen mich«, sagte Converse.
    Â» Das will ich hoffen. Ich habe den Zug in Düsseldorf kaum geschafft. Ach, wie ein Verrückter bin ich durch drei Waggons gelaufen– aber nicht so verrückt wie Sie, ja?«
    Â» Was passiert jetzt? Sie schießen und retten die Welt vor einem Verrückten?«
    Â» Nichts, was so einfach wäre, Pilot. Namen sind unwichtig, aber ich bin Oberst in der deutschen Luftwaffe. Piloten töten einander nur in der Luft. Auf dem Boden ist das unwürdig.«
    Â» Sie beruhigen mich.«
    Â» Ich übertreibe auch. Eine falsche Bewegung, und ich bin ein Held des Vaterlandes, der einen verrückten Meuchelmörder in die Enge getrieben und ihn getötet hat, ehe der mich töten konnte.«
    Joel bewegte sich vorsichtig rückwärts, bis er die Waggonwand im Rücken spürte. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Er hatte keine Wahl, nur die, jetzt zu sterben oder in einigen Stunden. » Ich nehme an, Sie haben sich einen Zeitplan für mich ausgedacht«, sagte er und ließ dabei seinen linken Arm nach vorn fahren, wie um seine Frage zu unterstreichen.
    Â» Ganz sicher haben wir das, Pilot. Wir verlassen den Zug in Wesel, und dann werden wir beide gemeinsam in eine Telefonzelle gehen, wobei ich Ihnen die Pistole gegen die Brust halte. Dann wird uns ein Wagen abholen, und man wird Sie…«
    Converse stieß mit dem rechten Ellbogen, den der andere nicht sehen konnte, gegen die Wand. Sein linker Arm blieb offen sichtbar. Aufgeschreckt blickte der Deutsche zur Tür des vorderen Waggons. Jetzt!
    Joel stürzte sich auf die Waffe, beide Hände griffen nach dem schwarzen Lauf, während er dem Mann das rechte Knie mit aller Kraft in den Unterleib rammte. Als der Deutsche nach hinten fiel, packte er ihn am Haar und schmetterte den Kopf seines Gegners gegen das vorstehende Scharnier der gegenüberliegenden Tür.
    Der Kampf war vorüber. Die Augen des Deutschen waren geweitet, erschreckt, glasig. Wieder ein Feind, der tot war, aber dieser Mann war kein unwissender Söldner einer unpersönlichen Regierung gewesen, er war ein Soldat von Aquitania.
    Eine korpulente Frau schrie hinter dem Gangfenster, das Gesicht hysterisch verzerrt, den Mund weit aufgerissen.
    Â» Wesel! «
    Der Zug hatte seine Fahrt verlangsamt, und andere erregte Gesichter erschienen am Fenster, versperrten denen, die aussteigen wollten, den Weg.
    Converse warf sich gegen die Tür, packte den Riegel und riss ihn auf, schmetterte die Tür gegen die Waggonwand. Unter ihm waren die Stufen, dahinter Kies und Teer. Er holte tief Luft und stürzte sich hinaus. Im Fallen krümmte er sich zusammen, um den Aufprall zu mildern. Dann überschlug er sich wieder und wieder .

23
    Er prallte von einem Steinbrocken zurück in ein Gebüsch. Nesseln und Äste strichen ihm über das Gesicht und verbrannten ihm die Hände. Sein Körper fühlte sich wie ein einziger Bluterguss an, die Wunde an seinem linken Arm brannte und war feucht, aber jetzt war nicht die Zeit, um an den Schmerz zu denken. Er musste hier weg; in wenigen Minuten würde es hier von Männern wimmeln, die ihn suchten, die den Mörder eines Offiziers der deutschen Luftwaffe suchten. Es bedurfte keiner besonderen Fantasie, um sich auszumalen, was als Nächstes geschehen würde. Man würde die Passagiere verhören– darunter auch einen Geschäftsmann, und plötzlich würde jemand eine Zeitung in der Hand halten. Man würde ein bestimmtes Foto genauer betrachten und die entscheidende Verbindung herstellen. Ein verrückter Mörder, den man zuletzt in einer Seitengasse in Brüssel gesehen hatte, war nicht nach Paris, London oder Moskau unterwegs. Er befand sich in einem Zug, den er in

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