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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Dauer sein; die Synthetiker würden sich
nicht damit begnügen, das System nur zum größten Teil
zu besetzen; sie hätten Yellowstone bereits einmal ein paar
Jahrzehnte lang regiert und würden jede Chance nützen, es
nun auf Dauer in ihre Gewalt zu bekommen. Die erste Besatzung sei nur
eine pragmatische Intervention auf Einladung der Demarchisten
gewesen, doch beim zweiten Mal müsste man sich auf eine
totalitäre Diktatur gefasst machen, wie man sie seit
Jahrhunderten nicht mehr erlebt hätte.
    So hieß es jetzt. Aber vielleicht war auch diese Prognose
noch hoffnungslos optimistisch?
    Skade hatte erklärt, man hätte die Signale der
verschollenen Weltraumwaffen schon vor mehr als dreißig Jahren
aufgefangen. Dies wurde durch die Erinnerungen, die man ihm
übertragen hatte, und die Daten, auf die er jetzt zugreifen
konnte, bestätigt. Doch nirgendwo wurde begründet, warum
die Wiederbeschaffung der Geschütze für das Mutternest mit
einem Mal geradezu lebenswichtig geworden sein sollte. Skade hatte
behauptet, der Krieg sei schuld daran, dass man nicht schon
früher einen entsprechenden Versuch unternommen hätte, aber
das war sicher nur ein Teil der Wahrheit. Es musste etwas anderes
dahinter stecken: eine Krise oder eine drohende Krise, durch die der
Besitz der Weltraumgeschütze eine viel größere
Bedeutung erlangte als zuvor. Irgendetwas hatte das Allerheiligste
erschreckt.
    Clavain fragte sich, ob Skade – und damit auch das
Allerheiligste – womöglich mehr über die Wölfe
wusste, als er bisher erfahren hatte. Seit Galianas Rückkehr
wurden die Wölfe als bedrohliche, aber doch weit entfernte
Gefahr eingestuft, mit der man sich erst zu befassen brauchte, wenn
die Menschheit tiefer in den interstellaren Raum vordränge. Aber
vielleicht hatte man inzwischen neue Informationen erhalten?
Vielleicht waren die Wölfe näher gekommen?
    Es wollte ihm nicht gelingen, den Verdacht als haltlos abzutun.
Für den Rest des Fluges kreisten seine Gedanken darum wie ein
Schwarm Geier, begutachteten ihn von allen Seiten und rissen ihm
sozusagen das Fleisch von den Knochen. Erst als sich Skade erneut in
seinem Kopf zu Wort meldete, nahm er sich zusammen und verbannte die
bohrenden Fragen in sein Unterbewusstsein.
    [Wir sind fast da, Clavain. Du hast doch verstanden, dass der
Rest des Mutternests nichts von dem erfahren darf, was du hier
siehst?]
    Natürlich. Ich hoffe nur, ihr seid hier draußen mit
der nötigen Diskretion zu Werke gegangen. Hattet ihr
nämlich die Aufmerksamkeit des Feindes erregt, dann wäre
vielleicht schon alles verloren.
    [Das ist nicht geschehen, Clavain.]
    Darum geht es nicht. Es sollte keinerlei Operationen im Umkreis
von zehn Lichtstunden…
    [Hör zu, Clavain.] Sie richtete sich auf der engen
Liege so weit auf, dass sich die Sicherheitsgurte straff um die
schwarze Panzerung ihres Raumanzugs spannten. [Du musst dir
über eines im Klaren sein: der Krieg ist nicht mehr unsere
Hauptsorge. Wir werden ihn gewinnen.]
    Unterschätze die Demarchisten nicht.
    [O nein. Aber wir sollten sie auch nicht
überschätzen. Wichtig ist jetzt nur noch eines: die
Wiederbeschaffung der Höllenklassengeschütze.]
    Müssen sie denn unbedingt wiederbeschafft werden? Oder
wärst du auch zufrieden, wenn wir sie nur zerstörten? Clavain beobachtete ihre Reaktion genau. Auch nach seiner
Aufnahme ins Innere Konzil blieb ihm Skades Bewusstsein
verschlossen.
    [Zerstören, Clavain? Warum in aller Welt sollten wir sie
denn zerstören?]
    Du sagtest doch, es ginge dir vor allem darum, sie nicht
in falsche Hände fallen zu lassen.
    [Das ist auch nach wie vor so.]
    Du würdest also einer Zerstörung zustimmen? Das Ziel
wäre damit doch auch erreicht, nicht wahr? Und logistisch
wäre es die wesentlich einfachere Lösung.
    [Eine Wiederbeschaffung wäre vorzuziehen.]
    Vorzuziehen?
    [Entschieden vorzuziehen, Clavain.]
    * * *
    Wenig später verstärkten die Triebwerke der Korvette
ihren Schub. Kaum sichtbar löste sich ein schwarzer
Kometenkörper aus dem Dunkel. Das Schiff erfasste ihn mit seinen
vorderen Scheinwerfern und suchte seine Oberfläche ab. Der Komet
rotierte langsam, ein wenig, aber nicht allzu viel schneller als das
Mutternest. Clavain schätzte den Durchmesser des schmutzigen
Schneeballs auf etwa sieben oder acht Kilometer, damit war er eine
volle Größenordnung kleiner als der heimische Komet. Man
hätte ihn leicht im hohlen Kern des Mutternests verstecken
können.
    Die Korvette schwebte dicht an die blasig schwarze

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