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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Wie Clavain trugen sie leicht gepanzerte
Raumanzüge mit glänzend schwarzer Oberfläche, in denen
sie wie abstrakte Elemente der Inneneinrichtung aussahen. Die
Anzüge passten nur mit Mühe in die Korvette, aber um sie
anzuziehen, hätte der Platz erst recht nicht ausgereicht.
    Skade?
    [Ja, Clavain?]
    Könntest du dich nicht allmählich entschließen,
mir zu verraten, wohin wir eigentlich fliegen?
    [Wenn du dich an den Flugplan hältst, werden wir bald
eintreffen. Der Baumeister wird uns empfangen.]
    Der Baumeister? Ist das jemand, den ich kenne? Er sah im
Fenster der Korvette, wie sich Skades Mund zu einem verschlagenen
Lächeln verzog.
    [Du wirst bald das Vergnügen haben, Clavain.]
    Sie brauchte ihm nicht eigens zu sagen, dass das Ziel im gleichen
Kometen-Halo lag wie das Mutternest. Hier draußen gab es nichts
als Vakuum und Kometen, und auch die Letzteren waren rar. Die
Synthetiker hatten einige davon zu Ködern umgebaut, um den Feind
anzulocken, auf anderen hatten sie Sensoren, versteckte Bomben und
Störsysteme installiert, aber ihm war bisher nicht bekannt
gewesen, dass derartige Aktivitäten so nahe am Mutternest
stattgefunden hätten.
    Unterwegs hörte er die Nachrichten ab, die systemweit
ausgestrahlt wurden. Nur die eingefleischtesten Parteigänger des
Feindes taten jetzt noch so, als hätten die Demarchisten eine
Chance auf den Sieg. Die meisten Agenturen sprachen ganz offen, wenn
auch in beschönigenden Formulierungen von einer Niederlage. Einstellung der Feindseligkeiten; Eingehen auf gewisse gegnerische
Forderungen; Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den
Synthetikern… so ging es ewig weiter, aber es war nicht
schwer, zwischen den Zeilen zu lesen.
    Die Angriffe gegen Synthetiker-Stützpunkte waren immer
seltener geworden, und die Erfolgsrate ging im gleichen Maße
zurück. Inzwischen hatte der Feind genug damit zu tun, seine
eigenen Militärbasen und Stützpunkte zu schützen, und
auch das gelang ihm zunehmend weniger. Die meisten Basen mussten von
den großen Produktionszentren aus mit Lebensmitteln und Waffen
versorgt werden, das bedeutete, dass Robotschiffe in endlosen Konvois
auf langen, einsamen Routen durch das System geschickt wurden, wo die
Synthetiker sie mühelos vom Himmel holen konnten. Es lohnte
nicht einmal, die Fracht zu bergen. Die Demarchisten hatten
Intensivprogramme aufgelegt, um wenigstens etwas von dem Know-how
für die Herstellung von Nanomaschinen zurückzugewinnen, das
sie vor der Schmelzseuche besessen hatten, doch die Gerüchte aus
den Kriegslabors ließen auf katastrophale Fehlschläge
schließen; offenbar waren ganze Forschungsteams von außer
Kontrolle geratenen Replikatoren in grauen Schlamm verwandelt worden.
Man fühlte sich ins einundzwanzigste Jahrhundert
zurückversetzt.
    Und je größer die Verzweiflung wurde, desto
verheerender wurden die Fehler.
    Die Besatzungstruppen der Synthetiker hatten eine Reihe von
entlegenen Ansiedlungen in ihre Gewalt gebracht und rasch unter
Marionettenregierungen gestellt, so dass der Alltag mehr oder weniger
so weiterlief wie zuvor. Bislang hatten sie noch nicht mit
Massenprogrammen zur Neuralumwandlung begonnen, aber ihre Kritiker
behaupteten, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis die gesamte
Bevölkerung von Implantaten unterjocht und zu Sklaven ihres
bedrückend einförmigen Kollektivbewusstseins, der Synthese,
gemacht würde. Mehrfach hatten Widerstandsgruppen in den
Marionettenstaaten schwere Anschläge auf das Synthetiker-Regime
verübt; lose Zusammenschlüsse aus Raumpiraten, Schweinen,
Phantomen und anderen systemweit verbreiteten Taugenichtsen, die
nichts Eiligeres zu tun hatten, als sich gegen die neue
Autorität zusammenzurotten. Doch damit erreichten sie nur,
dachte Clavain, dass schon zum Wohl der Allgemeinheit eine neurale
Zwangsintegration in irgendeiner Form unvermeidlich wurde.
    Yellowstone und seine unmittelbare Umgebung – den Rostgürtel, die Habitats im hohen Orbit, die Karusselle
und die parkenden Raumschiffschwärme – hatte man bisher
noch nicht angetastet. Zwar hatte auch der Ferrisville-Konvent seine
Probleme, er erhielt aber bisher wenigstens den Anschein von Recht
und Ordnung aufrecht. Und eine neutrale Zone, wo Spione Informationen
austauschen und Agenten jeder Couleur sich unter unbeteiligte Dritte
mischen und Kollaborateure, Sympathisanten oder Überläufer
anwerben konnten, lag seit langem im Interesse beider Seiten. Doch
wieder gab es Stimmen, die erklärten, auch dieser Zustand
könne nicht von

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