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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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es
überprüft.«
    »Dreckskerl!«
    Die Maschine schob sich an sie heran. »Es könnte
natürlich sein, dass sie ein verborgenes Gerät am
Körper tragen.«
    Antoinette drückte sich mit dem Rücken gegen eine Wand.
»Was?«
    Die Drohne streckte einen Greifer aus. Antoinette presste sich
noch fester gegen die Wand und hielt den Atem an, aber es half
nichts. Die Drohne strich ihr mit dem Robotarm nur sanft über
die Wange, aber sie wusste nur allzu genau, wie die Maschine sie
verstümmeln konnte, wenn sie wollte. Der Greifer streichelte ihr
den Hals und glitt tiefer. Über ihren Brüsten hielt er
an.
    »Du… Dreckskerl!«
    »Sie könnten doch eine Waffe bei sich haben, vielleicht
auch Drogen.« Wieder diese rasend schnelle Bewegung, der
grässliche Luftzug. Sie zuckte zusammen, aber es war schon
vorüber. Die Drohne hatte ihr das pflaumenblaue Jäckchen
vom Leib gerissen und das gute Stück dabei völlig zerfetzt.
Darunter trug sie ein enges ärmelloses schwarzes Unterhemd mit
vielen Taschen. Sie zappelte und fluchte, aber die Maschine
ließ nicht locker. Nun zeichnete sie Muster auf das Hemd und
zupfte daran.
    »Ich muss mich vergewissern, Miss Bax.«
    Sie dachte an den Piloten, der, kaum mehr als ein
Zentralnervensystem und ein paar unentbehrliche Zusatzmodule,
irgendwo im Bauch des in der Nähe geparkten Polizeikutters in
einem Stahlkanister steckte.
    »Du kranker Dreckskerl!«
    »Ich bin nur… gründlich, Miss Bax.«
    Hinter der Maschine krachte und klirrte es. Die Drohne erstarrte.
Antoinette hielt den Atem an. Auch sie wusste nicht, was vorging.
Hatte der Pilot vielleicht weitere Drohnen davon informiert, dass man
sich hier amüsieren konnte?
    Die Maschine wich zurück und drehte sich ganz langsam um. Sie
stand vor einer Wand aus kräftigem Orangebraun und wogendem
Schwarz. Nach Antoinettes Schätzung waren es mindestens ein
Dutzend, sechs oder sieben Orang Utans und ebenso viele
aufgerüstete Silberrücken-Gorillas. Ihre genetische
Ausstattung umfasste volle Zweibeinigkeit. Alle hielten provisorische
– oder auch nicht ganz so provisorische – Waffen in den
Händen.
    Der größte Silberrücken drohte mit einem
lächerlich riesigen Schraubenschlüssel. Seine tiefe Stimme
lag fast unter der Hörschwelle, so dass Antoinette die
Schwingungen mehr im Magen als in den Ohren spürte. »Lass
sie los!«
    Die Drohne schätzte ihre Chancen ab. Wahrscheinlich
hätte sie alle Hyperprimaten erledigen können. Sie hatte
Taser, Klebepistolen und andere hässliche Dinge. Aber das
hätte ein ziemlich unappetitliches Gemetzel gegeben, das nicht
so leicht zu erklären gewesen wäre. Und es war nicht
gewährleistet, dass sie alle Primaten ruhigstellen oder
töten konnte, ohne selbst Schäden davonzutragen.
    Der Aufwand war zu groß, und noch dazu standen hinter den
meisten Hyperprimaten-Spezies mächtige Gewerkschaften und
politische Interessengruppen. Dem Ferrisville-Konvent fiele es gerade
im Karussell New Copenhagen viel schwerer, den Tod eines
Gorilla oder eines Orang Utan zu erklären als den Tod eines
Menschen.
    Die Drohne kapitulierte und fuhr die meisten ihrer
Gliedmaßen wieder ein. Die Hyperprimaten zögerten einen
Moment lang, sie durchzulassen. Antoinette fürchtete schon, es
würde doch noch Blut fließen. Aber die Retter wollten
ihren Standpunkt nur nachdrücklich klarmachen.
    Endlich teilte sich die Wand; die Drohne trippelte hinaus.
    Antoinette seufzte erleichtert auf. Sie wollte sich bei den
Hyperprimaten bedanken, doch zuerst musste sie sich um Xavier
kümmern. Als sie neben ihm niederkniete und nach seinem Hals
tastete, spürte sie den warmen Atem eines Tiers im Nacken.
    »Alles klar mit ihm?«
    Das prachtvolle Gesicht des Silberrückens war wie aus Kohle
geschnitzt. »Ich denke schon. Woher habt ihr
gewusst…?«
    Die ungemein tiefe Stimme grollte: »Xavier drückt
Panikknopf. Wir kommen.«
    »Danke.«
    Der riesige Silberrücken richtete sich auf. »Wir
mögen Xavier. Xavier behandelt uns gut.«
    * * *
    Hinterher untersuchte sie die Reste ihrer Jacke. Ihr Vater hatte
sie ihr zu ihrem siebzehnten Geburtstag geschenkt. Sie war ihr immer
ein wenig zu kurz gewesen – sie kam sich darin vor wie ein
Matador –, aber trotzdem war sie ihr liebstes
Kleidungsstück, und sie hatte immer das Gefühl gehabt, sie
gut zur Geltung zu bringen. Doch jetzt war das gute Stück
unwiderruflich ruiniert.
    Als die Primaten abgezogen waren und Xavier noch etwas zittrig,
aber im Grunde unverletzt wieder auf den Beinen stand,

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