Die Arche
vor und prüfte es misstrauisch.
Andere wurden gleichgültig übersprungen. Es ging zum
Glück ziemlich schnell, aber Clavain kam sich doch vor, als
würde er ausgeplündert.
Dann war der Scan zu Ende, der Strom versiegte, und Clavain war
wieder Herr über sein Bewusstsein.
»Hier spüre ich innere Konflikte. Der hier hat offenbar
Zweifel, und ich habe meine Zweifel, was ihn betrifft. Ich komme
nicht an die tiefen Neuralstrukturen heran. Vielleicht sollte ich ihn
mit höherer Auflösung scannen. Mit einem kleinen
chirurgischen Eingriff könnte ich…«
Skade unterbrach. »Das ist nicht nötig, Meister. Er hat
ein Recht auf seine Zweifel. Und nun lass uns bitte durch.«
»Das ist nicht in Ordnung. Es verstößt gegen alle
Regeln. Ein lokal begrenzter chirurgischer Eingriff…« Die
Maschine hielt ihre Sensoren unverwandt auf Clavain gerichtet.
»Meister, das ist ein direkter Befehl. Lass uns
passieren.«
Der Servomat wich zurück. »Nun gut. Ich weiche der
Gewalt. Aber ich bitte mir aus, dass der Besuch auf keinen Fall zu
lange ausgedehnt wird.«
»Wir werden dich nicht von der Arbeit abhalten«,
versprach Skade.
»Nein. Und ich verlange, dass die Waffen abgelegt werden. Ich
dulde keine Instrumente mit hoher Energiedichte in meinem
Kometen.«
Clavain warf einen Blick auf den Werkzeuggürtel an seinem
Anzug und klinkte die kleine Boser-Pistole aus, die er schon fast
vergessen hatte. Als er sie auf das Eis legen wollte, kam einer der
Arme des Baumeisters wie eine Peitsche auf ihn zugeschossen und
schlug sie ihm aus der Hand. Er sah sie über sich durch die
Dunkelheit trudeln und mit mehr als Fluchtgeschwindigkeit im All
verschwinden. Auch Skade und Remontoire lösten ihre Waffen, und
der Meister entsorgte sie ebenso selbstverständlich. Dann drehte
er sich auf rasant tanzenden Beinen um und schob sich in das Loch
zurück.
[Kommt. Er empfängt nicht gerne Besuch, und wenn wir zu
lange brauchen, wird er noch ärgerlich.]
Remontoire schickte einen Gedanken in ihre Köpfe. [Du
meinst, das ist er noch nicht?]
Was, zum Teufel, ist das für eine Maschine, Skade?
[Ein Servomat natürlich, nur um einiges intelligenter als
die Norm… stört dich das?]
Clavain folgte ihr durch die Öffnung und in den Tunnel und
tastete sich mehr schwebend als gehend wie durch einen Schlund
zwischen den Wänden aus verdichtetem Eis voran. Er hatte die
Pistole kaum wahrgenommen, als er sie noch trug, doch seit der
Servomat sie ihm weg genommen hatte, fühlte er sich wehrlos. Er
tastete seinen Werkzeuggürtel ab, fand aber nichts, was ihm als
Waffe dienen könnte, falls die Maschine zum Angriff
übergehen sollte. Er hatte ein paar Klemmen und Miniaturgreifer,
zwei daumengroße Signalleuchten und das Dichtungsspray, das zur
Standardausrüstung gehörte. Das Einzige, was vielleicht in
Frage käme – das Spray sah zwar aus wie eine Waffe, hatte
aber nur eine Reichweite von zwei bis drei Zentimetern –, war
ein kurzes Piezomesser. Aber damit ließ sich allenfalls ein
Raumanzug durchbohren, gegen eine gepanzerte Maschine oder gar einen
gut ausgebildeten Gegner konnte man damit nicht viel ausrichten.
Verdammt, du weißt genau, dass es mich stört. Noch
nie ist eine Maschine in mein Bewusstsein eingedrungen –
jedenfalls nicht so wie eben.
[Er musste sich nur vergewissern, dass er uns vertrauen
kann.]
Während des Trawls hatte Clavain eine Intelligenz mit einem
scharfen, metallischen Beigeschmack gespürt. Wie klug ist er
wirklich? Turing-kompatibel?
[Höher. Mindestens wie eine Alpha-Kopie. Nun komm mir
nicht mit dieser Aura rechtschaffener Empörung, Clavain. Du
hattest schon Maschinen akzeptiert, die fast so intelligent waren wie
du selbst.]
Ich hatte viel Zeit, um meine Ansichten zu diesem Thema zu
überdenken.
[Ich frage mich, ob du dich nicht vielleicht bedroht
fühlst?]
Von einer Maschine? Nein. Ich empfinde nur Mitleid, Skade.
Mitleid deshalb, weil du diese Maschine intelligent werden
lässt, sie aber zugleich zwingst, dein Sklave zu bleiben. Ich
finde, das entspricht nicht dem, woran wir glauben.
Er spürte Remontoires ruhige Präsenz. [Ich stimme
Clavain zu. Wir sind bisher ohne intelligente Maschinen ausgekommen.
Nicht, weil wir sie fürchten, sondern weil wir wissen, dass
jedes intelligente Wesen selbst über sein Schicksal bestimmen
muss. Aber dieser Servomat hat keinen freien Willen, nicht wahr? Er
ist nur intelligent. Und das eine ohne das andere ist ein Zerrbild.
Wir haben schon aus geringerem Anlass Kriege
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