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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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eine Fußnote der Geschichte war. Die Synthetiker konnten
ihre neurologischen Experimente fortsetzen, und sie wurden geduldet
und sogar gefördert, solange kein Versuch unternommen wurde,
andere Kulturen zu integrieren. Die Demarchisten nützten die
Synthetiker-Technologie und vermarkteten sie an andere
Menschheitsparteien.
    Alle waren zufrieden.
    Doch im Grunde hatte Skade Recht: das Bündnis war nie frei
von Spannungen gewesen. Früher oder später lief fast alles
auf einen Krieg zu – besonders, wenn eine Katastrophe wie die
Schmelzseuche dazwischen kam.
    Aber volle vierundfünfzig Jahre? Das hätte Clavain
niemals zugelassen, dachte sie. Er hätte nicht tatenlos
zugesehen, während alles, was sich die Menschen aufgebaut
hatten, sinnlos zerstört wurde. Entweder hätte er einen Weg
gefunden, den Streit ein für alle Mal zu beenden, oder er
hätte sich zumindest um einen dauerhaften Waffenstillstand
bemüht.
    Der migräneähnliche Druck war nicht verschwunden,
sondern sogar ein wenig stärker geworden. Galiana spürte
verwirrt, wie irgendetwas durch ihre Augen schaute, so als wäre
sie im Inneren ihres Schädels nicht mehr allein.
    Wir verringerten den Abstand zu euren beiden Schiffen im
gemächlichen Trott von Raubtieren aus uralter Zeit, in deren
Rassengedächtnis es so etwas wie Misserfolge nicht gab. Du hast
unser Bewusstsein gespürt: grimmig und scharf, gefährlich
dicht an der Schwelle zur Intelligenz, uralt und kalt wie der Staub
zwischen den Sternen.
    Du hast unseren Hunger gespürt.
    »Aber Clavain…«, sagte sie.
    »Was ist mit Clavain?«
    »Er hätte sicher einen Weg gefunden, dem Morden ein Ende
zu machen, Skade. Irgendwie. Warum hat er nicht
eingegriffen?«
    Skade wandte den Kopf ab. Von vorne gesehen war ihr
Mähnenkamm nur ein schmaler Grat. Als sie Galiana wieder ansah,
stand ein merkwürdiger Ausdruck in ihrem Gesicht.
    Du hast mit angesehen, wie wir euer erstes Schiff
überfielen und in einem Panzer aus wissbegierigen schwarzen
Maschinen erstickten. Die Maschinen zernagten das Schiff. Du hast
auch die Explosion gesehen; sie zeichnete einen rosa Schwan auf deine
Retina, und du hast gespürt, wie ein Netz aus tausend
Bewusstseinen gleich einer Schar von Kindern in den Tod gerissen
wurde.
    Du wolltest Abstand gewinnen, aber es war schon zu
spät.
    Als wir euer Schiff erreichten, gingen wir vorsichtiger zu
Werke.
    »Das fällt mir nicht leicht, Galiana.«
    »Was?«
    »Es geht um Clavain.«
    »Du sagtest doch, er sei zurückgekehrt.«
    »Das ist richtig. Auch Felka. Aber ich muss dir zu meinem
Bedauern mitteilen, dass sie beide tot sind.« Die Worte kamen
stockend, so langsam wie Atemzüge. »Es war vor elf Jahren.
Bei einem Angriff der Demarchisten. Das Mutternest wurde
versehentlich getroffen, und sie kamen beide um.«
    Es gab nur eine sinnvolle Reaktion: Verweigerung.
»Nein!«
    »Es tut mir Leid. Ich wünschte, ich könnte es dir
anders…« Skades Mähnenkamm flimmerte ultramarinblau.
»Ich wünschte, es wäre nie geschehen. Sie waren
wertvolles Kapital für uns…«
    »›Wertvolles Kapital‹?«
    Skade musste ihre Empörung gespürt haben. »Ich
wollte sagen, sie wurden geliebt. Wir haben um sie getrauert,
Galiana. Wir alle.«
    »Dann zeige mir diese Trauer. Öffne deinen Geist. Lass
die Barrikaden fallen. Ich will hineinsehen.«
    Skade blieb neben dem Tank stehen. »Wozu, Galiana?«
    »Weil ich erst weiß, ob du die Wahrheit sagst, wenn ich
in dich hineinsehen kann.«
    »Ich lüge nicht«, sagte Skade leise. »Aber ich
kann nicht von Bewusstsein zu Bewusstsein mit dir sprechen. Du hast
nämlich etwas in deinem Kopf. Wir wissen noch nicht, was es ist,
aber es ist wahrscheinlich fremd und wahrscheinlich auch
feindselig.«
    »Ich glaube nicht…«
    In diesem Augenblick wurde der Druck hinter ihren Augen zu einem
stechenden Schmerz. Galiana hatte das hässliche Gefühl,
beiseite gestoßen, verdrängt, in den letzten Winkel ihres
eigenen Schädels verbannt zu werden. Etwas unaussprechlich
Böses und Uraltes hatte nun die Oberhand und hockte unmittelbar
hinter ihren Augen.
    Sie hörte sich selbst sprechen.
    »Meinst du etwa mich?«
    Skade wirkte nur mäßig betroffen. Galiana bewunderte
die Nervenstärke der Synthetikerin.
    »Mag sein. Wer bist du denn?«
    »Ich habe keinen Namen außer dem, den sie mir
gab.«
    »›Sie‹?«, fragte Skade belustigt. Ihre Stimme
klang ruhig, nur die fahlgrünen Wellen, die über ihren
Mähnenkamm flackerten, verrieten ihr Entsetzen.
    »Galiana«, antwortete das

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