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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Punkt bringen, und
das in nur zwanzig bis dreißig Tagen. Wenn er wollte, konnte er
die Beschleunigung sogar noch erhöhen, wobei er damit die
Triebwerke belasten würde.
    Tatsache Zwei: Er hatte einen Plan.
    Die Korvette war mit modernsten Antimaterietriebwerken
ausgerüstet – viel moderner als alles, was die feindliche
Flotte aufzubieten hatte –, aber die Technik war eine andere als
beim herkömmlichen Synthetiker-Antrieb. Diese Triebwerke
wären nicht fähig, ein Raumschiff von einer Million Tonnen
auf Haaresbreite an die Lichtgeschwindigkeit heranzuschieben, aber
sie boten einen wichtigen taktischen Vorteil: sie waren über das
ganze Neutrino-Emissions-Spektrum unsichtbar. Clavain hatte die
standardmäßig eingebauten Transponder unbrauchbar gemacht,
deshalb konnte er nur über seine Emissionsflamme angepeilt
werden: jenen Schwall von relativistischen Teilchen, der aus den
Abgasöffungen der Korvette gejagt wurde. Aber der Abgasstrahl
war so stark kollimiert wie eine Florettklinge, so dass die Streuung
von der Schubachse zu vernachlässigen war. Eigentlich konnte er
nur von jemandem gesehen werden, der sich in einem sehr schmalen
kegelförmigen Bereich unmittelbar hinter ihm befand. Mit
wachsender Entfernung vergrößerte sich zwar auch der
Kegeldurchmesser, aber zugleich wurden die Emissionen ähnlich
wie der Strahl einer Taschenlampe schwächer. Ein Beobachter
konnte nur dann genügend Photonen auffangen, um seine Position
genau zu bestimmen, wenn er sich nahe am Zentrum des Strahls befand;
sobald Clavain den Kegel nur um ein paar Grad kippte, wurde der
Strahl zu schwach, um ihn verraten zu können.
    Aber jede Veränderung des Strahlvektors bedingte eine
Kursänderung. Das Mutternest würde damit nicht rechnen,
sondern erwarten, dass er auf schnellstem Wege zuerst auf Epsilon
Eridani und dann auf Yellowstone zuhielte, das in einem engen warmen
Orbit um den Stern kreiste. In zwölf Tagen wäre er dort. Wo
sollte er auch sonst hin? Die Korvette konnte kein anderes System
anfliegen – sie hatte ja kaum die Reichweite, um den
Kometen-Halo zu erreichen – und bis auf Yellowstone standen fast
alle anderen Welten zumindest dem Namen nach noch unter
demarchistischer Kontrolle. Der Einfluss der Demarchisten mochte
schwächer werden, aber zur Zeit waren sie so paranoid, dass sie
Clavain auch dann angreifen würden, wenn er erklärte, er
wolle mit militärisch wertvollen Geheimnissen zu ihnen
überlaufen. Das hatte Clavain alles bedacht. Noch bevor er das
Piezomesser in die Membran um Skades Kometen stieß, hatte er
sich einen Plan zurechtgelegt – vielleicht nicht den
detailliertesten oder elegantesten und ganz sicher nicht den
erfolgversprechendsten seiner Laufbahn, aber er hatte auch nur wenige
Minuten Zeit gehabt, und dafür war das Ergebnis gar nicht so
schlecht. Selbst nach längerem Überlegen war ihm
später nichts Besseres eingefallen.
    Alles, was er brauchte, war ein wenig Vertrauen.
    * * *
    Ich möchte wissen, was mit mir geschehen ist.
    Die Ärzte sahen erst sie an, dann wechselten sie einen Blick.
Skade konnte ihren intensiven Gedankenaustausch fast spüren, er
brachte die Luft zum Knistern wie die Ionisation vor einem
Gewitter.
    Der erste Arzt strahlte Gelassenheit und Zuversicht aus.
[Skade…]
    Ich sagte, ich will wissen, wie es um mich steht.
    [Du bist am Leben. Du wurdest verletzt, aber du hast
überlebt. Doch du brauchst noch…] Die mühsam
bewahrte Gelassenheit geriet ins Wanken.
    Ich brauche was?
    [Du brauchst Zeit, um wieder ganz gesund zu werden. Aber es
wird alles wieder gut.]
    Sie konnte ihnen aus irgendeinem Grund nicht in die Köpfe
sehen. Die meisten Synthetiker wären über diese Isolation
kurz nach dem Erwachen tief betroffen gewesen. Aber Skade hatte das
Rüstzeug, um damit fertig zu werden. Sie rief sich in
Erinnerung, dass sie während ihrer Zeit im Inneren Konzil
phasenweise kaum weniger isoliert gewesen war, und ertrug es mit
stoischer Ruhe. Diese Phasen waren zu Ende gegangen; und auch das
würde zu Ende gehen. Es war nur eine Frage der Zeit,
bis…
    Was ist mit meinen Implantaten passiert?
    [Mit deinen Implantaten ist alles in Ordnung.]
    Sie wusste, dass der Arzt Delmar hieß. Warum bin ich dann
isoliert?
    Sie ahnte, wie die Antwort lauten würde, bevor sie die Frage
noch vollends formuliert hatte. Sie war isoliert, weil sie nicht
sehen sollte, wie die anderen sie sahen. Weil sie nicht so direkt
erfahren sollte, was mit ihr geschehen war.
    [Skade…]
    Schon gut… ich weiß

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