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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Bescheid. Warum habt ihr mich
überhaupt geweckt?
    [Du hast Besuch.]
    Sie konnte den Kopf nicht bewegen, nur die Augen. Am Rand ihres
Blickfelds sah sie verschwommen, wie Remontoire an das Bett, den
Tisch, die Liege herantrat, wo sie aufgewacht war. Er trug einen
stahlblauen Medizinerkittel. Der Hintergrund war blendend weiß.
Sein Kopf kam auf sie zugehüpft wie ein Ballon ohne Körper.
Medizin-Servomaten mit langen Schwanenhälsen machten ihm den Weg
frei. Der Arzt verschränkte missbilligend die Arme vor der Brust
und machte ein strenges Gesicht. Seine Kollegen verschwanden diskret
und ließen die drei allein.
    Skade schaute zum Fuß des Bettes ›hinunter‹, sah
aber nur einen verschwommenen weißen Fleck, vielleicht ein
Trugbild. Ein leises mechanisches Summen hing in der Luft, aber das
gehörte irgendwie zu einer Krankenstation.
    Remontoire kniete neben ihr nieder. [Woran erinnerst du
dich?]
    Sag du mir, was geschehen ist, und ich sage dir, wie viel ich
noch weiß.
    Remontoire sah sich nach dem Arzt um und ließ Skade den
Gedanken hören, den er ihm in den Kopf schickte. [Du musst
jetzt gehen. Nimm auch deine Maschinen mit, denn sie sind sicher mit
Aufzeichnungsgeräten versehen.]
    [Wir geben dir genau fünf Minuten, Remontoire.
Genügt dir das?]
    [Es wird mir wohl genügen müssen.] Remontoire
nickte lächelnd. Der Mann schob seine Maschinen hinaus. Die
Schwanenhälse bogen sich geschmeidig unter der Tür durch.
[Es tut mir Leid…]
    [Fünf Minuten, Remontoire.]
    Wieder wollte Skade den Kopf bewegen, aber es gelang ihr nicht. Komm näher, Remontoire. Ich sehe dich sonst so schlecht. Sie
wollen mir nicht sagen, was passiert ist.
    [Erinnerst du dich an den Kometen? Clavain war bei uns. Du
wolltest ihm die geheimen Schiffe zeigen.]
    Ich erinnere mich.
    [Clavain hat die Korvette in seine Gewalt gebracht, bevor du
oder ich an Bord gehen konnten. Sie war noch auf der
Kometenoberfläche vertäut.]
    Sie erinnerte sich nur, mit Clavain zu dem Kometen geflogen zu
sein, weiter wusste sie nichts mehr. Konnte er denn
starten?
    [Ja, aber dazu kommen wir gleich. Wichtig ist, was
während des Starts passierte. Clavain hat Schub gegeben, bis die
Leinen unter der Belastung zerrissen und peitschend auf dem Kometen
aufschlugen. Eine davon hat dich getroffen.]
    Sie konnte nicht reagieren, obwohl sie seit dem Aufwachen ahnte,
dass es schlimm um sie stand. Mich getroffen?
    [Du bist verletzt, Skade. Schwer verletzt. Wenn du kein
Synthetiker gewesen wärst und die Maschinen in deinem Kopf
deinem Körper nicht geholfen hätten, den Schock zu
verarbeiten, hättest du wahrscheinlich trotz der Hilfssysteme in
deinem Raumanzug nicht überlebt.]
    Nun zeig es mir schon, verdammt.
    [Ich würde es dir zeigen, aber es gibt keinen Spiegel in
diesem Raum, und ich kann die neuralen Blockaden, die Delmar
errichtet hat, nicht umgehen.]
    Dann beschreibe es mir. Nun sag schon, Remontoire!
    [Ich bin nicht deshalb gekommen, Skade… Delmar wird dich
bald wieder ins Heilkoma versetzen, und wenn du beim nächsten
Mal aufwachst, bist du gesund. Ich wollte mit dir über Clavain
sprechen.]
    Sie drängte ihre morbide Neugier für einen Moment
zurück. Ich nehme doch an, er ist tot?
    [Tatsächlich ist es uns noch nicht gelungen, ihn
einzufangen.]
    Obwohl sie so wütend war und diese morbide Neugier sie
weiterhin plagte, musste sie zugeben, dass das Thema Clavain sie
mindestens ebenso faszinierte wie ihr eigener Zustand.
    Und schließlich war das eine vom anderen nicht ganz zu
trennen. Sie wusste zwar noch immer nicht genau, was mit ihr
geschehen war, aber es war Clavains Schuld, und das genügte. Ob
er es mit Absicht getan hatte, spielte keine Rolle.
    Verrat kannte kein Versehen.
    Wo ist er?
    [Das weiß offenbar niemand. Ist das nicht komisch? Wir
hatten seine Abgase angepeilt. Er flog auf Eridani zu – wir
gingen davon aus, dass er nach Yellowstone oder zum Rostgürtel wollte.]
    Die Demarchisten würden ihn kreuzigen.
    Remontoire nickte. [Gerade Clavain. Aber jetzt sieht es so
aus, als flöge er gar nicht dort hin – jedenfalls nicht
direkt. Er hat den sonnenwärtigen Kurs verlassen, aber wir
wissen nicht wann, denn wir haben seine Antriebsflamme
verloren.]
    Wir haben überall im Halo optische Monitoren ausgesetzt.
Irgendwann müsste er doch wieder einem davon ins Visier geraten
sein.
    [Die Schwierigkeit ist, dass Clavain die Position dieser
Monitoren kennt und sich deshalb hüten wird, sie mit seinem
Strahl zu treffen. Wir dürfen nicht vergessen, dass er

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