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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Lichtgeschwindigkeit
aufeinander zu bewegten, nicht zu voller Lichtgeschwindigkeit,
sondern nur zu acht Zehnteln davon. So funktionierte nun einmal das
Raum-Zeit-Kontinuum, aber das menschliche Denken tat sich schwer, mit
dieser Logik zurecht zu kommen.
    Das Dopplerecho ergab, dass das Objekt eine
Annäherungsgeschwindigkeit von etwas über 0,8 c hatte,
was bedeutete, dass sich Skades Hindernis mit halber
Lichtgeschwindigkeit in Richtung Yellowstone zurückbewegte. Auch
war es erstaunlich groß: ein kreisförmiges Gebilde mit
einem Durchmesser von tausend Kilometern. Der Massesensor konnte es
überhaupt nicht erfassen.
    Hätte sich das Objekt voll auf Kollisionskurs befunden, sie
hätten ihm nicht ausweichen können. Da jedoch der
antizipierte Treffpunkt nur ein Dutzend Kilometer von einem Rand des
Hindernisses entfernt lag, leiteten die Systeme der Zodiakallicht ein Notmanöver ein, um eine Kollision zu vermeiden.
    Und das, nicht das Hindernis selbst, wurde ihnen zum
Verhängnis.
    Die Zodiakallicht musste innerhalb von Sekunden mit
fünf Ge von ihrem Kurs abweichen. Es gab so gut wie keine
Vorwarnung. Wer sich in der Nähe eines Sessels befand, konnte
sich noch setzen und wurde von Beschleunigungsnetzen gehalten. Wer
sich in der Nähe eines Servomaten befand, wurde ebenfalls
aufgefangen. In manchen Bereichen des Schiffes deformierten sich die
Wände, wenn ein Körper dagegen geschleudert wurde, so dass
es nicht zu schwereren Verletzungen kam. Aber nicht alle Insassen
hatten Glück. Wer sich zum Training in den größeren
Räumen aufhielt, wurde von der Wucht des Aufpralls getötet.
Maschinen, die nicht ausreichend gesichert waren, forderten weitere
Opfer. Shadow und zwei seiner besten Zugführer kamen so ums
Leben. Von den Schweinen, die außen am Rumpf
Befestigungsvorrichtungen für Geschütze anbrachten, wurden
die meisten ins All gerissen und konnten nicht mehr geborgen
werden.
    Auch das Schiff wurde schwer beschädigt. Es war nicht
für derart gewaltsame Kurskorrekturen gebaut. Am Rumpf traten,
besonders entlang der Holme mit den Synthetiker-Triebwerken, Risse
und Ermüdungsbrüche auf. Nach Clavains Schätzung
würden sie mindestens ein Jahr zu tun haben, um den Zustand vor
dem Angriff wiederherzustellen. Das Innere hatte nicht weniger
gelitten. Nicht einmal die Sturmvogel in ihrem
Reparaturgerüst war verschont geblieben. Xaviers ganze Arbeit
wurde mit einem Schlag zunichte gemacht.
    Aber es hätte noch sehr viel schlimmer kommen können,
dachte Clavain. Wenn sie Skades Objekt tatsächlich getroffen
hätte, wäre das Schiff unter der relativistisch
verstärkten kinetischen Energie binnen eines Lidschlags
auseinander gerissen worden.
    Das Hindernis, dem sie nur knapp entgangen waren, war ein
Lichtsegel, eins von vielen hundert vielleicht, die Skade hinter sich
abgeworfen hatte. Die Segel waren wahrscheinlich mononuklear:
Materiefolien, die so weit gedehnt wurden, bis sie nur noch die Dicke
eines Atoms hatten, wobei die interatomaren Bindungen künstlich
verstärkt waren. Die Segel hatten sich wohl erst in einem
gewissen Abstand von der Nachtschatten geöffnet, um nicht
von den Abgasen in Brand gesetzt zu werden. Vermutlich hatte man sie
durch Rotation zusätzlich gestrafft.
    Anschließend hatte Skade ihre Laser darauf gerichtet.
Deshalb hatten Clavain und seine Leute kohärentes Licht von der Nachtschatten gesehen. Die Photonen waren in die Segel gerast,
hatte sie zurückgestoßen und mit mehreren hundert Ge
abgebremst, bis sie sich relativ zum nächsten Stern nur noch
langsam bewegten. Doch die stark gebündelten Laser hatten den
Druck auch weiter aufrechterhalten und Clavain die Segel mit
wachsender Beschleunigung entgegengeschleudert. Skade konnte die
Position der Zodiakallicht so genau bestimmen, dass die Segel
direkt auf das Schiff zielten.
    Es war wie immer ein Zahlenspiel. Gott allein wusste, wie viele
Beinahe-Kollisionen sie schon hinter sich hatten, bis ein Segel
direkt vor ihnen auftauchte. Vielleicht war die
Trefferwahrscheinlichkeit von vornherein nicht allzu hoch gewesen,
aber wie man Skade kannte, standen die Chancen wohl nicht allzu
schlecht.
    Clavain war sicher, dass es da draußen noch viel mehr Segel
gab.
    Bevor noch die schlimmsten Schäden behoben waren, erarbeitete
er mit seinen Experten eine Gegenstrategie. Simulationen ergaben,
dass es im Prinzip möglich wäre, in ein entgegenkommendes
Segel ein Loch zu sprengen, das groß genug war, um
hindurchzufliegen, aber nur, wenn die Segel

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