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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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müsste noch trinkbar
sein.«
    Clavain nahm den Kolben entgegen. »Gibt es etwas, das ihr mir
über die Sitzung des Inneren Konzils erzählen
möchtet?«
    »Wir können nicht über Einzelheiten sprechen«,
sagte Remontoire. »Ich kann dir nur sagen, dass der Wunsch nach
deinem Beitritt sehr stark ist. Zum Teil kommt der Druck von
Synthetikern, die befürchten, deine Loyalität
gegenüber dem Mutternest würde so lange fragwürdig
bleiben, bis du endlich aus der Kälte kämst.«
    »Das ist eine unglaubliche Frechheit.«
    Remontoire und Felka sahen sich an. »Vielleicht«, sagte
Remontoire. »Es gibt auch andere – vermutlich
Verbündete von dir –, die finden, du hättest deine
Loyalität im Lauf der Jahre sattsam bewiesen.«
    »Das klingt schon besser.«
    »Aber auch sie sähen dich gern im Inneren Konzil«,
sagte Felka. »Sie meinen, wenn du erst dort eingebunden
wärst, könntest du dich nicht mehr so ohne weiteres in
Gefahren stürzen. Es geht ihnen darum, dem Mutternest deinen
Wert zu erhalten.«
    Clavain kratzte sich den Bart. »Ihr wollt also sagen, ich
kann nicht gewinnen, verstehe ich das richtig?«
    »Es gibt eine Minderheit, die nichts dagegen hätte, wenn
du draußen bliebest«, sagte Remontoire. »Einige davon
sind deine treuesten Verbündeten. Andere stellten sich
allerdings auf den Standpunkt, man sollte dich ruhig weiterhin Soldat
spielen lassen, das wäre die einfachste Möglichkeit, dich
los zu werden.«
    »Gut zu wissen, dass man so geschätzt wird. Und wie
denkt ihr beide darüber?«
    Remontoire sagte leise: »Das Innere Konzil braucht dich,
Clavain. Jetzt mehr denn je.«
    Felka spürte, wie die beiden Männer sich stumm
verständigten. Es war keine neurale Kommunikation, sondern eine
viel ältere Methode, und sie funktionierte nur bei Freunden, die
sich schon sehr lange kannten und einander rückhaltlos
vertrauten.
    Clavain nickte ernst, dann sah er Felka an.
    »Meine Position sollte dir bekannt sein«, sagte sie.
»Ich kenne dich und Remontoire seit meiner Kindheit auf dem
Mars. Damals warst du ganz für mich da, Clavain. Du bist in
Galianas Nest zurückgegangen und hast mich geholt, obwohl sie
sagte, es sei aussichtslos. Du hast mich niemals aufgegeben, auch
nicht in all den Jahren danach. Du hast mich zu etwas gemacht, was
ich vorher nicht war. Du hast mich zu einer Person gemacht.«
    »Und jetzt?«
    »Galiana ist nicht mehr hier«, sagte sie. »Damit
habe ich ein Bindeglied zu meiner Vergangenheit verloren, Clavain.
Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, noch auf ein
weiteres zu verzichten.«
    * * *
    Xavier Liu arbeitete auf einem Reparaturdock an der
Außenfelge des Karussells New Copenhagen im
äußeren Habitatring des Rostgürtels um
Yellowstone. Im Moment hatte er erhebliche Schwierigkeiten mit den
Halbaffen. Der Gewerkschaftsvertreter, selbst kein Halbaffe, sondern
ein aufgerüsteter Orang Utan, hatte ihm kurzfristig
sämtliche Totenkopfäffchen aus der Werkstatt abgezogen.
Xaviers Schuld war das nicht – er war mit seinen Angestellten
immer gut ausgekommen –, aber der Orang Utan hatte zur
Arbeitsniederlegung aufgefordert, um eine Gruppe Colobusaffen zu
unterstützen, die auf der anderen Seite des Karussells in Streik
getreten waren. So weit Xavier begriffen hatte, ging es darum, dass
die Lemuren unter Tariflohn arbeiteten und so den höheren
Primaten die Arbeitsplätze wegnahmen.
    Das Gezänk wäre nicht uninteressant und vielleicht sogar
komisch gewesen, hätte es sich nicht so unangenehm auf seinen
jüngsten Auftrag ausgewirkt. Aber, überlegte Xavier,
dergleichen war eben standortbedingt. Wer nicht gerne mit
Affenartigen, Halbaffen oder Menschenaffen oder gelegentlich auch mit
einer Gruppe von Zwergfaultieren arbeiten wollte, sollte sich besser
nicht gerade im Karussell New Copenhagen ansiedeln.
    Der dicht bevölkerte äußere Habitatring war eine
graue Ringröhre, die im Rostgürtel rotierte, jener
Prozession von klapprigen Habitats und ausgeschlachteten
Habitat-Hüllen, die auch nach allem, was geschehen war, noch
immer um Yellowstone kreiste. Schon bevor Überalterung, Sabotage
und Kollisionen ihr Zerstörungswerk begannen, war die Vielfalt
an Formen und Größen ungeheuer gewesen. Da gab es riesige
luftgefüllte Zylinder oder Kugeln, bestückt mit Spiegeln
und zarten goldenen Sonnenblenden, oder kleine Asteroiden oder
Kometenfragmente, die von Heerscharen von Prospektoren in die
Umlaufbahn um Yellowstone bugsiert worden waren. Oft hatte man die
Räumlichkeiten in das

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