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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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innerhalb weniger Minuten gebracht. Die Schwierigkeit
war, dass er seit fünfundvierzig Minuten auf diesem Frachter
herumturnte und die Störung noch immer nicht genau lokalisieren
konnte.
    Das war besonders deshalb problematisch, weil das Angebot
garantierte, dass er das Schiff binnen sechs Stunden wieder flott
bekommen würde. Und die erste Stunde war, wenn man das Einparken
mitrechnete, schon fast vorbei. Fünf Stunden waren normalerweise
eine Menge Zeit, aber er hatte allmählich das ungute
Gefühl, dies könnte einer von den Aufträgen werden,
die für seine Firma mit einer Konventionalstrafe endeten.
    Xavier kletterte an einer der Frachtkapseln vorbei.
»Verdammt, du Bastard, gib mir irgendeinen
Hinweis…«
    Die Unterpersönlichkeit des Frachters kreischte aus seiner
Hörmuschel: »Haben Sie den Fehler in mir gefunden? Ich
warte ungeduldig darauf, meine Mission fortsetzen zu
können.«
    »Nein. Halt den Mund. Ich muss nachdenken.«
    »Ich wiederhole, ich warte ungeduldig darauf…«
    »Halt deine Scheißklappe!«
    Vorne an der Kapsel war deutlich eine Flickstelle zu erkennen. Er
hatte sich bisher um die Behälter nicht weiter gekümmert,
doch diesmal sah er mehr, als er eigentlich wollte. In dem Ding lag
etwas, das aussah wie ein geflügeltes Pferd, nur hatten Pferde,
auch wenn sie geflügelt waren, keine weiblichen
Menschengesichter. Als ihn die Augen auch noch ansahen, wandte er
sich ab.
    Er steckte seine Leitung in einen anderen Anschluss und hoffte,
dieses Mal den wunden Punkt gefunden zu haben. Vielleicht war mit dem
Navigationssystem an sich alles in Ordnung, und es lag nur an der
Fehlerdiagnose… war das nicht schon einmal passiert, bei einem
Frachter, der auf einer Matschraupentour vom Hotel Amnesie gekommen
war? Er schaute auf das Zeit-Display in der unteren rechten Ecke
seines Helmvisiers. Noch fünf Stunden und zehn Minuten,
einschließlich der Zeit, die er brauchte, um die Funktionstests
durchzuführen und um den Frachter wieder ins All
hinauszuschieben. Das sah nicht gut aus.
    »Haben Sie den Fehler in mir gefunden? Ich warte
ungeduldig…«
    Der einzige Vorteil war vermutlich, dass es ihn hinderte,
über die andere Geschichte nachzugrübeln. Wenn man gegen
die Uhr arbeitete und ein kniffliges technisches Problem zu
lösen hatte, konnte man nicht dauernd an Antoinette denken. Er
hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass sie nicht mehr
da war. Ihr kleiner Ausflug war ihm nicht recht gewesen, aber er
hatte eingesehen, dass er sie nur noch mehr belasten würde, wenn
er versuchte, sie davon abzubringen. Sie hatte wohl selbst schon
genügend Bedenken gehabt.
    Also hatte er ihr geholfen, wo er konnte. Er hatte bei einer
anderen Werkstatt, die noch Kapazitäten frei hatte, einen
Gefallen eingefordert, und dann hatten sie die Sturmvogel dort
in die zweitgrößte Wartungsbucht auf ganz Copenhagen gezogen. Antoinette hatte nervös zugesehen. Sie war ganz
sicher gewesen, dass die Andockgreifer den Frachter mit seinen
hunderttausend Tonnen Zentripetalgewicht unmöglich festhalten
konnten. Aber das Schiff hatte sich nicht losgerissen, und dann
hatten Xaviers Äffchen es von Grund auf überholt.
    Hinterher hatten Xavier und Antoinette ein letztes Mal vor der
Abreise miteinander gebumst. Dann war Antoinette in der Luftschleuse
verschwunden, und wenige Minuten später hatte Xavier mit
Tränen in den Augen zugesehen, wie sich die Sturmvogel immer weiter entfernte, bis sie ihm unerträglich klein und
zerbrechlich vorkam.
    Kurz darauf hatte die Werkstatt Besuch von einer aufreizend
neugierigen Polizeidrohne des Ferrisville-Konvents bekommen. Die
Maschine mit den beängstigend scharfen Kanten hatte, offenbar
nur, um Xavier einzuschüchtern, stundenlang überall
herumgeschnüffelt, ohne etwas zu finden, bevor sie das Interesse
verlor.
    Weiter war nichts passiert.
    Antoinette hatte von vornherein erklärt, sie würde
Funkstille halten, sobald sie das Kriegsgebiet erreichte, deshalb
hatte es ihn zunächst nicht weiter beunruhigt, als er nichts von
ihr hörte. Dann hatten die Nachrichtensender in vagen
Formulierungen von militärischen Aktivitäten in der
Nähe von Tangerine Dream berichtet, dem Gasriesen, wo Antoinette
ihren Vater beisetzen wollte. Das war nicht so geplant. Antoinette
hatte ihren Flug bewusst in eine Zeit gelegt, zu der in diesem Teil
des Systems Ruhe herrschte. Zwar wurde in den Berichten nicht
erwähnt, dass ein Zivilschiff in die Kämpfe verwickelt
gewesen wäre, aber das hatte nichts zu

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