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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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weit
überzogen.
    Dennoch war es ihm unmöglich, Skade sein volles Vertrauen zu
schenken. Sie wusste mehr als er, und daran würde sich auch dann
nichts ändern, wenn er sich bereit erklärte, sich ins
Innere Konzil aufnehmen zu lassen. Zwar käme er damit dem
Allerheiligsten einen Schritt näher, aber er hätte noch
keinen Zutritt – und woher wusste er eigentlich, dass es
dahinter nicht noch weitere Geheimzirkel gab?
    Auf der anderen Seite stieg die Raumschlacht wieder über den
Horizont. Clavain nahm die Beobachtung pflichtschuldigst wieder auf
und stellte fest, dass die Blitze deutlich seltener geworden waren.
Das Ende war nahe, und es war so gut wie sicher, dass die
Demarchisten schwere Verluste erlitten hatten, während seine
Seite vielleicht sogar ganz ohne Opfer davongekommen war. Bald
würden sich die verbliebenen Schiffe des Feindes, alle weiteren
Kampfzonen in großem Bogen umgehend, zu ihren Stützpunkten
zurückschleppen. Wenig später würde einer der
Propagandasender über die Schlacht berichten und die Tatsachen
so lange verdrehen, bis er der vernichtenden Niederlage der
Demarchisten noch ein Tröpfchen Optimismus abringen konnte.
Clavain hatte das schon tausend Mal erlebt. Es würde noch einige
solcher Schlachten geben müssen, aber nicht mehr viele. Der
Feind war am Ende. Er stand seit Jahren auf der Verliererseite. Warum
machte man sich dann solche Sorgen um die künftige Sicherheit
des Mutternests?
    Um das herauszufinden, gab es nur einen Weg.
    * * *
    Der Robotwagen fand die Zugangsöffnung auf dem Ring und
strebte unbeirrbar und mit mechanischer Präzision seinem Ziel
zu. Clavain stieg aus und rang minutenlang keuchend nach Luft, bis er
sich an die Standardschwerkraft gewöhnt hatte, die jede Bewegung
erschwerte.
    Auf verschlungenen Wegen ging es durch Gänge und über
Rampen. Er begegnete anderen Synthetikern, aber sie beachteten ihn
nicht weiter. Wenn ihre Gedanken über ihn hinwegrauschten und er
mitbekam, wie sie ihn sahen, spürte er nur Respekt und stille
Bewunderung, vielleicht vermischt mit einer Spur von Mitleid. Skades
Bemühungen, ihn ins Innere Konzil zu holen, waren im Mutternest
nicht allgemein bekannt.
    Die Gänge wurden dunkler und enger. Die nüchternen
grauen Wände füllten sich mit Röhren und Schalttafeln.
Hin und wieder traf ihn ein Schwall warmer Luft aus einem
vergitterten Schacht. Unter seinen Füßen und hinter den
Wänden brummten Maschinen. Die Beleuchtung war schwach und
spärlich. Clavain schritt nirgendwo durch verbotene Türen,
doch wer mit diesem Teil des Rings nicht vertraut war, musste den
Eindruck gewinnen, in einen Wartungstrakt geraten zu sein, wo nicht
jeder Zutritt hatte. Gelegentlich drang jemand bis hierher vor, doch
die meisten hätten längst kehrtgemacht und wären so
lange zurückgegangen, bis sie sich in freundlicheren Gefilden
wiedergefunden hätten.
    Clavain ging weiter. Er hatte einen Teil des Rings erreicht, der
auf Plänen oder Karten nicht eingetragen war. Die meisten
Bürger des Mutternests wussten nichts von seiner Existenz. Vor
ihm erschien ein grünlichgoldenes Schott. Es war unbewacht und
unmarkiert. Daneben befand sich ein dickes Metallrad mit drei
Speichen. Clavain packte es mit zwei Händen und versuchte es zu
drehen. Zunächst sträubte es sich – hier unten war
schon lange niemand mehr gewesen –, doch dann gab es dem Druck
nach. Clavain drehte, bis das Schott sich in Bewegung setzte und wie
ein Korken aus der Wand glitt. Kondenswasser und Schmiermittel
tropften zu Boden, und endlich schwang es, ein riesiger exakt
eingepasster Kolben mit glänzend poliertem Mantel, nach der
Seite auf und gab den Eingang frei.
    Dahinter war es völlig dunkel. Clavain duckte sich, um nicht
mit dem Kopf an die obere Kante zu stoßen, und überschritt
die einen halben Meter breite Schwelle. Das Rad war eisig kalt
gewesen, und seine Finger waren steif. Er blies darauf, bis er sie
wieder bewegen konnte.
    Drinnen drehte er ein zweites Rad, bis das Schott wieder fest
verschlossen war. Diesmal zog er sich dabei die Ärmel über
die Finger. Sobald er ein paar Schritte weit gegangen war, gingen
fahlgrüne Lichter an und erhellten flackernd die Finsternis.
    Der Raum war riesengroß, niedrig und langgestreckt wie ein
Pulvermagazin. Clavain konnte die Ringwölbung erkennen, die
Wände führten in leichtem Bogen nach oben, und der Boden
folgte ihnen. Vor ihm erstreckten sich viele Reihen von
Kälteschlaftanks und verloren sich in der Ferne.
    Clavain wusste, dass

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