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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sich.
    »Ich mag die Kneipe nicht besonders.«
    »Ach ja?«
    »Viel zu viele Tiere. Wenn man den ganzen Tag mit Affen
arbeitet – oder manchmal auch nicht –, dann findet
man es gar nicht mehr so übel, einmal von Maschinen bedient zu
werden.«
    Sie nickte ihm über die Speisekarte hinweg zu. »Kann ich
verstehen.
    Der Clou bei Robotnik war, dass das Personal nur aus
Servomaten bestand. Mit Ausnahme der großen
Reparaturwerkstätten gab es im Karussell sonst kaum Unternehmen,
in denen Maschinen irgendwelcher Art manuelle Arbeit verrichteten.
Hier handelte es sich um schrottreife Uraltmodelle, jene billigen,
robusten Roboter, denen die Seuche nie etwas hatte anhaben
können, und die auch jetzt noch hergestellt wurden, obwohl die
industrielle Fertigung durch die Seuche und den Krieg im ganzen
System stark eingeschränkt war. Sie hatten sogar einen gewissen
altertümlichen Charme, dachte Antoinette, doch der verblasste
rasch, als eine humpelnde Maschine auf dem Weg von der Bar zu ihrem
Tisch ihr Bier vier Mal fallen ließ.
    »Ich glaube, dir gefällt es hier gar nicht so gut«,
sagte sie etwas später. »Wir sind nur hier, weil du Lyle
noch weniger leiden kannst.«
    »Wenn du mich fragst, ich finde es verdammt krank, eine
zivile Katastrophe als Touristenattraktion zu vermarkten.«
    »Dad hätte dir wahrscheinlich Recht gegeben.«
    Xavier brummte etwas Unverständliches vor sich hin. »Was
war denn nun eigentlich mit den Spinnen?«
    Antoinette begann, das Etikett von ihrer Bierflasche
abzulösen wie damals vor vielen Jahren, als ihr Vater zum ersten
Mal erwähnt hatte, wo er am liebsten begraben sein wollte.
»Das weiß ich selbst nicht so genau.«
    Xavier wischte sich den Schaum von den Lippen. »Dann
versuch’s doch mal mit einer vagen Vermutung.«
    »Es gab Ärger. Alles lief wunderbar – ich flog
langsam und kontrolliert auf Tangerine Dream zu – auf einmal
knallt es.« Sie stach zur Erläuterung mit dem Finger auf
einen Bierdeckel ein. »Direkt vor mir taucht ein Zombie-Schiff
auf, das gerade dabei ist, seinerseits in die Atmosphäre
abzutauchen. Ich hatte es versehentlich mit meinem Radarstrahl
gestreift und mir damit eine geharnischte Strafpredigt von der
Zombie-Pilotin eingehandelt.«
    »Aber sie hat nicht etwa zum Dank eine Rakete nach dir
geworfen?«
    »Nein. Vielleicht hatte sie keine mehr übrig, oder sie
wollte vermeiden, durch einen Schuss ihre genaue Position zu verraten
und damit alles nur noch schlimmer zu machen. Der Grund, warum sie
– genau wie ich – den großen Sprung machen wollte
–, war nämlich, dass sie ein Spinnenschiff im Nacken sitzen
hatte.«
    »Das hört sich nicht so gut an«, sagte Xavier.
    »Nein, ganz und gar nicht. Jedenfalls musste ich schleunigst
in die Atmosphäre verschwinden. Zum Teufel mit den
Sicherheitsvorkehrungen, einfach runter mit uns. Biest hat
mitgespielt, aber beim Eintauchen ist eine Menge kaputt
gegangen.«
    »Andernfalls wärst du den Spinnen in die Hände
gefallen. Ich würde sagen, du hast richtig entschieden. Und dann
hast du wohl da unten gewartet, bis die Spinnen wieder
abzogen?«
    »Nicht unbedingt, nein.«
    »Antoinette…«, rief Xavier vorwurfsvoll.
    »He, hör doch erst mal zu. Nachdem ich meinen Vater
bestattet hatte, wollte ich mich da unten wahrhaftig nicht mehr
länger aufhalten. Und Biest hat es überhaupt nicht
gefallen. Das Schiff wollte ebenso dringend raus wie ich. Die
Schwierigkeit war nur, dass uns auf dem Weg nach draußen der
Tokamak im Stich ließ.«
    »Dann warst du tot.«
    »Eigentlich schon.« Antoinette nickte. »Erst recht,
weil die Spinnen immer noch in der Nähe waren.«
    Xavier lehnte sich zurück und nahm einen tiefen Schluck. Da
sie ja wohlbehalten vor ihm saß und er wusste, wie das
Abenteuer ausgegangen war, konnte er die Geschichte in vollen
Zügen genießen. »Wie ging es weiter – hast du
den Tokamak wieder zum Laufen gekriegt?«
    »Später schon, als wir wieder im All waren. Er hat mich
auch brav nach Yellowstone zurückgebracht, aber zum Abbremsen
brauchte ich die Schlepper.«
    »Du hattest also Fluchtgeschwindigkeit erreicht oder konntest
wenigstens in die Umlaufbahn gehen?«
    »Weder noch, Xave. Wir stürzten auf den Planeten
zurück, und ich tat das Einzige, was noch möglich war. Ich
rief um Hilfe.« Sie leerte ihr Glas und beobachtete dabei seine
Reaktion.
    »Wer sollte dir denn helfen?«
    »Die Spinnen.«
    »Red’ keinen Unsinn! Du hattest wirklich die Nerven
– die Eier dafür?«
    »Mit den Eiern weiß ich

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