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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Liu hat mich bei meinen Ermittlungen behindert«,
behauptete die Polizeidrohne.
    Xavier hustete wieder. »Ich… bin ihm nur… nicht
schnell genug aus dem Weg gegangen.«
    »Alles klar, Xave?«, fragte Antoinette.
    »Schon in Ordnung«, antwortete er. Tatsächlich
bekam er bereits wieder ein wenig Farbe. Er wandte sich der Maschine
zu, die fast das ganze Büro beanspruchte, das Unterste zuoberst
kehrte und jedes Stück mit ihren vielen Armen untersuchte.
»Verdammt, was suchst du eigentlich hier?«
    »Antworten, Mr. Liu. Antworten auf genau die gleichen Fragen,
die mich schon bei meinem letzten Besuch beschäftigt
haben.«
    Antoinette starrte die Maschine wütend an. »Der
Dreckskerl war bei dir, während ich weg war?«
    Die Maschine antwortete. »Aber gewiss doch, Miss Bax –
nachdem Sie so wenig Entgegenkommen zeigten, hielt ich das für
angebracht.«
    Xavier sah Antoinette an.
    »Er war auch an Bord der Sturmvogel«, bestätigte sie.
    »Und?«
    Die Drohne stürzte einen Aktenschrank um und durchwühlte
gelangweilt die verstreuten Papiere. »Miss Bax zeigte mir einen
Passagier in einem Kälteschlaftank und behauptete, was
übrigens vom Hospiz Idlewild bestätigt wurde, es sei zu
einer Verwechslung gekommen, und der Körper müsse nun ins
Hospiz zurückgebracht werden.«
    Antoinette zuckte die Achseln. Sie wusste, dass sie sich nicht
einschüchtern lassen durfte. »Und?«
    »Der Passagier war bereits tot. Und Sie sind im Hospiz nie
eingetroffen. Kurz nachdem ich von Bord ging, flogen Sie in den
interplanetaren Raum.«
    »Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Genau diese Frage, Miss Bax, wollte ich Ihnen stellen.«
Die Drohne ließ von den Papieren ab und stieß den Schrank
beiseite. Der Kolbenantrieb der scharfkantigen Gliedmaße
winselte leise. »Ich habe auch Mr. Liu danach gefragt, aber er
war nicht sehr hilfsbereit. Nicht wahr, Mr. Liu?«
    »Ich habe dir alles gesagt, was ich wusste.«
    »Vielleicht sollte ich mich auch für Sie interessieren,
Mr. Liu, was meinen Sie? Aus den Polizeiunterlagen geht hervor, dass
Sie eine bewegte Vergangenheit haben. Und sie waren mit James Bax
sehr gut bekannt, nicht wahr?«
    Xavier zuckte die Achseln. »Wer war das nicht?«
    »Sie haben für ihn gearbeitet. Eine solche Beziehung
geht weit über eine flüchtige Bekanntschaft hinaus, das
geben Sie doch zu?«
    »Unsere Beziehung war rein geschäftlicher Natur. Ich
habe sein Schiff repariert. Ich repariere viele Schiffe. Wir waren
nicht miteinander verheiratet.«
    »Aber Sie hatten doch sicher mitbekommen, dass wir uns
für James Bax interessierten, Mr. Liu. Einen Mann, der sich
gerne am Rand der Legalität bewegte. Einen Mann, für den
das Gesetz eine Bagatelle war, die ihn nicht weiter
berührte.«
    »Wie sollte er sich damit auch auskennen?«, gab Xavier
zurück. »Ihr Dreckskerle macht doch jeden Tag neue
Gesetze.«
    Die Drohne wurde zu einem verschwommenen schwarzen Fleck.
Antoinette spürte den Luftzug, als sie an ihr vorbeiraste. Dann
hing Xavier wieder an der Wand, diesmal weiter oben, und der Druck
auf seine Kehle war sehr viel brutaler. Verzweifelt riss er an den
Robotarmen und suchte sich zu befreien.
    »Wussten Sie eigentlich, Mr. Liu, dass der Fall Merrick
niemals zufriedenstellend aufgeklärt wurde?«
    Xavier konnte nicht antworten.
    »Der Fall Merrick?«, fragte Antoinette.
    »Lyle Merrick«, antwortete die Drohne. »Sie kennen
den Mann. Ein Händler wie Ihr Vater. Auf der falschen Seite des
Gesetzes.«
    »Lyle Merrick starb…«
    Xavier lief allmählich blau an.
    »Aber der Fall wurde nie abgeschlossen, Miss Bax. Es blieben
immer eine Reihe von Fragen offen. Ist Ihnen die
Mandelstam-Entscheidung ein Begriff?«
    »Ist das zufällig auch eins von euren neuen
Scheißgesetzen?«
    Die Maschine ließ Xavier los. Er fiel bewusstlos zu Boden.
Antoinette hoffte jedenfalls, dass er nur bewusstlos war.
    »Ihr Vater kannte Lyle Merrick, Miss Bax. Xavier Liu kannte
Ihren Vater. Wir sind fast sicher, dass Mr. Liu auch Lyle Merrick
kannte. Wenn man das bedenkt und dann feststellt, dass Sie ohne einen
denkbaren triftigen Grund darauf bestehen, einen toten Körper
ins Kriegsgebiet zu schaffen, ist es doch nicht verwunderlich, dass
wir uns so lebhaft für Sie beide interessieren?«
    »Wenn du Xavier noch einmal anfasst…«
    »Was dann, Miss Bax?«
    »Dann werde ich…«
    »Sie werden gar nichts tun. Sie sind hier völlig
machtlos. In diesem Raum sind nicht einmal Sicherheitskameras oder
Wanzen installiert. Ich weiß es. Ich habe

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