Die Ares Entscheidung
muss ein Ende haben. Die modernen Technologien haben dem Menschen zu viel Macht in die Hand gegeben – die Macht, alles zu zerstören, was Gott geschaffen hat.«
War das ein Trick? Wollte er ihr nur mehr Details über ihre Arbeit entlocken, um alles rückgängig zu machen? Wie zum Teufel sollte sie das wissen? Tatsache war jedenfalls, dass man sie erwischt hatte. Es hatte keinen Sinn, es weiter abzustreiten. Wenn Yousef Zarin wirklich auf ihrer Seite war, dann konnte er ihr vielleicht helfen, das Leben von Millionen Menschen zu retten. Wenn er gegen sie war, dann war sie so gut wie tot.
»Sie werden es Omidi nicht sagen?«, fragte sie im vollen Bewusstsein der allgegenwärtigen Kameras, die über ihnen an der Decke angebracht waren.
»Omidi ist ein Schwein. Das Ganze ist ein verzweifelter Akt – ein Verbrechen von Politikern, die sich an die Macht klammern und das als Frömmigkeit tarnen. Ich werde Ihnen helfen. Aber ich fürchte trotzdem, dass der Weg, den Sie eingeschlagen haben, uns nicht weiterbringt.«
Er hatte natürlich recht. Das Ganze war eine Verzweiflungstat ihrerseits gewesen. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass man ihr genug Zeit gab, um die entsprechenden genetischen Modifikationen durchzuführen, würde die Wirkung nicht von Dauer sein. Der Parasit war einfach zu anpassungsfähig; wenn er an einem Ort freigesetzt wurde, wo es keine räumliche Isolation wie in Afrika gab, dann würde er sich erschreckend schnell weiterentwickeln, seine Symptome verbergen,
die Ausbreitungsgeschwindigkeit ändern und den Zeitraum vergrößern, in dem die Betroffenen den Erreger übertragen konnten.
Im Hinterkopf war da immer noch eine Stimme, die sie zur Vorsicht mahnte, doch sie brauchte so dringend jemanden, der ihr beistand. Sie wollte einfach nicht mehr allein sein.
»Gibt es irgendeinen Weg hinaus, Yousef? Oder eine Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren? Ich habe Freunde, die mir vielleicht helfen können.«
Der Iraner schüttelte den Kopf. »Wir sind hundert Meter unter der Erde. Alle Nachrichten, die diese Anlage verlassen, werden von Omidi persönlich überprüft.«
»Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.«
Er nickte. »Und zwar schnell. Ich fürchte, dass die Wissenschaftler, die nicht mehr hier sind – und die bedingungslos loyal gegenüber Omidi sind –, an einem Weg arbeiten, den Parasiten außerhalb des menschlichen Körpers zu transportieren.«
»Was? Sind Sie sicher?«
»Er hat mich selbst gefragt, ob ich auch denke, dass man mit der Arbeit an dem Transportproblem warten sollte, bis die genetischen Modifikationen abgeschlossen sind, und ich habe Sie unterstützt – aber er hat Fragen gestellt, die so komplex waren, dass er sie sich sicher nicht selbst hat einfallen lassen. Seine Leute glauben offenbar nicht, dass sich die Modifikationen auf die Transportfähigkeit auswirken würden.«
»Dann müssen wir hier raus, Yousef. Wir brauchen dringend Hilfe.«
»Ich fürchte, das ist nicht möglich. Wir sind aber trotzdem nicht ganz machtlos.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich war vor Jahren schon einmal hier, als es noch ein geheimes Biowaffenlabor war. Ich sollte einen Bericht über Sicherheitsfragen schreiben. Es gab viele Probleme – Systeme, die hoffnungslos veraltet waren oder einfach nicht funktionierten, unzureichende Vorkehrungen, Risse in den Wänden und in der Decke. Die Regierung verließ sich darauf, dass die Abgelegenheit der Anlage für genug Sicherheit sorgen würde. Die nächste Siedlung ist ein Dorf, etwa zwei Autostunden entfernt.«
»Dann haben sie wohl nicht auf Sie gehört. Diese Anlage ist eine potenzielle Katastrophe.«
Er nickte. »Kurz nach meiner Inspektion griffen die Amerikaner den Irak an, weil sie dort Massenvernichtungswaffen vermuteten. Meine Regierung fürchtete, dass es dem Iran genauso ergehen könnte, und schloss die Anlage.«
»Das heißt, Sie kennen die Schwachstellen der Anlage, die es immer noch gibt?«
»Besser als jeder andere, glaube ich.«
Sie lehnte sich zurück und starrte an ihm vorbei auf die Leute, die sich nach Kräften bemühten, keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie fragte sich, was sie sagen würden, wenn sie wüssten, welche Katastrophe sie und Yousef hier entfesseln würden.
Kapitel vierundsiebzig
ÜBER DEM ZENTRALIRAN
4. Dezember, 10:14 Uhr GMT + 3:30
Der alte russische Hubschrauber fühlte sich an, als würde er jeden Moment auseinanderfallen, während er über den Bergkamm
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