Die Ares Entscheidung
auszublenden. Es schien immer lauter zu werden, je länger sich ihre sinnlose politische Diskussion hinzog.
»Amerika ist trotz allem eine große stabilisierende Kraft in der Welt, das wissen Sie genauso gut wie ich. Hätten andere
damit anstellen würden. Was würde Ihr Land machen, wenn es unser Arsenal hätte?«
Farrokh nahm einen Schluck von seinem Tee, ehe er seine Aufmerksamkeit auf konkretere Dinge richtete. »Wissen Sie, wohin Dr. van Keuren gebracht wurde?«
»Nein. Wir haben praktisch überhaupt keine Möglichkeiten, Informationen im Iran zu sammeln.«
»Ah, dann bleibt das also auch an mir hängen?«
»Es ist Ihr Land, und ich schätze, Sie haben einige Übung in solchen Dingen.«
»Ich höre so einiges«, räumte Farrokh achselzuckend ein.
Seine Worte blieben vage, doch sein Ton machte deutlich, dass er etwas wusste. Farrokhs Netzwerk hatte sich offenbar intensiv mit der Sache beschäftigt, schon von dem Moment an, als Kleins Leute sich mit ihm in Verbindung gesetzt hatten.
»Wo? Wo ist sie?«
Farrokh begutachtete die Speisen auf dem Tablett, das zwischen ihnen stand, und strich schließlich etwas Unidentifizierbares auf ein Stück flaches Brot. »Man hat eine gewisse Aktivität in einer alten Forschungsanlage in der Zentralregion des Landes beobachtet. Außerdem haben Professoren an verschiedenen Universitäten ganz plötzlich ihre Posten verlassen, um irgendeinen Regierungsauftrag zu übernehmen. Sie haben seither keinen Kontakt mehr zu ihren Familien. Der Zeitpunkt kann kein Zufall sein.«
»Wie stark bewacht ist die Anlage?«
»Sie ist unterirdisch, und der Zugang ist gut bewacht.«
»Ich weiß nicht, ob ich Unterstützung aus der Luft organisieren kann, aber ich werde es auf jeden Fall versuchen.«
Farrokh runzelte die Stirn und lehnte sich in die Kissen.
»Glauben Sie wirklich, ich helfe Ihnen, einen Angriff auf mein eigenes Land zu koordinieren? Ich bin ein Reformer, kein Verräter.«
»Aber …«
Der Iraner hob die Hand, und im nächsten Augenblick erschien der Mann, der sie hereingelassen hatte, in der Tür. Diesmal wirkte er weniger fröhlich, und seine Waffe hatte er nicht mehr geschultert, sondern in den Händen.
»Teymore wird Sie zu Ihrem Quartier bringen. Ich hoffe, wir haben bald wieder Gelegenheit, uns zu unterhalten.«
Kapitel dreiundsiebzig
ZENTRALIRAN
3. Dezember, 19:12 Uhr GMT + 3:30
Sarie van Keuren führte das Skalpell vorsichtig durch das Gehirn. Seine geringe Größe machte die Aufgabe schwieriger, doch sie war froh, dass sie an einem Tier arbeiten konnte; immerhin hatte sie Omidi überzeugen können, dass das produktiver sei. In dem Raum mit den Glaswänden befanden sich nun verschiedene Affen in Käfigen – manche davon Labortiere, andere wieder schien man aus Zoos oder von privaten Besitzern geholt zu haben.
Jeder einzelne Käfig war mit einem Tuch bedeckt; sie hatte darauf hingewiesen, dass das notwendig sei, damit sich die Tiere nicht verletzten, wenn sie die Leute auf der anderen Seite der Glasscheibe sahen und zu ihnen gelangen wollten. Der wahre Grund war jedoch eher, zu verhindern, dass die Tiere sich gegenseitig sahen – ein feiner Unterschied, der Omidi und seinen wissenschaftlichen Schoßhunden entging.
Sarie blickte auf und bemerkte, dass an einigen der Tücher über den Käfigen Blutflecken waren. Sie hielt die Uhrzeit auf einem Notizblock fest, den sie neben sich liegen hatte, und wandte sich wieder der Arbeit an dem Gehirn zu.
Es gab eine Reihe von möglichen Strategien, um den Parasiten weniger gefährlich zu machen – doch fast alle erwiesen sich bei genauerer Betrachtung als undurchführbar. Der naheliegendste Weg war, die Mutation auszuwählen, die die Hornhaut des Betroffenen angriff. Biologisch gesehen eine logische Vorgangsweise, doch man konnte nicht davon ausgehen,
dass es niemandem auffallen würde, wenn die infizierten Tiere plötzlich herumirrten und gegen alle möglichen Sachen stießen. Omidis Getreuen waren zwar keine Weltklasseforscher, aber Idioten waren sie auch nicht.
Ihr zweiter Ansatz war, das Konzentrationsvermögen der Infizierten zu erhöhen. Sie hatte geglaubt, damit die perfekte Lösung gefunden zu haben, auch wenn sie etwas Unheimliches an sich hatte. Wenn sie erreichte, dass sich die Betroffenen während eines Angriffs nicht mehr so leicht ablenken ließen, würden sie ihre Opfer töten und damit die Verbreitung des Parasiten stoppen. Leider waren die dafür zuständigen Gehirnregionen nicht so
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